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Hauptburgenname Absdorf
ID 877
weitere Burgennamen Niederabsdorf
Objekt Schloss, stark umgebaut
Adresse A-2272 Niederabsdorf 1
KG Niederabsdorf
OG/MG/SG Ringelsdorf-Niederabsdorf
VB Gänserndorf
BMN34 rechts 788821
BMN34 hoch 381083
UTM 33N rechts 0
UTM 33N hoch 0
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Geschichte Absdorf ist seit M. d. 11. Jhs. Klosterbesitz von Niederalteich. Als deren Vögte erscheinen zunächst die Formbacher, A. d. 13. Jhs. die Streun v. Falkenstein, ab 1232 die Krumbacher, vor 1312 die Rauhenecker und danach die Pillichsdorfer. 1303 nennt das klösterliche Urbar "Dietricus de Abstorf". Ab 1406 sind die Liechtensteiner Klostervögte. Vor 1524 ist Niederabsdorf vermutlich im Pfandbesitz der Lamberg. 1572 ist ein Schloss urk. erwähnt. 1575 verkauft das Kloster an Wolf Fazi, der um 1604 das Neuschloss errichtet. 1615 gelangt der Besitz an Ferdinand Haitzing, später an Maximilian Fürenz und die Althan. 1663 ist das Schloss als Zufluchtsort genannt. 1691 gelangt es von den Hohenberg an die Liechtenstein. Im 19. Jh. als Zuckerfabrik eingerichtet, ist der Bau heute als Meierhof für einen Reitstall in Verwendung.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Lage/Baubeschreibung Das "Schloss" liegt unmittelbar östl. der Pfarrkirche im Ortszentrum von Niederabsdorf. Dieses Dorf liegt auf einer mäßig erhöhten Geländezunge innerhalb des Zusammenflusses von Steinberggraben und Eichhornerbach. Schloss und Kirche liegen am N-Rand dieser Geländezunge. Der heutige Bau, Niederabsdorf Nr. 1, soll auf den unter Wolf Fazi durchgeführten Neubau von 1604 zurückgehen. Die Ansprache als "Schloss" erscheint kaum mehr gerechtfertigt, da der weitläufige, 2-gesch. 4-Flügelbau 1844 zu einer Zuckerfabrik umgebaut wurde und dementsprechend an Substanz und Erscheinung eingebüßt hat. Der Bau wird durch den 5-gesch. Torturm im Zentrum der S-Seite dominiert, der mit einer rustizierten Toranlage ausgestattet ist und nach Dehio an den Beginn des 19. Jhs. zu stellen ist. Der benachbarte, zum Garten orientierte SO-Trakt ist heute bewohnt. Die übrigen Teile des Baues sind durch Umbauten, auch des 20. Jhs., dermaßen industriell überprägt, dass heute nur noch ein fabriksmäßiger, wenig ansprechender Gesamteindruck in Erscheinung tritt. Der von Vischer 1672 dargestellte, ausgedehnte und vielfach gegliederte Gebäudekomplex ist nur mehr erschwert mit dem überkommenen Bau in Verbindung zu bringen. Eine Besichtigung des wirtschaftlich genutzten Baues ist nicht möglich. Die Schlossanlage liegt auf einer westl. und nördl. verstärkt in Erscheinung tretenden Terrasse, die von Straßenführungen umgeben wird. Unmittelbar westl. benutzt die Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt eine hausbergartige Substruktion. Der wohl ehem. kegelstumpfförmige Erdkörper fällt mit Böschungen zu den heute umlaufenden Straßen ab, der zwischen Kirche und Schloss im O situierte Straßenzug läuft durch die Eintiefung des vermutlich ehem. Grabens. Der "Hausbergcharakter" des Kirchhügels wurde bei der Dehio-Bearbeitung bereits richtig erkannt. Das temporär als Friedhof genutzte Plateau wird von einer jüngst restaurierten, mehrfach polygonal abgewinkelten Umfassungsmauer umgeben, die besonders im O hochmittelalterliche Kompartimente integriert. Diese zeigen feld- und hofseitig noch sehr lagig ausgebildete Strukturen aus kleinteiligem, blockigem Bruchsteinmauerwerk, das vielfach zu hoch- bzw. schräggestellten Lagen ausgeformt ist. Als Zeitstellung ist die Zeit um 1200 bzw. das frühe 13. Jh. vorzuschlagen. Bei der Restaurierung wurde auch auf einen an der S-Seite sichtbaren, wohl älteren Mauersockel Rücksicht genommen. Weite Strecken sind jedoch durch jüngere und rezente Mauerschließungen ersetzt. Die Kirche intergriert nach Dehio einen Baukern des frühen 13. Jhs., was sich mit den genannten Befunden decken würde. Der Chor mit 2 zugesetzten Lanzettfenstern datiert in das 14. Jh. Der Bau wurde 1665 durchgehend barockisiert, sodass der rom. Baukern äußerlich nicht mehr in Erscheinung tritt. Die Gesamtsituation lässt eine (mehrteilige) hausbergartige Burganlage erkennen, in deren Bestandszeitraum die Errichtung und Ummauerung der Kirche zu setzen ist. Der ehem. hochmittelalterliche Sitz könnte folglich wohl anstelle des Schlosses als relativ ausgedehnte Burganlage rekonstruiert werden. Ehem. vorhandene Annäherungshindernisse, deren Verlauf von mehreren Straßenführungen angedeutet wird, sind abgekommen.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Mittelalterlicher Sitz abgekommen. Gelände tlw. frei zugänglich.
Literatur
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 129
  • Gerhard Reichhalter, Karin Kühtreiber, Thomas Kühtreiber (mit Beiträgen von Günter Marian, Roman Zehetmayer), Burgen Weinviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2005, 339 f.
  • Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser vom Marchfeld bis Falkenstein. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 13 (Birken-Reihe), Wien 1982, 101 f.
  • Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 162
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 781 f.
  • Manfred Jasser et al, Schlösser und Burgen im Weinviertel. Schriftenreihe Das Weinviertel 3 (hg. v. Kulturbund Weinviertel), Mistelbach 1979, 101
  • Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.U.M.B., Nr. 1