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Hauptburgenname Laa
ID 784
weitere Burgennamen Laa an der Thaya
Objekt Burg
Adresse A-2136 Laa an der Thaya, Burgplatz 23
KG Laa an der Thaya
OG/MG/SG Laa an der Thaya
VB Mistelbach
BMN34 rechts 754005
BMN34 hoch 398651
UTM 33N rechts 0
UTM 33N hoch 0
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: Im Verlauf der B 45 über Mistelbach, bzw. der B 6 über Ernstbrunn, erreicht man Laa an der Thaya. Hier am nördl. Ende des Stadtzentrums von der Hauptstraße in die "Burggasse" abbiegen und zu der im nordöstl. Teil der Stadt gelegenen Burg zufahren. RAD: Laa ist Kreuzungspunkt bzw. Endpunkt des "Weinviertel-", des "Leiserberg-" und des "Buschbergweges". Zufahrt bis zur Burg möglich.
Geschichte Frühzeitig erscheinen im Großraum Laa die Hrn. v. Machland, später die Gfn. v. Klamm-Vellburg begütert. Passau erhebt nach dem Aussterben der Machländer Anspruch auf den Besitz und erscheint in Folge neben den Klamm-Vellburg als Grundherr auf. Für die Stadt- und Herrschaftsgeschichte sind aber in erster Linie die Waisen/Orphani von Bedeutung, die A. d. 12. Jhs. mit dem Edelfreien Siegfried (I.) Waiso erstmals urk. in Erscheinung treten. Ab den 70er Jahren des 12. Jhs. als Ministerialen belegt, geht nach Weltin die Gründung der Stadt Laa 1220/37 auf dieses bedeutende Geschlecht zurück. Zu den unter den Waisen in Laa ansässigen Gefolgsleuten zählen Rinboto v. Laa sowie ein Siegfried scolasticus, der Leiter einer wohl privaten Adelsschule in der Stadt. Vor der M. d. 13. Jhs. ist weiters Wernhart Preuzzel als landesfürstlicher Verwalter der Burg belegt. Laa spielt während der Kämpfe des 13. Jhs. eine bedeutende Rolle. Der mutmaßlich auch als "miles" in den Diensten der Waisen gestandene Kadolt v. Wehing wird nach dem Erlöschen des Stadtministerialengeschlechts nach 1261 „capitaneus civitatis“ und übernimmt mit dieser Funktion auch die Gefolgsleute aus der familia der Waisen. Ein 1284 genannter „dominus Ditmarus de Loch“ wird von Weltin der Mannschaft der jüngeren Hrn. v. Mistelbach zugeordnet, ein namentlich nicht genannter "iudex" gehört hingegen zu Kadolts Amtsleuten in Laa. Kadolt v. Wehings Karriere gipfelt in der Landmarschallschaft unter Kg./Hzg. Ottokar II., er stirbt 1270/71, seine Söhne Ulrich und Kadolt tragen die typischen Leitnamen aus der Wehing-Königsbrunner-Winkler Sippe, der dritte Sohn Smilo jener der mährischen Verwandtschaft mütterlicherseits, der Hrn. v. Misslitz. Für die spätmittelalterliche Herrschaftsgeschichte fehlen bislang Vorarbeiten; die Burg dürfte landesfürstlicher Besitz geworden sein, denn 1380 erhält der Hofmeister Johann I. von Liechtenstein Laa als landesfürstliches Pfand. Nach seinem Sturz 1394/95 wird sie ihm wie alle anderen Verpfändungen entzogen. Die Burg wird nach Neugebauer 1413 erstmals erwähnt. 1568/72 erfolgen Instandsetzungsarbeiten. 1832 wird die Stadtbefestigung weitgehend abgetragen. Als heutiger Eigentümer der Burg erscheint Andreas Hofer.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Lage/Baubeschreibung Die Burg von Laa liegt in der nordöstl. Ecke des urspr. Stadtbereiches und bildet die entsprechende Ecke der noch heute in Teilen erhaltenen Befestigung der Stadt. Der unmittelbar östl. der Burg gegen N entwässernde und somit die gesamte O-Seite der Stadt begleitende "Thayamühlbach" ist wohl nur ein Teil eines ehem. wesentlich umfassenderen Schutzgürtels aus natürlichen und künstlichen Gewässern. Ein urspr. auch gegen die Stadt gerichteter Wassergraben ist heute nicht mehr vorhanden. Der Franziszeische Kataster von 1823 zeigt südl. der Burg noch unverbautes Gelände und noch den im W und S, Richtung Stadt, angelegten Wassergraben. Äußerlich ist der Bau als sehr regelmäßig-kastellhafte, 3-flügelige Anlage zu beschreiben, deren NO- und SW-Ecke durch markante, vorspringende Turmbauten akzentuiert sind. Die 2- bzw. 3-gesch., randständige Bebauung lehnt sich mit Pultdächern an die Beringfronten, die sehr große, durchwegs funktionelle Zinnen tragen. Die mglw. noch aus dem späten Mittelalter stammenden Zinnen tragen wesentlich zum abweisenden Erscheinungsbild bei. Der Plan von Klaar lässt die Ausdehnung über eine Fläche von durchschnittlich 47 x 42 m erschließen, wobei nur durch die stumpfwinkelig zueinandergestellten N- und O-Seiten des Berings eine kleine Unregelmäßigkeit entsteht. Genannte, 1,65 m starke Beringfronten fluchten mit den entsprechenden Stadtmauerfronten, an ihrem Schnittpunkt wurde ein massiger, quadratischer Turm mit 10,60 m Seitenlänge errichtet. Der knapp 20 m hohe, heute 4-gesch. Turm, gleichzeitig Eckturm der Stadt, besitzt an der S-Seite ein hochgelegenes, vermutl. sekundär eingebautes Rundbogenportal, darüber eine ebenfalls quadergerahmte, wahrscheinlich sekundäre Rechtecktüre. Großflächige Putzabplatzungen am Turm sowie am östl. Bering zeigen lagerhaftes Bruchsteinmauerwerk, das zu sehr niedrigen Kompartimenten zusammengefasst ist und folglich um/nach M. d. 13. Jhs. zu datieren wäre. Übereinstimmende Mauerstrukturen sind auch an erhaltenen Bereichen der Stadtmauer zu beobachten, u. a. im Garten des östl. der Pfarrkirche situierten Pfarrhofes. Die Hofseite des östl. Berings lässt neben weitflächigen Ziegelplomben auch zahlreiche Hinweise auf eine abgetragene, mehrgeschoßige Verbauung des späten Mittelalters bzw. der frühen Neuzeit erkennen. Klaars Bauanalyse verweist bereits auf die sekundäre Errichtung der stadtseitigen W- und S-Mauern, die sich auch mit der höheren Stärke von 2 m von der Stadtmauer unterscheiden. Die verschiedentlich geäußerte Ansprache als "Wassersperrwerk", das erst im späten Mittelalter zur Burg ausgebaut wurde, erscheint vorweg befremdend. Tatsächlich sind an den gesamten stadtseitigen Bauteilen über die Mauerstruktur und die Detailformen ausschließlich Hinweise auf eine Errichtung im Spätmittelalter zu gewinnen. Die stadtseitigen Beringfronten münden an der SW-Ecke in einen stark vortretenden, hofseitig jedoch mit einer Schrägseite geschlossenen Rundturm mit über 10 m Durchmesser und ca. 2,50 m Mauerstärke. Der rund 27 m hohe Turm gliedert sich heute in 6 Geschoße, die beiden oberen treten nach einem Mauerabsatz stark zurück und bilden so die Basis für einen auf zahlreichen Konsolen vorkragenden, hölzernen Wehrgang. Mehrere Details, u. a. ein Kreuzfenster an der SW-Seite und 2 Portale (ein Schulterbogen- sowie ein Spitzbogenportal) an der Hofseite verweisen klar in das späte Mittelalter, wohl in das späte 15. Jh. Die eigenartige Anordnung der Portale ist jedoch mglw. auf eine Spolierung bzw. auf Umgestaltungen des 19. Jhs. zurückzuführen. Auch der Grundriss des Baues deckt sich mit der Form der bereits für Artillerie eingerichteten Hufeisentürme des späten 15. Jhs. Mehrere, wohl sekundär angebrachte, flachbogig geschlossene Trichterscharten für leichte Feuerwaffen weisen entwicklungsmäßig in das frühe 16. Jh. Dieser Zeitstellung entspricht wohl auch die unmittelbar östl. des Turmes situierte Toranlage. Die heute den Hof im N, S und W umschließenden (Rest-)Trakte, die nur im SW für die Toranlage unterbrochen sind, bieten keine geeigneten Ansatzpunkte für eine nähere Untersuchung. Die im Erdgeschoß gewölbten, im Obergeschoß flach gedeckten Trakte dürften frühestens dem 16. Jh. zuzuweisen sein, doch sind massive Umformungen bis in jüngste Perioden zu konstatieren. Generell lässt der heute überkommene, zwischenzeitlich sichtlich wiederholt überformte Bau nur noch erschwert weitere Befunde zu. Div. Baudetails im Bereich des Rundturmes und an der Zugangsseite weisen auf Umgestaltungen im Sinne der Romantik. Bemerkenswert erscheint eine im Bereich der dem Rundturm vorgelagerten, neuzeitlichen Freitreppe angebrachte Spolie, die sichtlich als ehem. Wandkonsole zu rekonstruieren ist und deren floraler Dekor mit Gestaltungsmotiven der Zeit Kg. Ottokars II. korrespondiert. Ob die Spolie von der Burg stammt und somit einer Ausbauphase des 13. Jhs. zuzurechnen ist, muss unbeantwortet bleiben. Büttner nennt bereits vor der M. d. 13. Jhs. einen Burghauptmann bzw. Verwalter der Burg, was nicht mit dem Baubefund korrespondiert; auch die in der Sekundärliteratur für 1413 angegebene Erstnennung ist früher als der überkommene, spätmittelalterliche Baubestand. Ein spätrom.-frühgot. Vorgängerbau, der vor/nach 1500 durch einen durchgreifenden Neubau ersetzt worden wäre, ist jedoch nicht gesichert nachweisbar.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Tlw. ungenutzter, leer stehender und schadhafter Bau mit Gasthaus und Biermuseum. Hof frei zugänglich.
Touristische Infrastruktur Parkmöglichkeit am Burgplatz. Wenige Meter Fußweg. In der Burg sind eine Gaststätte und das Biermuseum eingerichtet. Öffnungszeiten: Mai–Oktober: Sa, So, Fei 14–16 Uhr. Der Burghof ist frei zugänglich.
Gasthäuser Hotel-Restaurant "Zum Brüdertor" in Laa an der Thaya, GH Weiler in Laa an der Thaya, GH Koffler in Laa an der Thaya, GH Mader in Laa an der Thaya, Gasthof in der Burg.
Literatur
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 120 ff.
  • Gerhard Reichhalter, Karin Kühtreiber, Thomas Kühtreiber (mit Beiträgen von Günter Marian, Roman Zehetmayer), Burgen Weinviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2005, 242 ff.
  • Rudolf Büttner, Renate Madritsch, Burgen und Schlösser vom Bisamberg bis Laa/Thaya. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 14 (Birken-Reihe), St. Pölten–Wien 1987, 175 ff.
  • Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 149
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 624 f.
  • Heinz Dopsch, Liechtenstein – Herkunft und Aufstieg eines Fürstenhauses. In: Arthur Brunhart (Hg.), Bausteine zur liechtensteinischen Geschichte. Studien und studentische Forschungsbeiträge 2: Neuzeit: Land und Leute. Zürich 1999, 7–66, 40 ff.
  • Karl Lechner (Hg.), Handbuch der Historischen Stätten Österreich 1, Donauländer und Burgenland. Stuttgart ²1985, 373 ff.
  • Manfred Jasser et al, Schlösser und Burgen im Weinviertel. Schriftenreihe Das Weinviertel 3 (hg. v. Kulturbund Weinviertel), Mistelbach 1979, 97
  • Adalbert Klaar, Beiträge zu Planaufnahmen Österreichischer Burgen II. Niederösterreich 3. Teil. Mitteilungen der Kommission für Burgenforschung und Mittelalter-Archäologie 20 (=Anzeiger der phil. hist. Klasse der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 114. Jg., Sonderschrift 2), Wien 1977, 28–42, 32
  • Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon. Würzburg 1994, 348
  • Martina Lorenz, Karl Portele, Burgen Schlösser Österreich. Wien 1997, 52
  • Johannes-Wolfgang Neugebauer, Wehranlagen, Wallburgen, Herrensitze sowie sonstige Befestigungen und Grabhügel der Urzeit, des Mittelalters und der beginnenden Neuzeit im pol. Bezirk Mistelbach. Veröffentlichungen der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Ur- und Frühgeschichte XI–XII, Wien 1979, Nr. 30a
  • Maximilian Weltin (unter Mitarbeit von Dagmar Weltin, Günter Marian, Christina Mochty-Weltin), Urkunde und Geschichte. Niederösterreichs Landesgeschichte im Spiegel der Urkunden seines Landesarchivs. Die Urkunden des Niederösterreichischen Landesarchivs 1109–1314. Niederösterreichisches Urkundenbuch Vorausband. St. Pölten 2004, 192, 200 f., 210
  • Otto Piper, Österreichische Burgen (8 Bde.). Reprint der Originalausgabe von 1902–1910. Wien 2002 IV, 75 ff.
  • Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.U.M.B., Nr. 42
  • Bruno Waigner, Stadt und Festung Laa, ein Modell – ein Bericht. Kulturhefte Laa 13, Laa a.d. Thaya 1996
  • Max Weltin, Die "Laaer Briefsammlung". Eine Quelle zur inneren Geschichte Österreichs unter Ottokar II. Přemysl. Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 21, Wien 1975, 16 ff.
Laa. SW-Seite der Burg (2001) - © Thomas Zoder
Laa. SW-Seite der Burg (2001)
© Thomas Zoder