Hauptburgenname
Ernegg
ID
85
Objekt
Schloss
Adresse
A-3261 Ernegg 1
KG
Ernegg
OG/MG/SG
Steinakirchen am Forst
VB
Scheibbs
BMN34 rechts
655572
BMN34 hoch
325987
UTM 33N rechts
504871.85
UTM 33N hoch
5323571.65
Link auf NÖ-Atlas
Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt
PKW: Von der A 1 bei Ybbs über Wieselburg Richtung Steinakirchen am Forst fahren, hier Richtung Purgstall an der Erlauf abzweigen, wo nach 1 km eine weitere Straße östl. (links) abzeigt, die zwischen Schloss und Golfclub durchführt. RAD: Der "Ostarrichiweg" (Purgstall an der Erlauf–Neuhofen an der Ybbs) passiert knapp vor Steinakirchen die Zufahrt zum Schloss.
Geschichte
Die Burg entsteht auf dem Gebiet der Regensburger Hofmark Steinakirchen. Der Anspruch Regensburgs auf „daz hous zu Reinsperch und daz hous zu Ernekke" wird im Verlauf des Streits um die Herausgabe der Lehen nach dem Tod Engelschalks v. Reinsberg zwischen seiner Gattin Alheid und den Bfn. v. Regensburg und Freising 1291 durch den Landesfürsten bestätigt. Auf Ernegg sitzen 1321 die Brüder Albrecht und Alram v. Hals (OÖUB V, 276). Mglw. konnten die Gfn. v. Lengenbach ältere Rechte geltend machen, denn 1329 verleiht der Regensburger Bf. dem Christian Truchsess v. Lengenbach, Neffe und Erbe der Alheid v. Reinsberg, die „zwo Vest Reinsberg und Ernegk". Durch seine Tochter Elisabeth kamen die beiden Burgen an Reinprecht I. v. Wallsee, später an Otto v. Zelking, den Schwiegersohn Rudolfs v. Wallsee. 1471 wurde Ernegg an Bernhard Harasser zu Groß verkauft, wechselte mehrmals den Besitzer und gelangte 1527 an Wolfgang v. Oedt zu Götzendorf, den Mundschenk des späteren K. Ferdinands I., zu dessen Besitz auch die Schlösser Schönegg, Wang, Reinsberg und Oberhausegg gehörten. Noch vor 1596 kommt Ernegg an Reichart Streun v. Schwarzenau, 1612–1629 besitzen es die Neudegger. 1656 kauft Sigmund Erasmus Frh. v. Auersperg die Hft., unter seinem Sohn wird das bisherige Lehen zu freiem Eigen. Das Schloss ist bis heute im Besitz der Fam. Auersperg.
Text
M.K., G.R.
Lage/Baubeschreibung
Das Schloss liegt 1,2 km ostsüdöstl. von Steinakirchen am Forst auf einem schmalen Felssporn direkt über der Kleinen Erlauf. Das Gelände bildet vor dem ansteigenden Hang einen natürlichen Kessel, in dem das Schlossplateau einst durch einen massiven U-förmigen Wall bzw. beidseitig tiefen Gräben abgetrennt war. Heute haben sich von diesen starken Erdwerken nur die Hanganschlüsse erhalten, während die Stirnseite als Schlosspark terrassiert ist. Die einheitliche 4-flügelige, 4-gesch. Anlage um einen kleinen Arkadenhof zeigt eine komplexe Baugeschichte. Der spätmittelalterliche Baukern besteht aus einem trapezförmigen Bering von etwa 36 x 38 m, dem im N und somit talwärts ein schmaler Palas angestellt ist. Im W stand zentral ein Torturm mit Hauptportal sowie seitlichem Gehflügel vor. Hier und im N sind Teile eines einst wohl umlaufenden Zwingers erhalten. Das Mauerwerk besteht aus reinen Bruchsteinstrukturen mit unregelmäßigen Abgleichungen, datierbare Baudetails fehlen. Nach dem Kauf durch Wolf Öder v. Götzendorf 1527 kam es zu einem umfangreichen Ausbau, der noch heute das Aussehen prägt. Seitlich des Tores wurde der Zwinger durch den Kapellentrakt überbaut und mit einem Rundturm flankiert. Vischer zeigt 1672 am N-Zwinger noch 2 analoge Türme, die heute verschwunden sind. Im Hof entstanden 2 weitere Trakte, sodass er nun rundum durch Gebäude geschlossen war. An 2 Seiten erhielt er ebenerdig gedrungene Pfeilerarkaden mit gefasten Kanten. Der alte Palas wurde mit 2 übereinander liegenden Einstützenräumen mit stark gebauchten Säulen und Kreuzgratgewölben ausgebaut. Das Erdgeschoß erhielt spätgot. Steckgitterfenster, die Hoftrakte gestäbte Portale und Fenstergewände. Im Zuge der wohl längeren Bauarbeiten wurde gemäß Inschrift um 1561 von Judit Ödt der prächtige W-Renaissancearkadengang mit bemerkenswerten nachrom. Würfelsäulchen sowie Reliefs und Bandfreskierung erweitert. Als zentralen Blickpunkt errichtete man im N einen runden Treppenturm. Noch im 16. Jh. wurde der W-Arkadengang mit schlanken Säulchen und Architekturmalerei ausgeführt. Um 1675 kam es zu einem neuerlichen Großausbau. Das repräsentative Rustikaportal mit Wappenrelief der Auersperg und gewölbter Durchfahrt entstand, die Arkaden wurden aufgestockt, im W-Trakt wurde die Kapelle umgebaut und der Aufgang mit Fresken monumental gestaltet. Aus dem 18. Jh. stammt die heutige Fassadengliederung mit geschwungenen Fensterverdachungen, aus 1836 datiert die charakteristische Arkadenaltane über dem Tal. Westl. des Schlosses liegt ein großer Landschaftsgarten des frühen 19. Jhs. Unterhalb, jenseits des Flusses, befindet sich der große ehem. Meierhof (Nr. 2), dessen Stichkappengewölbe noch ins 17. Jh. gehören. An der S-Fassade ist der Schlussstein eines got. Rippengewölbes angebracht, er stammt eventuell aus der ehem., 1456 urk. erwähnten Burgkapelle.
Text
P.S.
Touristische Infrastruktur
Für den Golfbetrieb sind große Parkplätze vorhanden. Das Schloss wird als Hotel genutzt und ist nur gegen Voranmeldung zu besichtigen. Weiters ist es für Hochzeiten und Ritteressen zu mieten.
Gasthäuser
Rest. beim Golfclub, GH "Gasslhof" in Steinakirchen, GH Aigner in Steinakirchen, GH "Zum Grünen Baum in Steinakirchen, GH "Josefihof" in Wang.
Literatur
- Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 I, 142
- Marina Kaltenegger, Thomas Kühtreiber, Gerhard Reichhalter, Patrick Schicht, Herwig Weigl, Burgen Mostviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2007, 323 ff.
- Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser zwischen Araburg und Gresten. Niederösterreichs Burgen und Schlösser II/3 (Birken-Reihe), Wien 1975, 99 ff.
- Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 119
- Dehio Niederösterreich (hg. v. Bundesdenkmalamt sowie Institut für Österreichische Geschichtsforschung). Wien–München 1953, 60
- Dehio Niederösterreich, südlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt), 2 Bde. Horn–Wien 2003, 2279 ff.
- Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 II und VIII, E 222
- Herbert Pöchhacker, Burgen und Herrensitze im Bezirk Scheibbs in der Zeit von 1000 bis 1500. Heimatkunde des Bezirkes Scheibbs Bd. 5, Scheibbs 1986, 76 ff.
- Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.O.W.W., Nr. 19