Hauptburgenname
Königsbrunn
ID
767
Objekt
nicht mehr erhaltene Wehranlage|Adelssitz|Burgstelle
KG
Königsbrunn
OG/MG/SG
Enzersfeld
VB
Korneuburg
BMN34 rechts
755697
BMN34 hoch
356563
UTM 33N rechts
0
UTM 33N hoch
0
Link auf NÖ-Atlas
Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Geschichte
In der 2. H. d. 12. Jhs. erscheinen in Traditionsnotizen Genannte von Königsbrunn, wobei die Mehrzahl der Nennungen des 12./13. Jhs. heute auf den gleichnamigen Sitz im VB Tulln bezogen wird. 1467 sind die Dachsenbeck Besitzer von Königsbrunn. 1522 überlässt Marx Treytsauerwein den Besitz seiner Frau. Das landesfürstliche Lehen wird in der Folge seiner Witwe Barbara bestätigt und fällt nach deren Tod an Christoph Gerler. Später erscheinen nur mehr kirchliche Grundeigentümer, so Klosterneuburg und das Wiener Schottenstift.
Text
G.R., T.K., K.Kü.
Lage/Baubeschreibung
Der Sitz der Königsbrunner ist abgekommen. Ob er lagemäßig, eventl. auch rechtlich, mit der Filialkirche Hl. Maria Magdalena in Beziehung zu bringen ist, muss nach gegenwärtigem Forschungsstand offen bleiben. Der bemerkenswerte rom. Sakralbau liegt am südl. Ende des Ortsangers auf einer erhöhten Geländeterrasse. Auffallend ist die Ausrichtung des Angers auf jene Stelle, die sich von der Siedlung durch jähe Erhöhung auszeichnet, die aber gegen S mäßig vom Hinterland überhöht wird. Topographische Hinweise auf den Sitz sind im Gelände heute nicht mehr festzustellen.
Die Kirche geht in Teilen auf einen rom. Saalbau zurück, der bei Kampfhandlungen 1945 (Artillerie- oder Bombentreffer) stark beschädigt wurde. 1953/56 wurde der Bau in rekonstruierender Weise erneuert. Zum Primärbestand gehört der größte Teil der nördl. Langhauswand, deren Mauerwerk an der Außenseite sichtbar belassen wurde und das streng lagig ausgebildete, hammerrechte Strukturen aus sehr kleinteiligen, würfelig bis rechteckig zugerichteten Steinen zeigt. Innerhalb dieses Mauerverbandes liegt eine Rundbogentüre aus kleinteiligen Werksteinen, einfacher Stufung und Tympanonfeld. Die rechte Kämpferzone wird durch einen mit Würfelmuster dekorierten Block betont. Oberhalb, bereits stark gegen W verschoben, sitzt ein winziges Rundfenster, das mglw. zur Belichtung einer ehem. Empore diente. Beide nördl. Ecken entstammen sichtlich jüngeren, wohl noch mittelalterlichen Bauetappen. Bei der Zerstörung führten die Verzahnungsstellen zum Vorwölben der Langhauswand. Der heute völlig verputzte W-Turm ist offensichtlich mittelalterlich, doch weist eine stark gefaste Rundbogenscharte auf eine Zeitstellung ins (fortgeschrittene) 13. Jh. hin, womit zumindest eine 2. hochmittelalterliche Bauphase zu erschließen wäre. Die südl. Teile sowie die Halbrundapsis sind rezent erneuert, auch der Innenraum bietet nach den Restaurierungen wenig Ansatzpunkte zur Datierung. Nur an der im Original erhaltenen N-Mauer sind Reste einer umfassenderen Freskenausstattung zu beobachten, die nach Dehio in das 1. D. d. 13. Jhs. datieren. Die im Dehio vorgeschlagene Datierung des Primärbaues in das 12./frühe 13. Jh. ist auf Grund der Mauertechnik sicher Richtung 12. Jh. zu korrigieren.
Text
G.R., T.K., K.Kü.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Sitz abgekommen. Kirche besichtigbar, Schlüssel zur Kirche im benachbarten Haus (siehe Aushang).
Literatur
- Gerhard Reichhalter, Karin Kühtreiber, Thomas Kühtreiber (mit Beiträgen von Günter Marian, Roman Zehetmayer), Burgen Weinviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2005, 84 f.
- Rudolf Büttner, Renate Madritsch, Burgen und Schlösser vom Bisamberg bis Laa/Thaya. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 14 (Birken-Reihe), St. Pölten–Wien 1987, 56 f.
- Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 535
- Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 VIII, K 257
- Erwin Kupfer, Das Königsgut im mittelalterlichen Niederösterreich vom 9. bis zum 12. Jahrhundert. Studien und Forschungen aus dem Niederösterreichischen Institut für Landeskunde 28, St. Pölten 2000, 155
- Elga Lanc, Die mittelalterlichen Wandmalereien in Wien und Niederösterreich. Corpus der mittelalterlichen Wandmalereien Österreichs I, Wien 1983, 116 f.
- Heinrich Uhlirz, Orte des Gerichtsbezirkes Korneuburg. In: Karl Keck (Red.), Heimatbuch des politischen Bezirkes Korneuburg (Gerichtsbezirk Korneuburg und Stockerau) 1 (hg. v. Bezirksschulrat Korneuburg), Korneuburg 1957, 219–376, 373 ff.