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Hauptburgenname Wolfstein I
ID 922
Objekt Burgruine
Adresse A-3642 Wolfstein
KG Wolfstein
OG/MG/SG Schönbühel-Aggsbach
VB Melk
BMN34 rechts 683372
BMN34 hoch 348724
UTM 33N rechts 532260.26
UTM 33N hoch 5346776.13
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: Von Mitterau an der B 1 führt eine Landes-/Bezirksstraße nach Aggsbach-Dorf und in das Donautal. Ca. 3 km südl. von Aggsbach erreicht man den Ort Wolfstein. Am südl. Ortsrand führt eine Brücke über den Wolfsteinbach zu einem kleinen Platz (Bushaltestelle), wo der Fußweg beginnt. RAD: In Loosdorf zweigt vom "Pielachtalweg" ein lokaler Radweg ab, der über Wolfstein nach Aggsbach-Dorf führt. Im Ort w. o. beschrieben zu Fuß zur Burg.
Geschichte Die edelfreien Ulrich v. Wolfstein aus 1135/36 und Rudolf aus 1188 sind nicht gesichert auf dieses Wolfstein zu beziehen. A. d. 13. Jhs. besitzen die Kuenringer die Burg als Lehen der bayrischen Herzöge, wobei sie mglw. auch hier die Herren v. Aggswald-Gansbach beerbten. Der 1217 genannte Perchtold v. Wolfstein ist ein Gefolgsmann der Kuenringer. 1355 fällt der Besitz an die Hrn. v. Maissau, 1430 an die Tursen v. Tiernstein. Später folgen die Mühlwanger, die Geyer v. Osterburg und die Starhemberg. Wolfstein wird 1620 den Starhemberg entzogen und gelangt, nun als freies Eigen, an das Kloster Göttweig. In dieser Zeit ist die Burg verm. schon Ruine.
Text M.K., G.R.
Lage/Baubeschreibung Die Burgruine liegt 2,5 km südsüdöstl. von Aggsbach-Dorf auf einer nördl. des Dorfes Wolfstein aus dem rechten Talhang des Wolfsteinbaches vorspringenden, bewaldeten Rückfallkuppe. Der markant das Tal verengende Burgberg führte zu einer ausgeprägten Spornlage. Die Anlage bestand zunächst aus einer räumlich bescheidenen, jedoch nicht auf repräsentative Faktoren verzichtenden Burg des Hochmittelalters auf einer niedrigen Felskuppe am westl. Ende des Sporns. Später wurde sie durch umlaufende Zwingeranlagen und eine weit in das östl. Vorfeld gezogene Vorburg bedeutend erweitert, womit insgesamt eine Fläche von über 110 m Länge und 50 m Breite bebaut wurde. Die polygonal abgewinkelten, vereinfacht ein unregelmäßiges 5-Eck bildenden Beringfronten der Kernburg umschließen eine Fläche von rund 45 x 25 m, aufgrund zahlreicher späterer Umbauten und des partiell fortgeschrittenen Verfalls stammen jedoch nur noch wenige Bauteile aus der 1. Bauphase. Neben spärlichen Resten an der S-Seite sind nur noch an der östl. Zugangsseite wesentliche Abschnitte des urspr. Berings erhalten. Der hier topographisch bedingt fast keilförmig zusammenlaufende Bering bildet durch einen zurückspringenden Abschnitt eine ausgeprägte Flankensituation für das urspr. Tor. Im Zuge einer hochmittelalterlichen Ausbauphase wurde diese Situation in geschickter Weise genutzt. Während in den trapezförmig vorspringenden Beringkeil der Bergfried gestellt wurde, „korrigierte“ man die zurückspringende Torflanke durch einen außen angestellten Torbau. Bei der Errichtung des Turms nutzte man den zwischen 1,50 m und 1,90 m starken Bering, nur im N wurde dieser durch Dublierung auf 3,30 m verstärkt. Die östl. Hälfte ist bis zum Fundament eingestürzt, die westl. Hofmauer und Teile der N- und S-Mauern sind jedoch mehrgesch. erhalten. Eine quadergerahmte Tür in der Hofmauer vermittelte den Eingang ins 1. Obergeschoß, das offensichtlich bedingt bewohnbar und durch einen Eckkamin beheizbar war. Der Torbau war urspr. oberhalb der Torhalle mit einer Torkapelle ausgestattet, die in der O-Mauer oberhalb des Tors eine halbrund ausgesparte, außen nicht sichtbare Apsisnische besitzt. Licht erhielt der Raum durch mehrere Rund(bogen)fenster an der S-Seite. Das Mauerwerk der primären Bauteile ist aufgrund der späteren Überbauungen nur noch anhand einiger wenig aussagekräftiger Abschnitte zu beobachten. Das lagerhafte Bruchsteinmauerwerk aus Gneisbruchsteinen zeigt tlw. starke Auszwickelungen. Ob der an der Hofseite der urspr. Tormauer erhaltene pietra rasa-Putz mit Kellenstrich primär ist oder einer Überarbeitung der 2. Bauphase entstammt, ist unklar. Besser zu bewerten ist die Mauerstruktur von Bergfried und Torbau, die ein ähnliches Mauerwerk aus blockigen bis plattigen Gneisbruchsteinen zeigt, das aber noch eine bedingte, durch Ausgleichslagen und Zwickelsteine geprägte Lagigkeit besitzt. Auch hier finden sich an geschützten Stellen größere Flächen mit gut erhaltenem pietra rasa-Putz mit sehr „bewegtem“ Kellenstrich. Aufgrund der Mauertechnik ist die 2. Bauphase wohl dem 2. V. d. 13. Jhs. zuzuweisen. Die 1. Bauphase ist verm. nicht wesentlich früher anzusetzen, wahrscheinlich im 1. V. d. 13. Jhs. Im Dehio NÖ ist zu lesen: "Burg erb. 1286", diese Fehldatierung, die mglw. auf einer Missinterpretation einer entsprechend datierten Quelle basiert, ist quer durch die Literatur zu verfolgen. So berichtet Eppel von Umbauten im Jahr 1286 und weist auch Bauteile des Turms dieser Zeit zu. Daraus resultiert wohl die bei Büttner mittels Baualterplan verfestigte und im Dehio südl. NÖ kritiklos übernommene Datierung der 2. Bauphase in das 4. V. d. 13. Jhs. Nach dem Bau- und Mauerwerksbefund ist diese Datierung nicht mehr haltbar. Eine weitere Bauphase ist durch einen an der W-Seite situierten Wohnbau indizierbar, bei dessen Errichtung wohl größere Abschnitte des Berings neu gebaut wurden. 3-gesch. erhalten ist nur noch die NW-Ecke des Baus, der nach 2 erhaltenen Trichterfenstern im 1. Obergeschoß mit einer Stube ausgestattet war. Das charakteristische Kompartimentmauerwerk datiert den Bau mglw. noch in das späte 13. Jh., zumindest um 1300. Teile dieses Wohnbaus wurden wohl nur unwesentlich später in einen neuen, 2-teiligen Wohnbau integriert, der die gesamte W-Seite der Burg bestimmte und als nunmehriger Palas anzusprechen ist. Sein nördl. Teil war im 1. und 2. Obergeschoß mit beheizbaren Stuben ausgestattet, was eine erneute Steigerung des Wohnkomforts belegt. Die Stube im 1. Obergeschoß ist anhand der ungewöhnlich gut erhaltenen Negativstrukturen im Mörtel rekonstruierbar und zeichnet sich durch ihre Größe und ihre großzügige Befensterung aus. Aufgrund der darüber hinaus vorhandenen Detailformen und der Mauertechnik, die an der Hofseite partiell eine deutliche Kompartimentbildung zeigt, entstand der Bau wohl noch während der 1. H. d. 14. Jhs. Erst 1392 wird die dem hl. Jakob d. Ä. geweihte, aber längst existente Burgkapelle urk. genannt. Die weitere randständige Bebauung entstand erst ab dem späten 15. Jh., erfuhr jedoch im 16. Jh. größere Eingriffe und Ergänzungen. Zusammen mit dem nördl. Trakt wurden bedeutende Abschnitte des Berings neu errichtet. Die Erkerkonsolen und das stark mit Ziegeln durchsetzte Bruchsteinmauerwerk legen eine Datierung ins 16. Jh. nahe. Dem weitgehend verfallenen S-Trakt wurden im 16. Jh. Erschließungsgänge vorgelegt, die nicht nur Torbau und W-Trakt verbanden, sondern auch zwischen Hof und Gebäuden vermittelten. Der damit in Zusammenhang stehende Treppenbau in der SW-Ecke des Hofes zeigt Reste einer einst prächtigen, rot und weiß polychromierten Putzquaderung. Die Barockkapelle im Bereich der ehem. Torhalle ist eine vom Kloster Göttweig nach 1620/30 nach Funktionsverlust durchgeführte Adaption. Als Weihwasserbecken wurde ein – wahrscheinlich aus der rom. Kapelle stammendes – Kapitell der Zeit um 1240 adaptiert und in das Torgewände eingemauert. In der Burg werden zudem mehrere bemerkenswerte Spolien verwahrt, die im Zuge der Freilegungsarbeiten ans Licht traten und die von Fenster- und Türgewänden aus dem 2. V. d. 13. Jhs., tlw. aber auch aus der 2. H. d. 13. Jhs. stammen. Sie belegen zusammen mit den bereits am Bau vorhandenen architektonischen Detailformen die einst repräsentative, nur für einen finanzkräftigen Bauherrn mögliche Ausstattung der Burg. Deren beachtliche Ausdehnung basiert auf den weit gespannten äußeren Umfassungsmauern, die im N, S und W als Zwinger die Kernburg umschließen, im O jedoch vorburgartig erweitert wurden und Platz für randständige Bebauungen wirtschaftlicher Nutzung boten. Div. Befunde belegen eine etappenweise Errichtung, zunächst wurde nur die Kernburg mit einem Zwinger umgeben, dessen Bering ein großes Oval bildete und eine Abtreppung des Geländes nutzt. Dessen geringmächtige Umfassungsmauer war auffallend niedrig, bildete innen nur eine zinnengekrönte Brustwehr und war wohl vermehrt auf Fernwirkung konzipiert. In einer weiteren Ausbauphase wurde ein Teil der östl. Umfassungsmauer aufgegeben und durch eine östl. anschließende Vorburg ersetzt. Dabei entstand eine neue Zugangssituation mit einem betont vor die Front tretenden starken Torbau, der mit Fahr- und Nebentor mit Zugbrücken ausgestattet ist. Davor wurde ein ungewöhnlich mächtiger Halsgraben angelegt. Detailformen und Mauertechnik datieren diese Bauteile noch in das 14. Jh., der Torbau ist aufgrund des Kompartimentmauerwerks noch vor dem Ausgang d. 14. Jhs. entstanden. Die Umfassungsmauer des Zwingers erhielt ab dem späten Mittelalter zeitgemäße Verstärkungen durch Schalentürme und wurde zudem bedeutend erhöht. Die beiden Schalentürme der N-Front wurden nach dem Mauerwerksbefund, gemeinsam mit Teilen des Berings, erst im 16. Jh. errichtet. Die von der Vorburg zum Torbau der Kernburg führende Aufgangsrampe nutzt tlw. die natürlichen Voraussetzungen, sie dürfte in dieser Form jedoch kaum auf den hochmittelalterlichen Zugang zurückgehen, sondern wohl eher den Zugang zur später eingerichteten barocken Kapelle herstellen. Die sehenswerte und bauhistorisch bedeutende Burgruine befindet sich seit geraumer Zeit in Privatbesitz und wird entsprechend gepflegt und gesichert. Der nunmehrige Besitzer setzt diese Aktivitäten verstärkt fort. Neben der Einrichtung bewohnbarer Räume in der Vorburg sind weitere Sicherungsarbeiten geplant, die besonders auf den Bereich der Kernburg zielen.
Text G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Gut erhaltene, tlw. restaurierte und gepflegte Burgruine. Nicht öffentlicher Privatbesitz.
Touristische Infrastruktur Parkmöglichkeit am Beginn des Zustiegs. Die Burgruine ist in ca. 15 Min. über einen mäßig steilen Fahrweg zu erreichen, die Zufahrt ist nicht gestattet. Die ausgedehnte, sehenswerte und burgenkundlich bedeutsame Anlage befindet sich in Privatbesitz und ist nicht öffentlich zugänglich. Der Eigentümer gestattet jedoch nach entsprechender tel. Anfrage interessierten Personen auf eigene Gefahr den Zutritt.
Gasthäuser Hotel-Rest. "Donauterrasse" in Aggsbach-Dorf, Rest. "Domingo" in Aggsbach-Dorf, GH "Zur Kartause" in Aggsbach-Dorf, GH "Zur Post" in Aggsbach-Dorf.
Literatur
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 I, 28
  • Marina Kaltenegger, Thomas Kühtreiber, Gerhard Reichhalter, Patrick Schicht, Herwig Weigl, Burgen Mostviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2007, 269 ff.
  • Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser Dunkelsteinerwald. Niederösterreichs Burgen und Schlösser II/2 (Birken-Reihe), Wien 1973, 171 ff.
  • Dehio Niederösterreich (hg. v. Bundesdenkmalamt sowie Institut für Österreichische Geschichtsforschung). Wien–München 1953, 390
  • Dehio Niederösterreich, südlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt), 2 Bde. Horn–Wien 2003, 2734
  • Franz Eppel, Die Wachau. Österreichische Kunstmonographie II. Salzburg ³1975, 232 f.
  • Gerhard Floßmann, Der Bezirk Melk – Herzstück Niederösterreichs. Band II einer Bezirkskunde. Melk 1994, 28 f.
  • Heinz Gerstinger, Ausflugsziel Burgen. 30 Burgen rund um Wien. Wien 1998, 172 ff.
  • Karl Lechner (Hg.), Handbuch der Historischen Stätten Österreich 1, Donauländer und Burgenland. Stuttgart ²1985, 186
  • Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 VII und VIII, W 458
  • Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon. Würzburg 1994, 678
  • Hans Tietze, Die Denkmale des politischen Bezirkes Melk. Österreichische Kunsttopographie III, Wien 1909, 13 f.
  • Herbert Pöchhacker, Burgen im Bezirk Melk. Ungedrucktes Manuskript. Scheibbs o. J. (1990)
  • Ilse Schöndorfer, Steine und Sagen. Burgruinen in Niederösterreich. St. Pölten–Wien 1999, 140 ff.
  • Hubert Schützner, Dunkelsteiner Heimatbuch. Geschichte der Pfarrgemeinde Hafnerbach sowie der Burgen Hohenegg, Osterburg, Mitterau, Haindorf, Pielachhaag und Wolfstein, hg. v. Kulturvereinigung "D´ Dunkelsteiner", Hafnerbach o. J. (1948), 232 ff.
Luftbild der Burgruine von SO (2006) - © Gabriele Scharrer-Liška
Luftbild der Burgruine von SO (2006)
© Gabriele Scharrer-Liška
Bergfried von NO (2003) - © Gerhard Reichhalter
Bergfried von NO (2003)
© Gerhard Reichhalter
Kapelle von SO (2003) - © Gerhard Reichhalter
Kapelle von SO (2003)
© Gerhard Reichhalter
Baualtersplan (2006) - © Gerhard Reichhalter, Patrick Schicht
Baualtersplan (2006)
© Gerhard Reichhalter, Patrick Schicht