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Hauptburgenname Immendorf
ID 708
Objekt nicht mehr erhaltene Wehranlage|Adelssitz|Burgstelle
KG Immendorf
OG/MG/SG Wullersdorf
VB Hollabrunn
BMN34 rechts 734949
BMN34 hoch 389706
UTM 33N rechts 0
UTM 33N hoch 0
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Geschichte Die Siedlung wird 1108 erstmals genannt. In Immendorf erscheinen die Falkenberger, Seefelder und Kuenringer als Grundherren. 1217 vermacht Hadmar II. v. Kuenring seiner Tochter Gisela neben örtlichen Lehen auch Gefolgsleute, worunter auch die Söhne des "Per(n)hardus de Immendorf" sind. Die Immendorfer sind rittermäßige Gefolgsleute der hier begüterten Grundherren. Mitglieder dieser Familie sind angeblich 1267 bis 1390 nachweisbar, so erscheint 1278 Bernhard von Immendorf als Lehensträger des Klosters Melk und 1284 Heinrich v. Immendorf als Zeuge. Nach Eheim/Weltin (HONB) ist jedoch bereits um 1240 ein Genannter "de Ymmendorf" in einer Mailberger Urkunde nachweisbar. Als weitere Inhaber der Hft. erscheinen die Palterndorfer, unter Matthias Palterndorfer entsteht 1529 die erste "Einlage" (Steuerbekenntnis) über die Herrschaft. 1886 kommt der Besitz an Carl Frh. v. Freudenthal. Der Bau wird nach einem Brand 1945, bei dem auch seit 1942 eingelagerte Kunstgegenstände (darunter Gemälde von Gustav Klimt) vernichtet wurden, abgetragen.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Lage/Baubeschreibung Die Lage der ehem. Burg bzw. des Schlosses ist am N-Ende des Breitangerdorfes gegenüber der Pfarrkirche zu rekonstruieren. Die Anlage der Siedlung lässt noch heute die charakteristische Einbindung des Burg- und Kirchenareals am nördl. Ende des Dorfangers erkennen. Der bereits während des 15.–17. Jhs. wiederholt veränderte Schlossbau erhielt 1850 eine letztmalige "Modernisierung", bei der auch die ehem. Graben- und Zwingeranlagen verebnet wurden. Nach dem Brand des Jahres 1945 wurde der Bau restlos abgetragen. Den Zustand des 17. Jhs. vermittelt der Stich Vischers, der eine turmlose, von einer äußeren Umfassungsmauer mit Nebengebäuden sowie einer ausgedehnten Teichanlage umgebene Anlage zeigt. Eine historische Fotografie von 1918 belegt jedoch, dass ein Großteil der Primärsubstanz innerhalb des 3-gesch. Baues vorhanden war. Die Türme traten als eigenständige, 4-gesch. Baukörper in Erscheinung, ihr oberstes, wohl jüngeres Geschoß ruhte auf einer maschikuliartigen Auskragung, wohl eine romantisierende Zutat des 19. Jhs. Die aktuellen Forschungen von P. Schicht zur Gruppe der "Österreichischen Kastellburgen", die im vorliegenden Fall jedoch nur noch auf den Plan Kreutzbrucks zurückgreifen können, lassen auch hier eine regelmäßige, kastellförmige Burganlage rekonstruieren. Die nicht besonders ausgedehnte Anlage umbaute mit ihrem Bering eine Fläche von 36 x 30 m, wobei dieser durch 4 Ecktürme verstärkt war. Die Türme besaßen Seitenlängen von durchschnitlich 9 x 10 bzw. 9 x 11 m, vorsichtig kann dabei auf Mauerstärken zwischen 2,00 und 2,50 m geschlossen werden. Die Türme im NW und SO traten an der W- bzw. S-Front in betonender Weise vor den Bering, der zur Siedlung weisende und offensichtlich auch größer dimensionierte SW-Turm trat jedoch nahezu zur Gänze vor den Bering. Die siedlungsseitige S-Front dürfte so im Sinne herrschaftlicher Symbolik eine betonende Ausbildung als Haupt- bzw. Zugangsseite erhalten haben. Die Zeitstellung des Primärbaues bleibt unbekannt, auf Grund der Zuordnung zur Gruppe der Kastellburgen wäre eine Zeitstellung im 2./3. V. d. 13. Jhs. möglich.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit abgekommen
Literatur
  • Ernst Bezemek, Gottfried Holzer, Hermann Riepl, Max Weltin, Marktgemeinde Wullersdorf. In: Ernst Bezemek, Willibald Rosner (Hg.), Vergangenheit und Gegenwart. Der Bezirk Hollabrunn und seine Gemeinden. Hollabrunn 1993, 922–937, 924
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 114
  • Theodor Brückler, Hundert Jahre staatliche Denkmalpflege im Verwaltungsbezirk Hollabrunn 1850–1950. In: Ernst Bezemek, Willibald Rosner (Hg.), Vergangenheit und Gegenwart. Der Bezirk Hollabrunn und seine Gemeinden. Hollabrunn 1993, 416–443, 438 ff.
  • Gerhard Reichhalter, Karin Kühtreiber, Thomas Kühtreiber (mit Beiträgen von Günter Marian, Roman Zehetmayer), Burgen Weinviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2005, 408 f.
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 470 f.
  • Brigitte Faßbinder, Theodor Brückler, Kunst im Bezirk Hollabrunn (hg. v. Stadtmuseum Alte Hofmühle Hollabrunn). Hollabrunn 1997, 144 ff.
  • Walter Johann Fittner, Immendorf. 200 Jahre Pfarre 1783–1983. Immendorf o. J. (1983), 9–23
  • Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 III und VIII, I 19
  • Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon. Würzburg 1994, 307
  • Patrick Schicht, Österreichs Kastellburgen des 13. und 14. Jahrhunderts. Beiträge zur Mittelalterarchäologie in Österreich, Beiheft 5, Wien 2003, 112 ff.
  • Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.U.M.B., Nr. 36
Immendorf. Ansicht des heute abgetragenen „Festen Schlosses“ aus dem 17. Jh. - © Georg Matthäus Vischer
Immendorf. Ansicht des heute abgetragenen „Festen Schlosses“ aus dem 17. Jh.
© Georg Matthäus Vischer
Immendorf. Der stark idealisierte Rekonstruktionsplan zeigt hervorgehoben die Bauteile des ehem. 4-Turm-Kastells (2007) - © Patrick Schicht
Immendorf. Der stark idealisierte Rekonstruktionsplan zeigt hervorgehoben die Bauteile des ehem. 4-Turm-Kastells (2007)
© Patrick Schicht