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Hauptburgenname Kreuzstetten
ID 883
weitere Burgennamen Niederkreuzstetten
Objekt Schloss
Adresse A-2124 Niederkreuzstetten, Schloßstraße 1
KG Niederkreuzstetten
OG/MG/SG Kreuzstetten
VB Mistelbach
BMN34 rechts 760916
BMN34 hoch 371466
UTM 33N rechts 0
UTM 33N hoch 0
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Geschichte Den vor 1130 genannten Adalbero v. Hipples vermutet Büttner ident mit Adalbero von Niederkreuzstetten. Weitere Familienangehörige erscheinen noch im 12. Jh. Heinrich I. v. Liechtenstein vermacht 1265 das "castrum Chrischenstetten" seiner Tochter Diemut, welche auf dem Heiratsweg das Gut in die steirische Fam. Liechtenstein-Murau einbringt, unter denen Burggrafen den Sitz verwalten. 1485–1491 ist die Burg von ungarischen Truppen besetzt. 1510 sind die Weißpriach als Burgherren festgehalten, 1534 und 1537 Caspar Prandtner v. Prandegg. Diesem folgen Hans v. Görtschach und 1574 die Welzer, denen der Besitz 1621 entzogen wird. 1622 kauft Hans Balthasar v. Hoyos das Schloss, das 1663 und 1683 als Zufluchtsort genannt ist. Den Hoyos folgen 1881 die Königswarter, später eine Gräfin Hoyos, ab 1914 die Fam. Riedl-Riedenstein.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Lage/Baubeschreibung Das Schloss von Niederkreuzstetten liegt in Niederungslage am N-Rand der Siedlung, etwa 100 m nördl. der Pfarrkirche. Der Bau bildet eine 2- bzw. 3-gesch. 4-Flügelanlage, deren nicht völlig regelmäßigen Trakte unterschiedlicher Zeitstellung einen annähernd rechteckigen Hof umschließen. Der von den östl. Verbauungen zangenartig integrierte W-Trakt geht nach Dehio auf das 16. Jh. zurück. Nach Büttner/Madritsch wären hier jedoch Bauteile der hochmittelalterlichen Burg vorhanden, wobei eine Zeitstellung im 12./13. Jh. für die "Grundfesten" angegeben wird. Der 3-gesch., mit einem mächtigen Walmdach gedeckte Trakt lässt durch seine Einbindung zwar eine ehem. isolierte Stellung vermuten und erinnert in seiner äußeren Form an die Typologie turmartiger "Fester Häuser", doch sollte allein daraus keine derartige Datierung abgeleitet werden. Die steingerahmten Fenster lockern die nüchternen Fassaden des Baues nur wenig auf, Reste eines flächigen Sgraffito-Dekors des späten 16. Jhs. belegen jedoch das urspr. Aussehen. Die 3-flügelige, den Hof bildende östl. Bebauung besitzt nur 2 Geschoße, greift aber gegenüber dem blockhaften W-Trakt stark nach N und S aus. Auch deren Fassaden zeigen einfach profilierte Fenstergewände als einzigen Dekor. Das rundbogige Tor, das von O den Zugang zum Hof vermittelt, ist durch einen pilastergestützten Architrav betont, die daran angebrachten Jahreszahlen "1680", "1771" und "1977" dokumentieren Renovierungen. Dem N-Trakt, der durch einen feldseitigen Rücksprung mglw. eine bauliche Zäsur andeutet, ist ein schmaler Erschließungsgang vorgesetzt, der sich im Obergeschoß mit Arkaden zum Hof öffnet. Die Bogenstellungen ruhen auf toskanischen Säulen. Dem W-Trakt sind 3-gesch. Arkaden vorgelagert, die im Erdgeschoß auf Pfeilern, in den Obergeschoßen auf toskanischen Säulen ruhen und die mit ihren steinernen Balustraden eine optische Bereicherung des Hofes bilden. Sie werden von einem dezentral eingebundenen, mglw. älteren Wendeltreppenturm unterbrochen, der wohl zur vertikalen Kommunikation des W-Traktes angelegt wurde. Die am Treppenturm sichtbar belassenen Ortsteinquader lassen eine Zeitstellung im späten Mittelalter oder im frühen 16. Jh. vermuten. Das Schloss ist allseitig von einem schmalen Zwinger umgeben, dessen mehrfach abgewinkelte Mauern über tlw. hohen Substruktionen errichtet sind. Vischer zeigt diesen äußeren Bering, der urspr. höher anzunehmen ist, mit einer Reihe von Schartenöffnungen. Der in der Achse des inneren Tores situierte Zugang zu diesem Zwinger liegt in einer heute isolierten, dekorativ ausgebildeten Torwand. Neben einem zentralen Rundbogentor mit dem Aufnahmefalz und den Rollenschlitzen einer ehem. Zugbrücke liegen flankierende Nebenpforten, wovon die südl. (linke) zugesetzt wurde. Der Dekor der Tormauer besteht aus einer rustizierenden Quaderung und einem abschließenden Kranzgesims. Die äußere Umfassungsmauer reicht bis zur Sohle des weitgehend erhaltenen, breiten Ringgrabens, der heute Teil der umgebenden Parkanlagen ist. Die ehem. Zugbrücke wurde durch eine auf 4 Bogen ruhende Steinbrücke ersetzt. Östl. des Schlosses liegen Bauten wirtschaftlicher Nutzung des 17. und 18. Jhs. Vischer zeichnete 1672 den "Khreizenstötten" betitelten Bau im noch heute erkennbaren Ausbaustand, die Höhenlage ist allerdings deutlich übersteigert. Das Schloss ist heute privater Wohnsitz und nicht zu besichtigen.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Gepflegte, privat bewohnte Schlossanlage. Nicht öffentlich zugänglich.
Literatur
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 117
  • Gerhard Reichhalter, Karin Kühtreiber, Thomas Kühtreiber (mit Beiträgen von Günter Marian, Roman Zehetmayer), Burgen Weinviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2005, 239 f.
  • Rudolf Büttner, Renate Madritsch, Burgen und Schlösser vom Bisamberg bis Laa/Thaya. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 14 (Birken-Reihe), St. Pölten–Wien 1987, 103 ff.
  • Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 163
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 789 f.
  • Heinz Dopsch, Liechtenstein – Herkunft und Aufstieg eines Fürstenhauses. In: Arthur Brunhart (Hg.), Bausteine zur liechtensteinischen Geschichte. Studien und studentische Forschungsbeiträge 2: Neuzeit: Land und Leute. Zürich 1999, 7–66, 32
  • Karl Lechner (Hg.), Handbuch der Historischen Stätten Österreich 1, Donauländer und Burgenland. Stuttgart ²1985, 444
  • Manfred Jasser et al, Schlösser und Burgen im Weinviertel. Schriftenreihe Das Weinviertel 3 (hg. v. Kulturbund Weinviertel), Mistelbach 1979, 104
  • Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon. Würzburg 1994, 438
  • Laurin Luchner, Schlösser in Österreich I. München 1978, 133 f.
  • Johannes-Wolfgang Neugebauer, Wehranlagen, Wallburgen, Herrensitze sowie sonstige Befestigungen und Grabhügel der Urzeit, des Mittelalters und der beginnenden Neuzeit im pol. Bezirk Mistelbach. Veröffentlichungen der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Ur- und Frühgeschichte XI–XII, Wien 1979, Nr. 38
  • Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.U.M.B., Nr. 40
Kreuzstetten. Das Schloss nach Vischer  (1672) - © Georg Matthäus Vischer
Kreuzstetten. Das Schloss nach Vischer (1672)
© Georg Matthäus Vischer
Kreuzstetten. Zugangssituation des Schlosses (2004) - © Thomas Zoder
Kreuzstetten. Zugangssituation des Schlosses (2004)
© Thomas Zoder