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Hauptburgenname Palterndorf I
ID 912
Objekt Hausberg|Burgstall|Erdwerk
KG Palterndorf
OG/MG/SG Palterndorf-Dobermannsdorf
VB Gänserndorf
BMN34 rechts 785642
BMN34 hoch 383661
UTM 33N rechts 0
UTM 33N hoch 0
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Geschichte Nach Büttner ist der Ort im 12. Jh. vermutlich im Besitz der Gfn. v. Pernegg. Im 13. Jh. erscheinen in Palterndorf die Kuenringer. 1290 schenkt Leutold v. Kuenring das Patronat über die Pfarrkirche dem Deutschen Ritterorden. 1301 schlichtet Leutold Erbstreitigkeiten zwischen Katharina v. Zistersdorf, Frau seines ritterlichen Richters Otto in Zistersdorf, und ihrer Tochter Katharina, die u. a. auch die Vogteirechte in Palterndorf betrafen. 1314 schenkt Heinrich v. Liechtenstein der Kirche von Palterndorf ein Lehen. Auch 1340 erscheinen die Liechtensteiner in Palterndorf begütert, zwischen 1315/82 auch die Rauhensteiner. 1329 erhält die Kirche eine Schenkung durch Engelhard v. Palterndorf, diese Kleinadelsfamilie erhält nach dem Erlöschen der lokalen Kuenringer-Linie 1355 die Vogteirechte. 1335 und 1338 erfolgen Schenkungen durch During, Truchsez v. Drasenhofen. Ab dem frühen 15. Jh. sind auch die Liechtensteiner wieder mazgeblich begütert. Eine Feste wird in Palterndorf noch 1504 genannt, doch ist hier wohl der "Dorfturm" (s. d.) zu verstehen, der naheliegend als Sitz der bis 1534 nachweisbaren Palterndorfer zu sehen ist. 1590 erscheinen in Palterndorf die Liechtensteiner als bedeutendste Grundbesitzer, bis 1848 ist der Ort ein Teil der Hft. Rabensburg.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Lage/Baubeschreibung Die Pfarrkirche Maria Himmelfahrt liegt im nordwestl. Bereich des Dorfes, unmittelbar an der südl. nach Zistersdorf führenden Landesstraze. Der Bau nutzt hier einen mehrere Meter hoch aufragenden Hügel, der dem Sakralbau eine dominante Höhenlage verleiht. Schwammenhöfer bezeichnet diesen als "künstlich gerichtetes Erdwerk" und auch Kafka, der die Kirche als ehem. Wehrkirche anführt, vermutet eine künstliche Zurichtung der Höhe, entstanden durch den Aushub eines heute nicht mehr erhaltenen Ringgrabens. Durch die starke Integration des Hügels in die umgebende Verbauung sind derartige Auzensicherungen bzw. Annäherungshindernisse nicht mehr nachweisbar, eine künstliche Schüttung des Hügels ist jedoch nicht wahrscheinlich. Die N-Seite ist ähnlich einer Wallkrone erhöht, ob hier, wie Schwammenhöfer vermutet, tatsächlich ein Überrest einer Bering- oder Wallanlage vorhanden ist, muss offen bleiben, da diese Situation mglw. auch auf eine Adaption des Bauplatzes für die Erweiterungen der Kirche zurückgehen kann. Der – mit Ausnahme der Pfarrkirche – unbebaute Kirchhof wird von einer polygonal den Plateaurändern folgenden Mauer umgeben, die nach Kafka eine Höhe von 1,00–1,80 m erreicht. Die Stärke schwankt stark zwischen 0,50–1,20 m. Der Mauerzug ist in bemerkenswerter Weise weitgehend aus hammerrechten, beinahe quaderhaften Kalksteinblöcken errichtet. Dabei sind örtlich Differenzierungen in den Formaten und der Verlegung zu erwähnen, woraus mglw. auf unterschiedliche Bauphasen oder -abschnitte geschlossen werden kann. Die besonders "feldseitig" relativ grozen Steine könnten auf Grund ihrer "Gebrauchsspuren" tlw. als Spolien (von Abbruchmaterial) gesehen werden, andererseits überrascht die sorgfältige, sehr homogene Verlegung unter geringer Verwendung von Zwickelmaterial. Das auftretende Ziegelmaterial markiert wohl nur spätere Reparaturen. Örtlich ist die Zurichtung für die entsprechende Abwinkelung des Berings erkennbar. An den feldseitigen Fundamenten sind partiell lagig ausgeprägte Bruchsteinstrukturen zu beobachten. Im Bereich des barocken Zuganges im SO ist die Mauer sichtlich unter Verwendung spolierter Quader und Ziegel erneuert. Bei der Errichtung des Pfarrhofes wurden 1744 auch entsprechende Abschnitte im N ergänzt. Erst 1957 wurden "hinter der Kirche" gelegene Abschnitte erneuert; die gesamte Mauer ist heute sichtlich rezent überarbeitet, was die Aussagekraft diverser Befunde reduziert. 1889 waren angeblich noch Schiezscharten erhalten, woraus Kafka – neben der Höhenlage – die "Wehrkirchenfunktion" erschloss. Grabsteine des 17. und 18. Jhs. stammen vom aufgelassenen Friedhof im Bereich des Kirchhofes. Die etwa zentral im Kirchhof situierte Kirche präsentiert sich heute stark modernisiert. Das Langhaus stammt mit Ausnahme des barocken, westl. Joches vom rom. Vorgängerbau, der auch durch die temporär freigelegten Reste des urspr. S-Portals dokumentiert ist. Nach Schwarz besteht das Langhaus aus kleinformatigen Quadern, ein Befund, der heute unter deckendem Putz verborgen ist. Der polygonal geschlossene Chor, der ein mglw. als Ossarium genutztes Untergeschoz besitzt, stammt aus dem (frühen) 14. Jh. Für den südl. anschliezenden, tlw. auch das Langhaus übergreifenden "Chorseitenturm" vermutet Schwarz einen hochmittelalterlichen Baukern bzw. Vorgänger, was durch den Baubefund jedoch nicht gesichert erscheint. 1722, 1744 und 1782 fanden barocke Erweiterungen statt, 1936 und 1958/59 wurde der Bau durchgreifend restauriert. Die hausbergartige Form des Hügels lässt hier, mit gebotener Vorsicht, den Bereich des hochmittelalterlichen Sitzes vermuten. Die nach Schwarz bereits im 12. Jh. existente Kirche widerspräche dieser Vermutung nicht, da innerhalb des ca. 45 m Durchmesser aufweisenden, von der Umfassungsmauer bestimmten Areals entsprechender Platz vorhanden war. Die noch A. d. 16. Jhs. genannte Feste ist wohl bereits andernorts – mglw. im Bereich des "Dorfturmes", Hauptstraze Nr. 25 (s. d.) – zu suchen. Zur Bewertung des spolierten Steinmaterials der Umfassungsmauer, das nach Schwarz mglw. von der Kirche stammt, sind weitere Untersuchungen nötig.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Sitz abgekommen, hausbergartiger Hügel zugänglich.
Literatur
  • Gerhard Reichhalter, Karin Kühtreiber, Thomas Kühtreiber (mit Beiträgen von Günter Marian, Roman Zehetmayer), Burgen Weinviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2005, 309 ff.
  • Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser vom Marchfeld bis Falkenstein. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 13 (Birken-Reihe), Wien 1982, 100
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 855 f.
  • Bernhard Demel, Die Deutschordenspfarre Palterndorf 1290–1990. In: Bernhard Demel (Hg.), 700 Jahre Deutschordenspfarre Palterndorf. Palterndorf 1990, 26 ff.
  • Karl Kafka, Wehrkirchen Niederösterreichs II. Wien (Birkenverlag) 1970, 17 f.
  • Maximilian Weltin (unter Mitarbeit von Dagmar Weltin, Günter Marian, Christina Mochty-Weltin), Urkunde und Geschichte. Niederösterreichs Landesgeschichte im Spiegel der Urkunden seines Landesarchivs. Die Urkunden des Niederösterreichischen Landesarchivs 1109–1314. Niederösterreichisches Urkundenbuch Vorausband. St. Pölten 2004, 309 ff.
  • Hermann Schwammenhöfer, Archäologische Denkmale III, Viertel unter dem Manhartsberg. Wien o. J. (1988), Nr. 81
  • Mario Schwarz, Architektur und Kunstgeschichte der Pfarrkirche und des Pfarrhofes Palterndorf. In: Bernhard Demel (Hg.), 700 Jahre Deutschordenspfarre Palterndorf 1290–1990. Palterndorf 1990, 67–76