Hauptburgenname
Loosdorf II
ID
812
weitere Burgennamen
Alte Burg
Objekt
Schloss
Adresse
A-2133 Loosdorf 1
KG
Loosdorf
OG/MG/SG
Fallbach
VB
Mistelbach
BMN34 rechts
758651
BMN34 hoch
390268
UTM 33N rechts
0
UTM 33N hoch
0
Link auf NÖ-Atlas
Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt
PKW: Aus Richtung Wien über die B 7 und die B 46 über Mistelbach, Asparn an der Zaya und Hagenberg nach Loosdorf fahren und im Verlauf der Ortsdurchfahrt auf die Hinweisschilder "Schloss Loosdorf" achten. RAD: Loosdorf ist über ein relativ dichtes Netz lokaler Radwege zu erreichen, so etwa in Asparn an der Zaya vom "Buschbergweg" abzweigend, oder in Gaubitsch vom "Leiserbergweg" abzweigend.
Geschichte
Der vor 1149 genannte Ort ist zunächst Besitz der Machländer, der später vom Landesfürsten eingezogen wird. 1308–1418 erscheinen die Gneussen von "Lobstorf" als landesfürstliche Lehensträger. Zu jener Zeit erscheinen auch die Sonnberger und Rauhenecker mit örtlichem Besitz. 1380 werden die Fallbacher belehnt. Deren Nachfolger sind 1394 Hans Schenk v. Ried, 1411 die Schenken v. Seebarn, 1443 die Eitzinger. 1494 gelangt der Besitz an Leo Schneckenreuter, später an Adam v. Gall und 1606 an die Gfn. Thurn, die 1620 enteignet werden. Eine Beschreibung von 1623 bezeichnet das neu erbaute Schloss, als "landesfürstliches Lehen ... mit dem angrenzenden alten Schloss mit einem hocherbauten Turm". Das Schloss kommt nun an Johann B. Weber, 1630 an Georg v. Stubenberg, 1633 an die Scherfenberg, 1635 an Johann Andreas Julini. 1645 wird es durch die Schweden zerstört. 1703 gelangt es an Philipp Oswald v. Mayenberg und um 1740 an die Liechtenstein, die 1750 das neue Schloss umbauen und die benachbarte Kirche errichten. Um 1822/32 gehört es Michael Hengelmüller, ab 1834 Marquis Friedrich August Piatti. Nach den Verwüstungen von 1945 wird der Bau durch Manfred Piatti instand gesetzt.
Text
G.R., T.K., K.Kü.
Lage/Baubeschreibung
Schloss und Pfarrkirche von Loosdorf liegen in mäzig erhöhter Lage im W der Siedlung auf den Ausläufern eines von SO heranziehenden, bewaldeten Höhenrückens. Die Lage der Gebäude ist auf der ÖK 50/Blatt 24 gut erkennbar.
Die am orographisch rechten Ufer des Loosdorfer Baches situierte Geländestufe war zur Errichtung des neuen Schlosses und der baulich im Verband stehenden Pfarrkirche geeignet. Das nicht besonders steil abfallende Areal westl. und südl. des Schlosses wird von weitläufigen, ummauerten Parkanlagen umgeben, die sich bis in den verbauten Bereich des Ortes erstrecken. Innerhalb des Parks liegt in Ortsnähe ein vom Loosdorfer Bach gespeister Teich. Die heutige Schlossanlage bildet einen 2-gesch., nicht völlig regelmäzigen 4-Flügelbau, der auf einen Neubau nach den Zerstörungen durch die Schweden um 1680 zurückzuführen ist. Die westl. Gartenfront ist 3-gesch. ausgebildet. Der relativ schlicht dekorierte, doch sehr reizvolle Bau besitzt eine aus Kordongesims, Ornamentfries und volutengestützten Fensterbänken bestehende Fassadengestaltung. Die westl., zur Repräsentation geeignete Gartenseite wurde um 1820 verändert: Zwischen den zwei eckbetonenden, 2-achsigen Eckrisaliten wurde zentral eine Freitreppe angelegt, die von einer altaneartigen, säulengetragenen Balkon-Konstruktion überbaut wurde, worauf die beiden zentralen, etwas betont ausgebildeten Fensterachsen Bezug nehmen. Ein rustiziertes Portal vermittelt von N den Zugang über eine stichkappengewölbte Einfahrt in den sehr schlicht gehaltenen Hof, der an 3 Seiten Arkadengänge besitzt und einen aus der 2. H. d. 17. Jhs. stammenden Brunnen umgibt. Die Innenräume besitzen tlw. Empire-Mobiliar, Türen und Tapeten stammen aus dem späten 18. Jh. Die für das Schlossmuseum vorbehaltenen Räume zeigen eine Bibliothek, die zweitgrözte Sammlung von Zinnfiguren in Österreich, eine Sammlung von Orden und Uniformen beider Weltkriege und nicht zuletzt das "Scherbenzimmer", wo die Bruchstücke einer ehem. berühmten Porzellansammlung ausgebreitet sind, die 1945 verwüstet wurde.
Über die Herrschaftsempore ist die Pfarrkirche Allerheiligste Dreifaltigkeit mit dem O-Trakt des Schlosses verbunden. Der spätbarocke Bau von 1748/51 ist durch einen zwiebelhelmgekrönten O-Turm betont. Die Lage der Kirche ist jedoch aus burgenkundlicher Sicht bemerkenswert, da sie offenbar den kegelstumpfförmigen Erdunterbau der ehem. "Alten Burg" benutzt. Die Kirche liegt im Zentrum des äuzerst ebenen Plateaus, das mit künstlich hergestellten Böschungen zum Park und zur Zufahrtsstraze abfällt. In den W-Hang sind die O-Trakte des Schlosses eingebaut. Die "Alte Burg" ist wohl als Nachfolger der Hausberganlage bei der "Hanselburg" zu sehen und durch den Vischer-Stich von 1672 einwandfrei hier zu lokalisieren, da die Ansicht im Hintergrund des Schlosses einen runden, offensichtlich den Plateaurändern folgenden Bau zeigt. Die Errichtung dieser Anlage ist zeitlich nicht einzuordnen. Eine Beschreibung von 1623 nennt neben dem neu erbauten Schloss auch das "alte Schloz". Der hausbergartige Unterbau sowie die Form des Vorgängerbaues bei der "Hanselburg", die eine Nutzung im späten Mittelalter mglw. ausschliezt, lassen eine Errichtung im Spätmittelalter vorschlagen.
Neben dem Schlosspark ist der weitläufige Meierhofbereich im N und NO des Schlosses mit einem barocken Schüttkasten zu nennen. Auch die sog. "Hanselburg" (s. d.) ist zum herrschaftlichen Umfeld des Schlosses zu rechnen. Die künstliche, ehem. bewohnbare "Burgruine" wurde E. d. 18. Jhs. zur adeligen Vergnügung errichtet, bemerkenswerterweise auf dem Hausberg der ältesten Burganlage, womit sich die hier gut feststellbare Abfolge von Vorgänger- und Nachfolgebauten wieder schließt.
Text
G.R., T.K., K.Kü.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Altes Schloss abgekommen, neues Schloss privat bewohnt. Im Rahmen des Museums gegen Eintrittsgebühr zu besichtigen.
Touristische Infrastruktur
Zufahrt bis zum Eingang des Schlossmuseums möglich, Parkmöglichkeiten sind vorhanden.
Schloss Loosdorf bildet zusammen mit der angeschlossenen Pfarrkirche auf dem Erdwerk des alten Schlosses ein reizvolles Barockensemble. Teile des Schlosses sind im Rahmen des Schlossmuseums gegen Eintrittsgebühr, auf Wunsch mit Führung, zu besichtigen. Neben wertvollen Originaleinrichtungen sind u. a. auch die bekannte Scherbensammlung und die zweitgrößte Zinnfigurensammlung Österreichs zu bestaunen.
Öffnungszeiten: Mai–Oktober: nach Voranmeldung unter Tel.: 02524/8222
Alljährliche Schlosskonzerte oder spezielle Kinderprogramme, nunmehr auch "Dachbodenführungen" vervollständigen das Kulturangebot.
Gasthäuser
GH "Loosdorfer Stuben" in Loosdorf, GH Mewald in Olgersdorf, GH Achter in Michelstetten, Hotel-Restaurant "Auhof" in Wultendorf.
Literatur
- Gerhard Reichhalter, Karin Kühtreiber, Thomas Kühtreiber (mit Beiträgen von Günter Marian, Roman Zehetmayer), Burgen Weinviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2005, 109 f.
- Rudolf Büttner, Renate Madritsch, Burgen und Schlösser vom Bisamberg bis Laa/Thaya. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 14 (Birken-Reihe), St. Pölten–Wien 1987, 162 ff.
- Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 153
- Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 684 f.
- Karl Lechner (Hg.), Handbuch der Historischen Stätten Österreich 1, Donauländer und Burgenland. Stuttgart ²1985, 395 f.
- Manfred Jasser et al, Schlösser und Burgen im Weinviertel. Schriftenreihe Das Weinviertel 3 (hg. v. Kulturbund Weinviertel), Mistelbach 1979, 66, 98
- Martina Lorenz, Karl Portele, Burgen Schlösser Österreich. Wien 1997, 54
- Laurin Luchner, Schlösser in Österreich I. München 1978, 139 f.
- Johannes-Wolfgang Neugebauer, Wehranlagen, Wallburgen, Herrensitze sowie sonstige Befestigungen und Grabhügel der Urzeit, des Mittelalters und der beginnenden Neuzeit im pol. Bezirk Mistelbach. Veröffentlichungen der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Ur- und Frühgeschichte XI–XII, Wien 1979, Nr. 32b
- Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.U.M.B., Nr. 46
- Franz R. Vorderwinkler, Auf den Spuren der Kultur. Steyr 1997, 124 f.