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Hauptburgenname Neusiedl
ID 870
weitere Burgennamen Neusiedl an der Zaya
Objekt Ansitz|Turmhof|Dorfturm, ruinös
Adresse A-2183 Neusiedl an der Zaya, Hauptstraße 40
KG Neusiedl an der Zaya
OG/MG/SG Neusiedl an der Zaya
VB Gänserndorf
BMN34 rechts 783416
BMN34 hoch 384875
UTM 33N rechts 0
UTM 33N hoch 0
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Geschichte 1142/67 ist Otto von Neusiedl genannt, 1170/80 erscheint Pertholt von Neusiedl. 1217 ist Hadmar v. Kuenring Lehensherr von Neusiedl. Um 1286 gelangt die Hft. an die Bgfn. v. Nürnberg, als deren Lehensträger erscheint 1330 Heinrich v. Wildungsmauer sowie 1345 der Ritter Pernolt v. Tallesbrunn. 1371 sind die Streun v. Schwarzenau hier begütert, da sie in diesem Jahr an die Dachsberg verkaufen. 1387 kauft Albrecht v. Ebersdorf die Hft. von den Tallesbrunnern und Rauhensteinern. 1448 erscheint Gamareth Fronauer, später die Liechtenstein als Besitzer. Deren Lehensträger ist um 1550 Georg Pögl. Das Landgericht ist bis 1792 Brandenburger Lehen, der Besitz bis 1848 Teil der Liechtensteiner Hft. Rabensburg. Büttner bezieht die seit dem 12. Jh. genannten Herrschaftsinhaber von Neusiedl auf einen unbekannten, abgekommenen Sitz, nennt aber gleichzeitig zum bestehenden Dorfturm keine urk. Nachrichten. Diese Situation lässt wohl mit einiger Sicherheit das noch bestehende Objekt – trotz des jüngeren Baubestandes desselben – mit der seit dem 12. Jh. belegten Herrschaft in Zusammenhang bringen. Der Turm ist heute im Besitz von Ing. Gottfried Schuller.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Lage/Baubeschreibung Der in der Literatur als "Dorfturm" bezeichnete Bau liegt im Ortszentrum von Neusiedl an der Zaya, ca. 400 m westnordwestl. der Pfarrkirche im Hof des Grundstückes Hauptstraße Nr. 40. Zugang und Nutzung sind nur vom Hof des Grundstückes Hauptstraße Nr. 38 (Fr. Maria Martin) möglich. Büttner lokalisiert den Bau "...mitten im Ort im Hause Nr. 92...", nach Dehio liegt er im Hof des Hauses Nr. 93. Diese scheinbar widersprüchlichen Angaben sind Folge einer Neuvergabe der Straßennummern. Nach Dehio wird das Gebäude als "2-gesch. Ruine eines spätgot. Wehrturmes..." charakterisiert. Der quadratische, kleinräumige Bau besitzt eine äußere Seitenlänge von durchschnittlich 6,70 m, die Stärke der W-Mauer beträgt im Erdgeschoß 1,52 m. Die Bausubstanz reicht bis in die Höhe eines 1. Obergeschoßes, diese Ebene ist durch Verfall bereits stark reduziert. Der völlig unverputzte Bau lässt zu Kompartimenten zusammengefasstes, lagerhaftes Bruchsteinmauerwerk aus kleinformatigem, blockigem Material erkennen. Die Ecken zeigen sorgfältigen Ortsteinverband. Die Auszwickelungen sind keinesfalls in der Technik des späten Mittelalters ausgeführt, als weitgespannter Datierungsrahmen ist das späte 13. Jh. und das (frühe) 14. Jh. anzugeben. Der Zugang zum Erdgeschoßraum erfolgt heute durch einen großen rezenten Durchbruch an der W-Seite. In der O- und S-Mauer sind primäre, jedoch zugesetzte Lichtöffnungen erhalten, in der N-Mauer eine ebenfalls vermauerte Toröffnung. Auch die Detailformen der Öffnungen (mit Giebelstürzen) verweisen auf genannten Zeitrahmen. Der Erdgeschoßraum wird von einem ziegelgemauerten Kreuzgratgewölbe geschlossen, das offensichtlich eine primäre Gewölbelösung ersetzt und deren säulenförmige Basen z. T. abgeschlagen wurden. Von Büttner und Dehio beschriebene Details, wie ein "Hocheinstieg" und ein "Angstloch", sind nicht nachvollziehbar. Das nach Angaben von Fr. Martin urspr. tiefer liegende Begehungsniveau und eine rezent durch Beton geschlossene Zone im Gewölbe waren mglw. Anlass für entsprechende Vermutungen. An der N-Seite ist der ehem. Wirtschaftstrakt des Hauses Nr. 40 angebaut. Weitere Befunde gestattet die gegenwärtige Situation nicht. Die relativ repräsentative Ausstattung des Turmes legt eine ehem. Sitzfunktion nahe, die Kleinräumigkeit des Baues bedingte im Mittelalter jedoch wohl weitere, heute abgekommene Bauteile, z. B. wirtschaftlicher Funktion. Der Name der unmittelbar östl. von der Hauptstraße abzweigenden "Burggasse" erinnert mglw. an die ehem. Bedeutung des Areals. Der bemerkenswerte Turmrest ist nicht zugänglicher Privatbesitz und auch von der Straße nicht sichtbar.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Ruinöser, als Lager genutzter Turm. Nicht öffentlich zugänglich.
Literatur
  • Gerhard Reichhalter, Karin Kühtreiber, Thomas Kühtreiber (mit Beiträgen von Günter Marian, Roman Zehetmayer), Burgen Weinviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2005, 294 f.
  • Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser vom Marchfeld bis Falkenstein. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 13 (Birken-Reihe), Wien 1982, 97 f.
  • Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 161
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 780
  • Hans P. Schad´n, Wehrbauten, Erdställe und andere Schutzvorrichtungen. In: Der politische Bezirk Gänserndorf in Wort und Bild. Ein Heimatbuch für Schule und Haus. Gänserndorf 1970, 437–443, 438