Hauptburgenname
Oberdürnbach
ID
895
Objekt
Burg, stark umgebaut
Adresse
A-3721 Oberdürnbach 7a
KG
Oberdürnbach
OG/MG/SG
Maissau
VB
Hollabrunn
BMN34 rechts
714066
BMN34 hoch
383342
UTM 33N rechts
0
UTM 33N hoch
0
Link auf NÖ-Atlas
Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt
PKW: In Maissau von der B 4 östl. Richtung Limberg abzweigen. Nach ca. 2 km erreicht man den südöstl. Ortsrand von Oberdürnbach, hier in den Ort und zur erhöht gelegenen Filialkirche abbiegen. RAD: Der "Weinviertelweg" führt 2 km östl. von Maissau unmittelbar durch das Ortsgebiet von Oberdürnbach.
Geschichte
Die Siedlung wird 1110 erstmals urk. genannt. Ab der M. d. 12. Jhs. nennen sich Adelige nach (Ober-)Dürnbach. So 1157 ("de Durrinbach"), 1186/92 ("de Durrinpach") und 1234 ("de Durrenpach"). Ab der M. d. 13. Jhs. wird bereits zwischen Ober- und Unterdürnbach ("superior et inferior Durrenpach") unterschieden. Es ist gegenwärtig noch unklar, auf welchen Ort die Nennungen zu beziehen sind, doch wird bei der Mehrzahl wohl Oberdürnbach zu verstehen sein. Erst 1293 ist mit der Stiftung einer Kirche in Unterdürnbach durch den seit 1284 nachweisbaren Wolfhart v. Dürnbach ein weiterer Herrschaftsmittelpunkt wahrscheinlich zu machen. Als Lehensherren der (Ober-)Dürnbacher, deren Mitglieder sowohl dem Ritterstand, als auch dem Ministerialenstand angehören, sind die Hrn. v. Maissau zu sehen. Ulrich und Weichart von "Durrenbach" tauschen 1321 div. Güter mit Hartnid von Niederdürnbach. Ulrich v. Dürnbach ist am Wiener Hof nachweisbar, 1325 bekleidet er das Amt eines Landrichters. Hinsichtlich dieser hochrangigen Position erscheint erklärlich, dass Ulrich 1339 die noch heute bestehende Kapelle errichtet. 1350 erscheint ein Dürnbacher ("der Durrenpach"), nach Feigl wäre die Hft. Oberdürnbach jedoch bereits M. d. 14. Jhs. an die Maissauer zurückgefallen. Die Verlagerung des Herrschaftssitzes nach Unterdürnbach, woraus die Aufgabe der Burg resultiert, erfolgt mglw. im 15. Jh. Die bereits von Binder postulierte und zumeist unkritisch weitergegebene Nachricht von der Zerstörung Unterdürnbachs durch die Ungarn im Jahr 1481 bedarf mglw. auch hinsichtlich Oberdürnbachs einer Klärung.
Text
G.R., T.K., K.Kü.
Lage/Baubeschreibung
Am Kirchhügel von Oberdürnbach, in erhöhter Lage im W der Siedlung und benachbart der heutigen Filialkirche Hl. Katharina, liegen die Reste der ehem. Burg.
Das Burgareal ist durch noch erkennbare Wall-Graben-Anlagen gesichert, die besonders im S und tlw. im N noch ausgeprägt erhalten sind. Gegen die östl. situierte Siedlung fällt das Gelände gestuft ab, was mglw. auf ein ehem. Vorwerk weist. Im SO ist das Gelände durch die heranführende Zufahrt stark verändert. Im S des zentralen Burgplateaus liegt das Haus Nr. 7a mit div. Nebengebäuden, das Mauerteile der Burg überbaut. Hier sind grabenseitig (südwestl.) unverputzte Mauerteile aus Bruchsteinmaterial zu beobachten, die eine Ecke ausbilden und nach der Mauerstruktur gegen E. d. 13. / A. d. 14. Jhs. zu datieren sind. Am NO-Abfall des Burgbereiches liegt der Eingang zu in den Hang gebauten, gewölbten Kellern, die mglw. Bauteilen der ehem. Burg vorgelagert sind. Am nördl. Teil des Plateaus liegt die heutige Filialkirche Hl. Katharina. Der kleinräumige, in der Barockzeit vergrößerte und veränderte Kirchenbau, bestehend aus Langhaus und Polygonalchor, ist aufgrund seiner Detailformen gut mit der urk. 1339 genannten Kapelle zu identifizieren. Der Chor der äußerlich unscheinbaren Kirche weist an seinen Innenwänden ein bemerkenswertes Freskenprogramm auf, das Teile seines Inhaltes aus der Katharinenlegende bezieht und um 1340 datiert. Die S-Wand zeigt neben dem Stifter, wohl Ulrich v. Dürnbach, auch eine piktogrammhafte, ikonographisch abstrahierte Abbildung der Burg.
Während die früh einsetzenden Nennungen einen relativ frühen, siedlungsnahen Sitz einer kleinadeligen Familie nahe legen, verweisen der Baubefund der Burg und nicht zuletzt die Errichtung der Kapelle, die wohl nicht unberechtigt als Burg- bzw. Herrschaftskapelle anzusprechen ist, auf entsprechende Adaptierungen und Nutzungen in späteren Perioden.
Text
G.R., T.K., K.Kü.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Überbaute Burgreste, davor ehem. Burgkirche, Areal tlw. frei zugänglich.
Touristische Infrastruktur
Parkmöglichkeit am Kirchenplatz, unmittelbar vor dem Burgplateau.
Teile des Burgbereiches sind privat bebaut, Teile des Geländes der ehem. Burganlage sind frei zugänglich. Die benachbarte, zumeist versperrte Kirche mit den Fresken des 14. Jhs. kann auf Anfrage besichtigt werden.
Gasthäuser
Cafe-Restaurant Burger in Maissau, GH "Zur Weintraube" in Maissau, GH "Zur Alten Schmiede" in Maissau.
Literatur
- Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 52
- Gerhard Reichhalter, Karin Kühtreiber, Thomas Kühtreiber (mit Beiträgen von Günter Marian, Roman Zehetmayer), Burgen Weinviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2005, 271 f.
- Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 806 f.
- Brigitte Faßbinder, Theodor Brückler, Kunst im Bezirk Hollabrunn (hg. v. Stadtmuseum Alte Hofmühle Hollabrunn). Hollabrunn 1997, 117
- Brigitte Faßbinder, Die Kunst im Bezirk Hollabrunn. In: Ernst Bezemek, Willibald Rosner (Hg.), Vergangenheit und Gegenwart. Der Bezirk Hollabrunn und seine Gemeinden. Hollabrunn 1993, 373–415, 389 f.
- Helmuth Feigl, Stadtgemeinde Maissau. In: Ernst Bezemek, Willibald Rosner (Hg.), Vergangenheit und Gegenwart. Der Bezirk Hollabrunn und seine Gemeinden. Hollabrunn 1993, 772–780, 776, 778
- Thomas Kühtreiber, Burgenland Waldviertel – 16 ausgewählte Beispiele. In: Falko Daim, Thomas Kühtreiber (Hg.), Sein & Sinn / Burg & Mensch. Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums N. F. 434, St. Pölten 2001, 616–624, 619
- Elga Lanc, Die mittelalterlichen Wandmalereien in Wien und Niederösterreich. Corpus der mittelalterlichen Wandmalereien Österreichs I, Wien 1983, 197 ff.
- Johann Lang, Heimatbuch Ober-Dürnbach (hg. v. Stadtgemeinde Maissau). Maissau 1998, 27–35
- Maximilian Weltin (unter Mitarbeit von Dagmar Weltin, Günter Marian, Christina Mochty-Weltin), Urkunde und Geschichte. Niederösterreichs Landesgeschichte im Spiegel der Urkunden seines Landesarchivs. Die Urkunden des Niederösterreichischen Landesarchivs 1109–1314. Niederösterreichisches Urkundenbuch Vorausband. St. Pölten 2004, 180 f., 188, 231, 274
- Hermann Schwammenhöfer, Archäologische Denkmale III, Viertel unter dem Manhartsberg. Wien o. J. (1988), Nr. 70