Hauptburgenname
Hubertendorf
ID
700
weitere Burgennamen
Herbartendorf, Höbatendorf
Objekt
Schloss
Adresse
A-3372 Hubertendorf 32, 32a
KG
Kottingburgstall
OG/MG/SG
Blindenmarkt
VB
Melk
BMN34 rechts
652462
BMN34 hoch
333584
UTM 33N rechts
501632.41
UTM 33N hoch
5331109.73
Link auf NÖ-Atlas
Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt
PKW: Verlässt man bei Amstetten-Ost die A 1 und fährt auf der B 1 Richtung Neumarkt an der Ybbs, erreicht man bereits nach 800 m das unmittelbar neben der Straße gelegene Schloss. RAD: Wenige km nach seinem Beginn in Ybbs an der Donau führt der "Ybbstalweg" nahe am Schloss vorbei.
Geschichte
Örtlicher Adel erscheint 1270 mit "Hermannus de Herbortendorf miles", der eine Urkunde im Streitfall zwischen Bf. Konrad v. Freising und Alheit v. Reinsberg um die Burg Randeck bezeugt (FRA II/31, Nr. 287). 1303 sind Dietrich, Siegfried und Ulrich v. Dobra hier begütert, sie verkaufen mit anderen Gülten auch den Dienst des Ulrich v. Herbortendorf an Heinrich v. Wallsee (OÖUB IV, 430). 1380 erhält Simon v. Ybbs durch den Landesfürsten Güter in Hubertendorf. 1388 erscheint Friedrich v. Wasen hier begütert. 1449 ist der Ort im Wallseer Urbar genannt, ab M. d. 16. Jhs. ist er als Teil der Hft. Karlsbach u. a. im Besitz der Zinzendorfer, dann – bis 1980 – im Besitz der Starhemberg. Durch die russische Besatzung wird der Bau 1945/55 stark beschädigt und danach von Mietparteien bewohnt. Heutiger Eigentümer ist Franz Aigner.
Text
M.K., G.R.
Lage/Baubeschreibung
Das Schloss liegt 2,5 km östl. von Blindenmarkt in völliger Niederungslage zwischen der B 1 im N und dem Ybbser Mühlbach im S. Es ist am N-Rand des ehem., noch heute von Altarmen und Teichen strukturierten Augebiets der Ybbs situiert. Bereits von außen zeigt sich, dass der heutige Bau keinerlei mittelalterliche Bauteile integriert. Es scheint sogar fraglich, ob der mittelalterliche Sitz, aufgrund der Lage wohl als Wasserburg zu vermuten, genau denselben Standort benutzte. Das Schloss ist eine 3-gesch., 3-flügelige Anlage, die sich ehrenhofartig gegen S, zum ehem. Parkareal öffnet. Baukern ist der zur Straße gewandte N-Trakt. Der urspr. 2-gesch., mit auffallend geringen Mauerstärken versehene Bau umfasst innerhalb eines flachen, 3-gesch. Mittelrisalits die Toreinfahrt, deren stark rustiziertes Portal noch aus der Bauzeit, dem frühen 17. Jh. stammt. Sie wird von einer aus ca. 1800 stammenden Altane, gestützt auf toskanische Säulen, überdacht. Im Attikagiebel findet sich eine Plastik des Hl. Hubertus. Der Torflügel selbst stammt aus der Zeit um 1800. Zwischen 1782 und 1813 (wohl um 1800) wurden unter den Starhemberg der O- und W-Trakt errichtet und somit ein zeittypischer Ehrenhof geschaffen. Zur Materialgewinnung wurde die Kernburg von Karlsbach (s. d.) abgebrochen. Aus dieser Zeit stammt auch die heute erhaltene, im "Plattenstil" ausgeführte Fassadengliederung. Der 2-gesch., 3-flügelige Bau, der mit einem kräftigen Kranzgesimse schloss, wurde schließlich um 1890 um 1 Geschoß erhöht und somit dem 3-gesch. Torrisalit des Kernbaus angeglichen. Die W-Fassade wird im S durch einen schlanken Rundturm akzentuiert. Bis um 1900 bestanden ausgedehnte Parkanlagen, die auch der Jagd dienten. Die Baulichkeiten eines westl. benachbarten Reitbetriebes gehen wohl auf den ehem. Meierhof zurück. Bereits nach 1945 wurde die Ausstattung "entfernt", 2 Portale aus der Erbauungszeit, dem frühen 17. Jh., gelangten dabei in das Schloss Eferding bzw. in das Oberösterr. Landesmuseum in Linz. Das Schloss, das in der Nachkriegszeit Schäden davontrug, wurde in jüngster Zeit vorbildlich saniert und beherbergt Mietwohnungen.
Text
G.R.
Touristische Infrastruktur
Parkmöglichkeiten sind beim Schloss vorhanden. Die relativ "junge" Anlage, die als Nachfolger des mittelalterlichen Sitzes gewertet werden muss, präsentiert sich als frisch renovierte Anlage. Besichtigungen von Teilen des Schlosses sind im Rahmen von Führungen möglich. Auskunft: Aigner Schlösser GesmbH, Inh. Franz Aigner: 0664/5000-001.
Gasthäuser
GH "Zur Goldenen Sonne" in Blindenmarkt, GH "Kirchenwirt" in Blindenmarkt, GH "Zum Goldenen Adler" in Kemmelbach.
Literatur
- Marina Kaltenegger, Thomas Kühtreiber, Gerhard Reichhalter, Patrick Schicht, Herwig Weigl, Burgen Mostviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2007, 80 f.
- Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser zwischen Ybbs und Enns. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 8 (Birken-Reihe), Wien 1979, 16 ff.
- Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 139
- Dehio Niederösterreich, südlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt), 2 Bde. Horn–Wien 2003, 1106
- Gerhard Floßmann, Der Bezirk Melk – Herzstück Niederösterreichs. Band II einer Bezirkskunde. Melk 1994, 179 ff.
- Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 III, H 506
- Herbert Pöchhacker, Burgen im Bezirk Melk. Ungedrucktes Manuskript. Scheibbs o. J. (1990)
- Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.O.W.W., Nr. 44