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Hauptburgenname Hohenwarth
ID 699
Objekt Hausberg|Burgstall|Erdwerk
KG Hohenwarth
OG/MG/SG Hohenwarth-Mühlbach am Manhartsberg
VB Hollabrunn
BMN34 rechts 712756
BMN34 hoch 374604
UTM 33N rechts 0
UTM 33N hoch 0
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Geschichte Als Gf. Ulrich I. v. Radlberg um 1060/70 div. Güter seiner Frau Mathilde als Morgengabe schenkt, befinden sich darunter auch Besitzungen in Hohenwarth. Die "ecclesia Hohnwart" ist nach Kafka 1138/39 urk. nachweisbar, die Pfarre selbst besteht bereits vor 1100. Hohenwarth ist Passauer Einflussgebiet, begütert sind das Kloster St. Nikolai sowie das Domkapitel. Als weitere kirchliche Grundherren treten die Klöster Göttweig, Zwettl und Lilienfeld in Erscheinung, bis 1459 ist auch der Deutsche Orden hier begütert. Zwischen 1170/90 ist erstmals ein Heinrich v. Hohenwarth urk. nachweisbar, womit die Existenz eines Adelssitzes angezeigt ist. In den 80er-Jahren des 13. Jhs. ist Konrad v. Hohenwarth, ein Gefolgsmann der Hrn. v. Winkl, mehrfach urk. belegt. 1290 nimmt Konrad an einem Taiding der Hrn. v. Winkl in Großweikersdorf teil. Die Hohenwarther haben verwandtschaftliche Beziehungen zu den Mühlbachern und sind mit Ulrich von Hohenwarth noch bis 1369 nachweisbar. Der Lilienfelder Besitz untersteht seit 1362 der Vogtei des Gf. Berthold v. Maidburg-Hardegg. Seit dem 14. Jh. findet sich auch landesfürstlicher Besitz in Hohenwarth, so erwirbt Hzg. Friedrich 1311 div. Besitzungen von Seyfried v. Plank. Zehente sind im 15. und 16. Jh. an die Hofkircher, 1615 an die Welzer und 1618 an die Inbrucker verliehen. Franz Georg Engl v. Wagrein vereinigt diesen Lehensbesitz 1696 mit seiner Hft. Mühlbach. Bereits 1591 zeigt sich der Besitz in Hohenwarth stark zersplittert, 1751 ist der Ort auf 7 Grundherrschaften aufgeteilt.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Lage/Baubeschreibung Den abgekommenen Sitz der Hohenwarther vermutet Kafka im Bereich der Pfarrkirche Hl. Michael. Diese liegt auf einer im N des Dorfes situierten, erhöhten Geländeterrasse, unmittelbar an der nach Großmeiseldorf führenden Straße. Diese Terrasse fällt östl. zur genannten, hohlwegartig eingetieften Straße und südl. zur Siedlung mit steilen Böschungen ab. Nördl. und westl. schließt beackertes, relativ ebenes Gelände an. Das Gelände zeigt infolge starker rezenter Veränderungen – nördl. und westl. der Kirche liegt der Ortsfriedhof – keinerlei Hinweise auf den hier bestandenen Sitz. Die Kirche selbst zeigt jedoch in bemerkenswerter Weise ihren hochmittelalterlichen Kern. Bereits 1949 wurden an der N-Wand, tlw. auch an der freiliegenden W-Wand des ca. 15 x 10 m großen, stark verzogenen Langhauses rom. Mauerwerksstrukturen freigelegt. Die Mauertechnik zeigt einen starken zonalen Wechsel zwischen Quadermauerwerk und kleinteiligem, hammerrechten Bruchsteinmauerwerk, doch ist dieser Umstand offensichtlich nicht durch zeitliche Zäsuren erklärbar. Ein Quader-Kompartiment integriert einen voll ausgebildeten, mehrere Meter langen "opus spicatum"-Einschub. Gegen O ist ein schmales Trichterfenster mit rot gefärbelter Laibung erhalten. Durch eine 2-phasige Barock-Befensterung sind mglw. weitere Primäröffnungen zerstört. Die Traufzone ist mit einem Band aus rot-weiß gemalten Dreiecken dekorativ gestaltet, die urspr. Dachschräge ist an der W-Seite erkennbar. Als Zeitstellung des Primärbaues ist zumindest allgemein das 12. Jh. vorzuschlagen. Den Baubefund mit der 1138/39 genannten "ecclesia" in Verbindung zu bringen, erscheint durchaus denkbar. In der Barockzeit wurde das Schiff durchgreifend erneuert und erhöht. Der Polygonalchor ist nach Dehio mglw. dem 14. Jh. zuzuweisen, der angestellte W-Turm lässt durch die freiliegenden, lagerhaften Mauerstrukturen eine Errichtung im späten 13. Jh. möglich erscheinen. Östl. des Kirchenplateaus, durch den Straßeneinschnitt getrennt, liegt ein isolierter Hügel, der im O abermals durch einen hohlwegartigen Straßenzug begrenzt ist. Der Hügel fällt allseitig mit deutlichen Böschungen ab, im S ist eine Terrasse vorgelagert. Der mit dem Kirchenplateau niveaugleiche Hügel wurde mglw. erst durch die heutige Straße derart isoliert. Die Gesamtsituation ließe an die tlw. erhaltenen, durchaus geeigneten Substruktionen einer hausbergartigen Burganlage denken, deren Grabenanlagen von jüngeren Wegführungen benutzt werden. Ein archäologischer Nachweis ist nicht vorhanden, auf die bislang unerwähnte Situation soll zumindest hingewiesen werden. Nach Kafka sind im Kirchhügel auch Erdställe nachgewiesen.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit abgekommen
Literatur
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 62
  • Gerhard Reichhalter, Karin Kühtreiber, Thomas Kühtreiber (mit Beiträgen von Günter Marian, Roman Zehetmayer), Burgen Weinviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2005, 202 f.
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 439 f.
  • Brigitte Faßbinder, Theodor Brückler, Kunst im Bezirk Hollabrunn (hg. v. Stadtmuseum Alte Hofmühle Hollabrunn). Hollabrunn 1997, 80 f.
  • Karl Lechner (Hg.), Handbuch der Historischen Stätten Österreich 1, Donauländer und Burgenland. Stuttgart ²1985, 324 f.
  • Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 III, H 439
  • Karl Kafka, Wehrkirchen Niederösterreichs II. Wien (Birkenverlag) 1970, 138
  • Christina Mochty, Marktgemeinde Hohenwarth-Mühlbach am Manhartsberg. In: Ernst Bezemek, Willibald Rosner (Hg.), Vergangenheit und Gegenwart. Der Bezirk Hollabrunn und seine Gemeinden. Hollabrunn 1993, 689–710, 694 ff.
  • Maximilian Weltin (unter Mitarbeit von Dagmar Weltin, Günter Marian, Christina Mochty-Weltin), Urkunde und Geschichte. Niederösterreichs Landesgeschichte im Spiegel der Urkunden seines Landesarchivs. Die Urkunden des Niederösterreichischen Landesarchivs 1109–1314. Niederösterreichisches Urkundenbuch Vorausband. St. Pölten 2004, 164
  • Walther Sohm, Wilhelm Wunderer, Heimatbuch Hohenwarth/Ebersbrunn (hg. v. Marktgemeinde Hohenwarth-Mühlbach am Manhartsberg). Hohenwarth 1987, 7, 9 f., 44 ff.
Hohenwarth. Ansicht der Pfarrkirche von NO (2001) - © Thomas Zoder
Hohenwarth. Ansicht der Pfarrkirche von NO (2001)
© Thomas Zoder