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Hauptburgenname Konradsheim
ID 770
weitere Burgennamen Schießkogel
Objekt Hausberg|Burgstall|Erdwerk
KG Konradsheim
OG/MG/SG Waidhofen an der Ybbs
VB Amstetten
BMN34 rechts 553325
BMN34 hoch 314140
UTM 33N rechts 478814.18
UTM 33N hoch 5311616.35
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt Vom Parkplatz bei der Pfarrkirche ist der ehem. Burgplatz über einen kurzen steilen Anstieg erreichbar.
Geschichte Gründer der Burg ist verm. Konrad II. v. Peilstein (1147–1195). Die Burg wird als "castrum in Chunratsheim" 1185 genannt. Die Errichtung der Burg erfolgte wohl im Zuge des Landesausbaus durch die Peilsteiner im 11./12. Jh. im bis dato herrschaftsfreien Bergland um Waidhofen. Noch im 12. Jh. scheint das Bistum Freising durch extensive Auslegung einer Königsschenkung des 11. Jhs. Anspruch auf Konradsheim erhoben zu haben. Nach dem Tod Gf. Konrads sollte bischöflich-freisingischen Gedächtnisprotokollen zufolge durch einen Schiedsspruch K. Heinrichs VI. "die eine Burg Konradsheim an den Bischof, die andere an den Grafen fallen", wobei die 2., namentlich nicht genannte Anlage nach neuerer Forschung mit Waidhofen identifiziert wird (Kupfer). Die Peilsteiner, Vögte der Bischöfe v. Freising, können sich jedoch bis zum Tod des letzten männlichen Familienmitgliedes 1218 gegen Freising behaupten. Um 1300 dürfte die Burg ihre Bedeutung zugunsten der Stadt Waidhofen verloren haben, doch ist sie in der Folge Sitz des Landgerichtes und namengebender Sitz von Burggrafen. Zunächst erscheint Gottfried v. Konradsheim, der verm. den älteren Gleißern entstammt. Nachfolger ist ab 1329 Walter v. Seisenegg, dessen Familie sich ebenfalls nach der Burg nennt. Danach erscheint 1333 Konrad Puchau, ein Angehöriger einer seit 1283 nachweisbaren Familie, die zur Gefolgschaft des Bfs. v. Freising gehört. Die Zerstörung erfolgt 1360 anlässlich eines Streits des Bfs. v. Freising mit Hzg. Rudolf IV. Die Bewilligung zum Wiederaufbau, die der Bf. 1365 für den "purgstal ze Chunratzheim" erhält, wird offenbar nicht mehr genützt. Die bereits in der Zwischenzeit infrastrukturell ausgebaute Stadt Waidhofen macht die entlegene Burg Konradsheim entbehrlich.
Text T.K., G.R.
Lage/Baubeschreibung Rund 4,1 km westl. von Waidhofen an der Ybbs liegt das kleine Dorf Konradsheim, dessen wenige Häuser sich an den S-Hang einer markant aus dem hügeligen Umland ragenden, weithin sichtbaren Höhe schmiegen. Die Höhe wird ihrerseits von 2 felsigen Kuppen bestimmt, die rund 100 m westl. der Pfarrkirche situierte wird als "Schießkogel" bezeichnet und trug im Endneolithikum eine kleine Siedlung, im Hochmittelalter die Burg Konradsheim. Die Lagestelle des ehem. Sitzes, ein kleines Plateau südöstl. des Gipfelfelsens, wurde in jüngerer Zeit durch den Einbau eines Wasserbehälters verändert. Vom Dorf her hat man den Eindruck eines kegelförmigen Kernwerks, das im O und S, von wo der Zugang erfolgt, mit steilen Böschungen abfällt. Der Gipfelfelsen erstreckt sich in Form eines schmalen Riffs entlang der NW-Seite, dahinter fällt das Gelände z. T. mit senkrechten Felswänden ab. Im W liegt einige Meter unterhalb des Plateaus eine kleine, durch einen schmalen Einschnitt abgetrennte felsige Plattform, die in der späten Jungsteinzeit die Besiedelung trug. Der westl. anschließende Hang, den Schwammenhöfer noch als "besiedelbar" bezeichnet, endet mit einer felsigen Stufe, die mglw. eine hochmittelalterliche Befestigungslinie angibt. Am S-Hang sind z. T. weitere Abstufungen zu beobachten, die mglw. künstlich hergestellt wurden, während unterhalb des felsigen NO-Abfalls ein grabenartiger Einschnitt liegt, der m. V. als Rest weiterer Annäherungshindernisse gedeutet werden kann. An den Hängen wurden Keramikscherben gefunden, die nach Schwammenhöfer dem 12./13. Jh. angehören. Aufgrund dieser Funde scheint die Lage der Burg gesichert zu sein, doch gibt es auch auf dem östl., unmittelbar im N der Pfarrkirche aufragenden Felsen Befunde, die eine mittelalterliche Befestigung vermuten lassen. Der über einen kurzen Steig von der Straße aus erreichbare Felsen bildet ein schmales, W-O laufendes Riff, das im S und W mit Steilhängen, im N hingegen senkrecht abfällt. Im Zuge des Steigs liegt auf einer westl. Abtreppung eine runde, aus dem Fels geschrämte Vertiefung, die an eine ehem. Zisterne denken lässt. Im Verlauf nach O scheint der Fels (durch künstliche Bearbeitung?) den Standort eines Gebäudes vorzubereiten, der anschließende gratartige Abfall war für eine Bebauung nicht geeignet. Funde vom Bereich des Kirchhügels aus der Sammlung Kremslehner (darunter 1 Schreibgriffel und 1 Spornfragment aus Buntmetall) können in das 13.–1. H. d. 14. Jhs. datiert werden. Die in den S-Hang des Felsens gebaute Pfarrkirche hl. Nikolaus ist eine 2-schiffige got. Hallenkirche, deren S-Schiff erst um 1500 hinzugefügt wurde und die im Barock (nach Dehio um 1764) eine zusätzliche, mit einem Giebelturm versehene Erweiterung gegen W erhielt. Der polygonal geschlossene Chor des N-Schiffs stammt aus der 1. H. d. 14. Jhs., während das Schiff selbst (nach Dehio) erst in der 2. H. d. 14. Jhs. entstand. Als Kernbau wird ein einfacher Saalbau aus dem 12. Jh. vermutet. Ob dieser als ehem. Burgkirche interpretierbare Bau tatsächlich innerhalb des N-Schiffs erhalten geblieben ist, muss wegen der komplett verputzten Mauern offen bleiben. Würde sich diese Vermutung bestätigen, erschiene die manchmal behauptete Errichtung aus dem Material der 1360 zerstörten und dann abgetragenen Burg nicht ganz schlüssig.
Text G.R., T.K.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Noch tlw. erkennbare Burgstelle(n), frei zugänglich.
Literatur
  • Marina Kaltenegger, Thomas Kühtreiber, Gerhard Reichhalter, Patrick Schicht, Herwig Weigl, Burgen Mostviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2007, 350 f.
  • Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser zwischen Ybbs und Enns. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 8 (Birken-Reihe), Wien 1979, 130
  • Dehio Niederösterreich, südlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt), 2 Bde. Horn–Wien 2003, 1098 f.
  • Fundberichte aus Österreich (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1930 ff. 21/1982, 317
  • Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 III, K 265
  • Karl Kremslehner, Neue archäologische Funde und Entdeckungen aus dem Bezirk Amstetten. Heimatkundliche Beilagen zum Amtsblatt der Bezirkshauptmannschaft Amstetten 7, 1995, 35–39, 38
  • Erwin Kupfer, Die Machtstellung der Sieghardinger im babenbergischen Österreich und die Anfänge von Waidhofen an der Ybbs. In: Willibald Rosner, Reinelde Motz-Linhart (Hg.), Waidhofen an der Ybbs und die Eisenwurzen. Studien und Forschungen aus dem Niederösterreichischen Institut für Landeskunde 32, St. Pölten 2004, 32–54, 42
  • Peter Maier, Waidhofen an der Ybbs, Metropole des Ybbstales. Waidhofen an der Ybbs ²2003, 12
  • Hermann Schwammenhöfer, Archäologische Denkmale II. Viertel ober dem Wienerwald. Wien o. J. (1988), Nr. 66
  • Herwig Weigl, Materialien zur Geschichte des rittermäßigen Adels im südwestlichen Österreich unter der Enns im 13. und 14. Jahrhundert. Forschungen zur Landeskunde von Niederösterreich 26, Wien 1991, 16 ff., 97 ff.