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Hauptburgenname Wolfstein II
ID 923
weitere Burgennamen Raintal, Reintal, Waasenhof, Schlössl
Objekt Burg, stark umgebaut
Adresse A-3642 Wolfstein 22
KG Wolfstein
OG/MG/SG Schönbühel-Aggsbach
VB Melk
BMN34 rechts 683505
BMN34 hoch 348180
UTM 33N rechts 532402.62
UTM 33N hoch 5346234.76
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Geschichte Das aus dem frühen 14. Jh. stammende Urbar des Bistums Passau nennt einen "Hadmarus de Wesen", der mit dieser Örtlichkeit in Beziehung gesetzt wird (Papp). Auch Melker Urkunden belegen zwischen 1301 und 1305 Hademar v. Wasen. Er dürfte 1324 bereits gestorben sein, denn ab dieser Zeit erscheint eine "domina de Wesen", die auch einen Hof in Schönbühel besitzt. 1324 ist eine "curia Reintal" im Passauer Urbar genannt, die mglw. mit dem Sitz zu identifizieren ist. Der 1381 und 1392 genannte "Ott der Waser" könnte der für das nahe Wolfstein genannte Burggraf sein (Papp). 1405 veräußern Friedrich Reintaler sowie sein Sohn und seine Schwiegertochter eine Wiese, "gelegen zu Reintal in Geroltinger pfarre, die der Wasen genannt ist" (FRA II/59, 191). Einen Teil dieses Besitzes verkauft 1408 der Pfarrer von Mauer an die Pfarre Gerolding. Dabei ist vom "Wasenhof ze Reintal" die Rede. Diesen A. d. 15. Jhs. nachweisbaren "Hof zu Reintal" identifiziert Büttner mit dem "Schlössl".
Text G.R., M.K.
Lage/Baubeschreibung Die ehem. Burganlage, im Volksmund als "Schlössl" bekannt, liegt 3,1 km südsüdöstl. von Aggsbach-Dorf am südl. Ortsrand von Wolfstein. Die Lagestelle ist ein nördl. der Ausmündung des Raintals in das Tal des Wolfsteinbachs situierter östl. Ausläufer des Binderbergs, der die linke Talflanke bildet. Das Raintal bildet hier die Grenze zwischen der KG Wolfstein und der KG Kochholz (OG Dunkelsteinerwald). Der mäßig hohe Burghügel wurde gegen das westl. überhöhende Hinterland durch einen tiefen Halsgraben abgeriegelt, der sich bogenförmig auch um die N- und S-Seite zieht. Der Hügel bildet ein trapezförmiges, rund 40 m langes und 23–30 m breites Plateau aus, das rund 4–5 m über der Sohle des westl. Grabens liegt. Das Plateau ist über eine rezente Auffahrtsrampe, die den Graben überbrückt, von S zugänglich. An der westl. Bergseite bildet das sonst gegen O leicht fallende Plateau eine erhöhte Terrasse, in deren Zentrum das Haus Wolfstein Nr. 22 liegt. Der rechteckige, nach Schwammenhöfer rund 15 x 8 m große 2-gesch. Bau richtet eine Längsfront gegen die westl. Bergseite. Die gesamte Front ist frei von Verputz und zeigt ein relativ lagiges, aus mittelgroßen blockigen Bruchsteinen bestehendes Mauerwerk, das örtlich von jüngeren Bereichen abgelöst wird bzw. oftmals gestört erscheint. Aufgrund der Mauertechnik ist eine Zeitstellung in der 1. H. d. 13. Jhs. anzunehmen. In der nördl. Hälfte des Obergeschoßes ist der Rest eines Abtritts erhalten, in der südl. Hälfte sind Gewändeteile eines primären (Rundbogen-)Fensters zu beobachten. Die heutigen, regelmäßig angelegten Fenster stören mit Ziegelplomben die urspr. Mauerstruktur und sind wohl dem 19. Jh. zuzuordnen. Anlässlich der Sanierung des Hauses zur wohnlichen Nutzung (2006) war auch der Putz der übrigen Fronten abgeschlagen. An der O-Front waren nur tlw. Mauerstrukturen des 13. Jhs. zu beobachten, sonst zeigte sich ein eher kleinteiliges, lagerhaftes Bruchsteinmauerwerk, das lediglich eine mäßige Eckbetonung aufweist und das eindeutig aus dem Spätmittelalter stammt. Im Bereich eines modernen Zubaus an der S-Seite kamen Fundamente zum Vorschein, die eine ehem. größere Dimension der Bebauung annehmen lassen. Die gesamte Situation lässt erschließen, dass Teile eines älteren Baues, wohl des ehem. Palas der Burg, während des 14./15.Jhs. in eine z. T. anders konzipierte, mglw. auch kleinere Verbauung intergriert wurden. Dieser Bau wurde wohl bis in jüngere Zeit bäuerlich genutzt. Die Ränder des Plateaus wurden ehem. von einer Ringmauer umschlossen, die jedoch mehr zu erahnen ist, als dass tatsächlich Reste – wie behauptet wird – vorhanden wären. Mglw. ist auch die W-Mauer des Hauses gleichzeitig als Teil dieses Berings zu sehen. Unmittelbar östl. des Hauses liegt ein angeblich 18 m tiefer Brunnen. Hutter berichtet, dass 1960 bei einem Einbruch im Bereich des Brunnens Teile eines Erdstalls freigelegt wurden, der nach Mitteilungen von Anrainern an der südl. Böschung des Hügels begann und sich im Verlauf gegen N tlw. höhlenartig erweiterte. Kleine Keller sind noch heute an der südl. und südöstl. Böschung des Hügels erhalten. Am NO-Fuß des Burghügels lag einst eine größere Teichanlage, die durch Dämme im N und O gebildet und durch einen künstlichen Zulauf gespeist wurde. Die heute trockengelegte Anlage, die östl. bis zur Straße reicht, ist vollständig erhalten und gut erkennbar. Am SO-Fuß des Hügels liegt ein alter Bauernhof, der mglw. auf den ehem. Meierhof des Sitzes zurückgeht. Die durchaus bemerkenswerte und ausgeprägte Burganlage liegt auf einem Privatgrundstück, von peripheren Stellen bieten sich jedoch einige interessante Blickpunkte. Das ehem. Dorf Reintal lag nach Bors nur 0,7 km westsüdwestl. des Sitzes an der Einmündung eines westl. Seitengrabens in das Raintal. Die Ortswüstung gehört jedoch bereits zum Gebiet der KG Heitzing, OG Dunkelsteinerwald. Nur 1,7 km südsüdwestl. davon liegt Gerolding, was die von Papp benutzte Bezeichnung "Wasen bei Gerolding" erklärt. Eine unmittelbar südl. des Sitzes und der Wüstung den rechten Talhang des Raintals bildende Höhe heißt "Buchberg". Die Ortswüstung liegt auf einer künstlich angelegten Terrasse am Auslauf eines von W in den Zwiesel der Bäche ragenden Rückens. Die in dem rund 90 x 15 m großen Areal aufgelesene Keramik datiert vom 13. –15. Jh.
Text G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Hausbergartige Anlage mit tlw. bewohnten Resten der Burg. Privatgrundstück.
Literatur
  • Marina Kaltenegger, Thomas Kühtreiber, Gerhard Reichhalter, Patrick Schicht, Herwig Weigl, Burgen Mostviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2007, 272 ff.
  • Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser Dunkelsteinerwald. Niederösterreichs Burgen und Schlösser II/2 (Birken-Reihe), Wien 1973, 174 f.
  • Dehio Niederösterreich, südlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt), 2 Bde. Horn–Wien 2003, 2733
  • Gerhard Floßmann, Der Bezirk Melk – Herzstück Niederösterreichs. Band II einer Bezirkskunde. Melk 1994, 28
  • Fundberichte aus Österreich (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1930 ff. 22/1983, 325
  • Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 V, R 186
  • Franz Hutter, Das "Schlössel" zu Wolfstein. Unsere Heimat 33/3–4, Wien 1962, 58–62
  • Herbert Pöchhacker, Burgen im Bezirk Melk. Ungedrucktes Manuskript. Scheibbs o. J. (1990)
  • Hermann Schwammenhöfer, Archäologische Denkmale II. Viertel ober dem Wienerwald. Wien o. J. (1988), Nr. 148
  • Wüstungsarchiv der Österreichischen Gesellschaft für Mittelalterarchäologie. URL http://www.univie.ac.at/wuestungsforschung/archiv.htm (Kurt Bors, Stand: 2008), Nr. 1471,10
„Schlössl“ von W (2006) - © Gerhard Reichhalter
„Schlössl“ von W (2006)
© Gerhard Reichhalter
Vermessungsplan mit Teichanlage (1962) - © F. Bernhard
Vermessungsplan mit Teichanlage (1962)
© F. Bernhard