Hauptburgenname
Markgrafneusiedl I
ID
833
Objekt
nicht mehr erhaltene Wehranlage|Adelssitz|Burgstelle
KG
Markgrafneusiedl
OG/MG/SG
Markgrafneusiedl
VB
Gänserndorf
BMN34 rechts
772360
BMN34 hoch
347908
UTM 33N rechts
0
UTM 33N hoch
0
Link auf NÖ-Atlas
Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Geschichte
1120 überlässt Klosterneuburg das "novellum sartum marchionis" tauschweise an Leopold III. In der Folge tritt der Landesfürst als Eigentümer auf, ritterliche Gefolgsleute nennen sich 1231 "de Margravin Niusidil", die für 1252 im HONB (N 101) verzeichnete Nennung "de Marcgaven Niusidil" ist eine Verschreibung und ist auf Matzneusiedl zu beziehen. In der 2. H. d. 14. Jhs. sind die Eckartsauer Lehensträger der Bgfn. v. Nürnberg. Ab 1377 erscheinen die Haslauer mit örtlichem Lehensbesitz, später auch mit Eigenbesitz. 1368 wird von einem Weingarten "... oberhalb des Hauses in dem velde..." berichtet. 1455 gelangt das Kirchenlehen an die Starhemberg, 1542 an das Wiener Hofspital. Im 17. Jh. wird ein Turm nur noch als "ein alt Gemäuer" beschrieben.
Text
G.R., T.K., K.Kü.
Lage/Baubeschreibung
Der Sitz ist gegenwärtig als abgekommen zu bezeichnen. Mglw. ist er im Bereich der weithin sichtbaren Kirchenruine (ehem. Hl. Martin) zu rekonstruieren, die auf einer Terrasse des Wagram-Abfalles am N-Rand des Dorfes liegt.
Die Höhe, die nach Dehio u. U. von der Altsiedlung bebaut wurde, führt die Flurbezeichnung "Turmhöhe", dieser Name ist auf der ÖK 50/Blatt 42 knapp nördl. ausgewiesen. Durch Sandabbau ist das gesamte Umfeld der Kirchenruine heute völlig eingeebnet. Schwammenhöfer erwähnt noch einen Hügel im O der Kirche, der bereits tlw. zerstört war und den er als Rest einer hausbergartigen Anlage interpretierte. An der abgearbeiteten Seite war die künstliche Schüttung des Hügels zu beobachten. Heute ist auch dieser Hügel abgekommen.
Inwieweit der qualitätsvolle rom. Kirchenbau in Beziehung zum Sitz zu bringen ist, ob er mglw. die Funktion einer Eigenkirche bzw. Burgkapelle ausübte, muss auf Basis des heutigen Forschungsstandes offen bleiben. Die gut erhaltenen Bauteile stammen von einer kleinen Chorturmkirche, die mglw. durch frühzeitigen Verfall vor verändernden Umbauten verschont blieb und dadurch das unveränderte, rom. Bauprogramm zeigt. 1574 war sie Wallfahrtskirche, 1683 war der Bau jedoch bereits Ruine. Im frühen 19. Jh. wurde der Turm durch einen kegelförmigen Aufbau zu einer Windmühle umfunktioniert. Bemerkenswert ist der Verschluss des südl. Zuganges, der aus einem komplexen, in seiner Funktion ungeklärten Schubbalkensystem besteht. Büttner datiert den Bau in das späte 12. Jh., ein Datierungsvorschlag, der durch das hochwertige Quadermauerwerk und die Detailformen durchaus berechtigt erscheint. Jüngst von privater Hand durchgeführte Restaurierungsmaßnahmen entstellen leider tlw. die Originalbefunde.
Text
G.R., T.K., K.Kü.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Sitz abgekommen. Kirche versperrt.
Literatur
- Gerhard Reichhalter, Karin Kühtreiber, Thomas Kühtreiber (mit Beiträgen von Günter Marian, Roman Zehetmayer), Burgen Weinviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2005, 279 f.
- Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser vom Marchfeld bis Falkenstein. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 13 (Birken-Reihe), Wien 1982, 26 f.
- Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 722 f.
- Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 V, N 101
- Karl Kafka, Wehrkirchen Niederösterreichs I. Wien (Birkenverlag) 1969, 136 f.
- Maximilian Weltin (unter Mitarbeit von Dagmar Weltin, Günter Marian, Christina Mochty-Weltin), Urkunde und Geschichte. Niederösterreichs Landesgeschichte im Spiegel der Urkunden seines Landesarchivs. Die Urkunden des Niederösterreichischen Landesarchivs 1109–1314. Niederösterreichisches Urkundenbuch Vorausband. St. Pölten 2004, 79 ff. Nr. 20
- Hermann Schwammenhöfer, Archäologische Denkmale III, Viertel unter dem Manhartsberg. Wien o. J. (1988), Nr. 57