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Hauptburgenname Marchegg
ID 824
Objekt Schloss
Adresse A-2285 Marchegg, Im Schloß 1
KG Marchegg
OG/MG/SG Marchegg
VB Gänserndorf
BMN34 rechts 792642
BMN34 hoch 349436
UTM 33N rechts 0
UTM 33N hoch 0
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: Marchegg, ca. 40 km östl. von Wien gelegen, ist über die B 301 und die B 49 erreichbar. Der kurze Zugang zum Schloss ist von der Ortsdurchfahrt mit Tafeln beschildert. RAD: Bei Schlosshof von der "Schlösser-Runde" abzweigend, erreicht man über einen lokalen Radweg nach ca. 9 km Marchegg.
Geschichte Die Anlage der Stadt ist nach Weltin auf eine planmäßige, stadtartige Befestigung durch Kg. Ottokar II. vor 1268 zurückzuführen, die im Sinne der "Garnisonsburgen" als strategisch bedeutender Truppen- und Proviantsammlungsort gegen die Ungarn im March-Donaudreieck anzusehen ist. Diese Funktion hat die Stadt, allerdings für Ottokars Gegner, Rudolf I. v. Habsburg, vor der Schlacht von Dürnkrut und Jedenspeigen 1278. Ab den 1290er Jahren ist Konrad v. Wartenfels, der vom Salzburger Erzbf. in Habsburgische Dienste wechselte, in Marchegg belegt, Burg und Stadt bleiben in weiterer Folge im Besitz der Hrn. v. Wartenfels. 1328 wird sie von böhmischen Truppen erobert. Die Burg selbst wird erst 1346 urk. genannt. 1427 brennen die Hussiten Marchegg nieder, auch in den Kämpfen des 15. Jhs. ist die Stadt mehrfach umkämpft. 1460 ist Hanns Holobersy Pfandbesitzer. 1528 erhält Gf. Niklas Salm den Besitz, dessen Nachfolger bis 1583 Pfandbesitzer bleiben und das Schloss umbauen. 1584 ist Gf. Joseph Jobst Pfandherr, 1599 übernehmen die Landau diese Funktion. Unter den Palffy wird das Schloss 1629 im Stil des Frühbarock umgebaut, abermals 1733 im hochbarocken Stil. Das bis 1946 im Eigentum der Palffy befindliche Schloss war nach starken Kriegsschäden von 1945 bereits zum Abbruch vorgesehen. 1953 wird es jedoch von der SG Marchegg erworben. Seit 1959 ist im nun restaurierten Bau das Jagdmuseum, eine Außenstelle des NÖ Landesmuseums, eingerichtet.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Lage/Baubeschreibung Die Burg von Marchegg, heute eine barocke Schlossanlage, liegt in der äußersten NW-Ecke der ehem. Stadtbefestigung und daher auch heute noch am Rand des bebauten Stadtgebietes. Die ehem. Burg und N-Front der Stadt erhielten durch den vorbeiführenden und kurz danach in die March entwässernden Mühlbach zusätzlichen Schutz. Marchegg ist zu den 4 Stadtgründungen Kg. Ottokars II. in Österreich zu zählen. Vor 1268 entstand in unmittelbarer Grenzlage, am Zusammenfluss von Mühlbach und March, eine ursprünglich planmäßige stadtartige Anlage, wobei die im Umfeld situierten Altsiedlungen Altach und Chuenendorf zur Besiedelung herangezogen und folglich aufgegeben wurden. In der NW-Ecke der mit 720 x 860 m ungewöhnlich großen, jedoch – nicht zuletzt wegen der von Weltin postulierten Funktion als Truppensammlungsort – nie im vorgesehenen Umfang ausgebauten städtischen Siedlung entstand, zumindest gleichzeitig geplant, eine regelmäßige, kastellartige Burganlage. Der überkommene Bau basiert auf dieser Burganlage, zahlreiche Umbauten späterer Zeitstellung brachten die wehrhafte Anlage jedoch zum Verschwinden. Zwischenzeitliche Erneuerungen fanden 1571 unter Niclas Gf. Salm statt. In den 40er-Jahren des 17. Jhs. kam es unter Paul Gf. Palffy zu einem wohl durchgreifenderen frühbarocken Umbau, der die auf dem Vischer-Stich von 1672 erkennbare, repräsentative, doch noch bastionär befestigte Anlage entstehen ließ. Die Details des Stiches lassen vermuten, dass diese Befestigung bereits in der Tradition der "Festen Schlösser" stand, die nur noch Stand und Befestigungsrecht des Adels zum Ausdruck bringen sollte und sich darüber hinaus der Gesamt- und Gartengestaltung des Sitzes unterordnete. Eine Kapelle wurde 1661 geweiht. Nikolaus VIII. Gf. Palffy ließ 1713/20 den Bau schließlich zum reinen Wohnschloss umgestalten. Auf diesem Umbau, der letztlich alle Wehrelemente zum Verschwinden brachte, basiert das heutige Erscheinungsbild. Nach Kriegsschäden von 1945 wurde das bereits zum Abbruch vorgesehene Schloss 1953/59 restauriert. Der Bau ist heute als 2- bzw. 3-gesch. 4-Flügelbau zu charakterisieren, der trotz der wiederholten Umbauten nicht zur völligen Regelmäßigkeit gebracht werden konnte. Aus dem frühen 18. Jh. stammt die planmäßig und repräsentativ ausgebildete S- und Zugangsfront. Sie wird von einem 2-gesch., die Torsituation rahmenden Mittelrisalit mit Dreieckgiebel und Riesenpilasterordnung sowie durch 2 Seitenrisalite mit genutetem Erdgeschoß und Mansarddächern betont. Die übrigen Fronten besitzen noch die sehr nüchterne Fassadengliederung des 17. Jhs., die nur von einem an der NO-Ecke der O-Seite vorgesetzten Gartenpavillon unterbrochen wurde. Dieser bereits von Vischer gezeigte Bauteil wurde im 18. Jh. geschlossen. Wenig anspruchsvoll zeigen sich die Hoffronten, ein offenbar in jüngerer Zeit eingebauter Trakt im westl. Teil des Hofes bildet einen kleinen, dreieckigen Lichthof. Die Gesamterscheinung des gelb gefärbelten Baues wird zum Teil von der Verwendung als Mietshaus, zum Teil von der museumsbezogenen Nutzung bestimmt. In den stark restaurierten Räumen des S- und O-Traktes fanden die Bestände des Jagdmuseums ihren Ausstellungsort. Die durchgängigen Erneuerungen nach den Kriegsschäden entziehen die Museumsräume einer näheren Untersuchung, ebensowenig sind die privat bewohnten Teile zur Befundung geeignet. Die besonders im Grundriss merkbaren, relativ starken Unregelmäßigkeiten sind wohl durch den mittelalterlichen Restbestand erklärbar. Nach Dehio datiert dieser Baukern in das 14. und 15. Jh., eine Angabe, die durch das lückenlos verputzte Mauerwerk weder bestätigt noch korrigiert werden kann. Die Untersuchungen von P. Schicht zur Gruppe der "Österreichischen Kastellburgen" beziehen auch Marchegg ein. Basis ist hier eine historische Planaufnahme aus dem Jahr 1624, die eine kastellförmige Burg von ca. 52 x 40 m Größe mit 3 runden Ecktürmen rekonstruieren lässt, wobei der abgekommene NW-Turm gleichzeitig Eckturm der Stadtbefestigung war. Der ebenfalls abgekommene Hauptturm mit etwa 10,50 m Durchmesser richtete sich südöstl. zur Stadt. Innerhalb der neuzeitlichen Bausubstanz sind die Altbauteile jedoch weitgehend aufgegangen. Die überdurchschnittlich große Mauerstärke, die noch im 2. Geschoß der O-Seite vorhanden ist, lässt mittelalterlichen Bestand vermuten. Innerhalb des heutigen Gefüges sind mglw. auch Teile der nördl. und südl. Kurtine erhalten. Das Fehlen geeigneter Befunde gestattet folglich keinen Datierungsrahmen für die mittelalterliche Anlage. Die für eine Ausstattung mit Rundtürmen sprechenden Indizien lassen auf die z. T. erhaltenen Rundtürme des "Wiener Tores" und "Hainburger Tores" der Stadtbefestigung zurückgreifen, welche gesichert der Gründungsanlage ab 1268 angehören. Die erhaltenen Teile der Stadtbefestigung, insbesonders der Toranlagen, zeichnen sich durch qualitätsvolle Details, wie Sedilien und Maßwerkfenster aus, deren stilistische Quellen wohl im böhmischen Raum zu suchen sind. Die mit den Türmen in Verband stehende und über weite Abschnitte erhaltene Stadtmauer zeigt lagerhaftes und zu klar abgegrenzten, niedrigen Paketen zusammengefasstes, lagerhaftes Bruchsteinmauerwerk. Diese mglw. von Fremdeinflüssen – Schicht spricht in Zusammenhang mit der gesamten Stadtplanung von einem "Import" – geprägte Mauertechnik ist trotz des jüngeren Charakters in die Zeit ab 1268 zu datieren. Der ehem. Sitzbereich wird durch ein sehr ausgedehntes Garten- und Meierhofareal mit zahlreichen, im 18. Jh. entstandenen Speicher- und Verwaltungsbauten ergänzt. Die im Zuge des südl. Zuganges von der Wiener Straße erreichbare Einfahrt ist noch heute durch einen Graben gesichert, der mglw. auf mittelalterliche Anlagen zurückgeht und durch seine weit nach S gerückte Situierung ein entsprechend weitläufiges, dem Sitz vorbehaltenes Areal rekonstruieren lässt. Kg./Hzg. Ottokar II. plante im Zuge der Stadtgründung auch die Errichtung einer großen Pfarrkirche, die er 1275 großzügig bestiftete und die erst nach seinem Tod unter den Habsburgern um 1300 vollendet wurde. Von der 1529 und 1634 z. T. zerstörten Kirche ist nur noch der Chor als Teil der heutigen, im S des Hauptplatzes im Stadtzentrum situierten Pfarrkirche Hl. Margarethe erhalten. Dieser Restbau ist durch seine architektonischen Details aus der Gründungszeit hervorzuheben. 4,5 km südsüdöstl. von Marchegg bzw. 1,1 km südöstl. des Bahnhofes von Marchegg, unmittelbar an der nach Schloßhof führenden Landesstraße, liegt eine hausbergartige Anlage, volkstümlich als "Gscheibter Berg" bezeichnet. Hier ist kein mittelalterlicher Sitz, im Sinne einer möglichen Vorgängersiedlung zu sehen, sondern eine spätmittelalterliche oder neuzeitliche Befestigungsanlage. Schad´n vermutet hier einen Tabor des 15. Jhs., mglw. ist die Anlage jedoch auch in die Reihe der örtlich vielfach auftretenden "Kuruzzenschanzen" zu reihen.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Tlw. restaurierte Schlossanlage. Museumsbereich gegen Eintrittsgebühr zu besichtigen.
Touristische Infrastruktur Parkplätze sind im Verlauf der Wiener Straße und der Hauptstraße im Stadtzentrum ausreichend vorhanden. Das Schloss ist von hier in wenigen Minuten zu erreichen. Die zum Teil restaurierte Schlossanlage beherbergt als Außenstelle des NÖ Landesmuseums das Jagdmuseum. Im Speicher des Schlosses sind das Afrikamuseum, eine heimatkundliche Sammlung und eine Ausstellung zur Familiengeschichte der Palffy eingerichtet. Die gesamten Hofbereiche sind frei zugänglich, die Museumsbereiche sind zu festgesetzten Zeiten, gegen Eintrittsgebühr zu besichtigen. Öffnungszeiten: 15. März–30. November: Mo geschlossen, Di–So, Fei 9–12, 13–17 Uhr. Museumsshop im Kassabereich des Jagdmuseums.
Gasthäuser GH "Marcheck" in Marchegg, Restaurant Krupan in Marchegg-Bahnhof, Schlossbuffet.
Literatur
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 138
  • Walther Brauneis, Die Schlösser im Marchfeld. St. Pölten–Wien 1981, 76 ff.
  • Gerhard Reichhalter, Karin Kühtreiber, Thomas Kühtreiber (mit Beiträgen von Günter Marian, Roman Zehetmayer), Burgen Weinviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2005, 275 ff.
  • Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser vom Marchfeld bis Falkenstein. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 13 (Birken-Reihe), Wien 1982, 73 ff., 77
  • Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 156
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 709 ff.
  • Thomás Durdík, Kastellburgen des 13. Jahrhunderts in Mitteleuropa. Wien–Köln–Weimar 1994, 220 f.
  • Petr Fidler, Zur Baugeschichte des Schlosses Marchegg und seiner barockzeitlichen Umbauten durch Philiberto Luchese und Christian Alexander Oedtl. Unsere Heimat 49/4, Wien 1978, 183–190
  • Karl Lechner (Hg.), Handbuch der Historischen Stätten Österreich 1, Donauländer und Burgenland. Stuttgart ²1985, 403 f.
  • Manfred Jasser et al, Schlösser und Burgen im Weinviertel. Schriftenreihe Das Weinviertel 3 (hg. v. Kulturbund Weinviertel), Mistelbach 1979, 99
  • Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon. Würzburg 1994, 394
  • Jiri Kuthan, Přemysl Ottokar II. König, Bauherr und Mäzen, Höfische Kunst im 13. Jahrhundert. Wien–Köln–Weimar 1996, 62 f., 67 f., 201, 224, 235 ff., 251
  • Martina Lorenz, Karl Portele, Burgen Schlösser Österreich. Wien 1997, 56
  • Laurin Luchner, Schlösser in Österreich I. München 1978, 116 ff.
  • Maximilian Weltin (unter Mitarbeit von Dagmar Weltin, Günter Marian, Christina Mochty-Weltin), Urkunde und Geschichte. Niederösterreichs Landesgeschichte im Spiegel der Urkunden seines Landesarchivs. Die Urkunden des Niederösterreichischen Landesarchivs 1109–1314. Niederösterreichisches Urkundenbuch Vorausband. St. Pölten 2004, 247
  • Ferdinand Opll, Zur baulich-räumlichen Entwicklung von Marchegg. Unsere Heimat 54/4, Wien 1983, 283–295
  • Ferdinand Opll, Stadt und Herrschaft. Eine Fallstudie zur niederösterreichischen Verfassungsgeschichte am Beispiel der Stadt Marchegg. Unsere Heimat 54/1, Wien 1983, 3–15
  • Hans P. Schad'n, Die Hausberge und verwandten Wehranlagen in Niederösterreich. Ein Beitrag zur Geschichte des mittelalterlichen Befestigungswesens und seiner Entwicklung vom Ringwall bis zur Mauerburg und Stadtumwehrung, Teil 1: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft 80/3, 1950, 245–352; Teil 2: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft 81/2–3, 1953, 25–185; – Hans P. Schad'n, Die Hausberge und verwandten Wehranlagen in Niederösterreich. Ein Beitrag zur Geschichte des Befestigungswesens und seiner Entwicklung vom Ringwall bis zur Mauerburg und Stadtumwehrung. Prähistorische Forschungen 3, Horn–Wien 1953, 172 f.
  • Hans P. Schad´n, Wehrbauten, Erdställe und andere Schutzvorrichtungen. In: Der politische Bezirk Gänserndorf in Wort und Bild. Ein Heimatbuch für Schule und Haus. Gänserndorf 1970, 437–443, 438
  • Patrick Schicht, Österreichs Kastellburgen des 13. und 14. Jahrhunderts. Beiträge zur Mittelalterarchäologie in Österreich, Beiheft 5, Wien 2003, 126 ff.
  • Hermann Schwammenhöfer, Archäologische Denkmale III, Viertel unter dem Manhartsberg. Wien o. J. (1988), Nr. 56/2
  • Mario Schwarz, Die Baukunst in Österreich zur Regierungszeit Ottokars II. Přemysl (1251–1276). Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich N. F. 44/45, 1978/79, Wien 1979, 453–469, 464 f.
  • Mario Schwarz, Gotische Architektur in Niederösterreich. Wissenschaftliche Schriftenreihe Niederösterreich 49/50, St. Pölten–Wien 1980, 14 f.
  • Mario Schwarz, Marchegg (NÖ.), mittelalterliche Stadtanlage; Marchegg (NÖ.), Pfarrkirche Hl. Margarete. In: Günther Brucher (Hg.), Gotik. Geschichte der Bildenden Kunst in Österreich II. Wien–München 2000, 204–205
  • Gerhard Stenzel, Von Schloß zu Schloß in Österreich. Wien 1976, 48
  • Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.U.M.B., Nr. 48 f.
  • Max Weltin, Die "Laaer Briefsammlung". Eine Quelle zur inneren Geschichte Österreichs unter Ottokar II. Přemysl. Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 21, Wien 1975, 78
  • Max Weltin, Landesherr und Landherren. Zur Herrschaft Ottokars II. Přemysl in Österreich. Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich N. F. 44/45, 1978/79, Wien 1979, 159–225, 191 f.
Marchegg. Bauphasenplan (2007) - © Plangrundlage: Adalbert Klaar. Baualter und Digitalisierung: Patrick Schicht
Marchegg. Bauphasenplan (2007)
© Plangrundlage: Adalbert Klaar. Baualter und Digitalisierung: Patrick Schicht