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Hauptburgenname Schoderlee
ID 927
weitere Burgennamen Oberschoderlee
Objekt Ansitz|Turmhof|Dorfturm, stark umgebaut
Adresse A-2153 Oberschoderlee 42
KG Oberschoderlee
OG/MG/SG Stronsdorf
VB Mistelbach
BMN34 rechts 750130
BMN34 hoch 390005
UTM 33N rechts 0
UTM 33N hoch 0
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Geschichte Die von Büttner/Madritsch wohl unter Bezugnahme auf Steinhauser getätigte Interpretation des Ortsnamens hinsichtlich einer Befestigung des Frühmittelalters ist nach neueren onomastischen Untersuchungen nicht mehr haltbar. Der Ortsname wird um 1147 erstmals genannt, in jenem Jahr gelangt das Dorf "Shatirle" durch Otto v. Machland an das von ihm gegründete Kloster Waldhausen. Die entsprechende Quelle stammt jedoch nach Büttner aus 1220/30. Das Dorf erscheint noch 1451 im Urbar des Klosters, gleichzeitig der Flurname "unter dem Purgkstall". Das Passauer Urbar nennt bereits 1250/60 beide Dörfer. Einen Meierhof, mglw. Vogteibesitz, nennt das landesfürstliche Urbar. Um 1690 wird in Oberschoderlee ein Freihof genannt. 1693 gelangt der Besitz im Kaufweg an die Sinzendorfer. 1810 folgt Michael Troll, 1812 Bruno Neuling, 1817 Theresia Gfn. v. Hardegg. Ab 1956 folgen bäuerliche Besitzer. Das ehem. Herrenhaus ist heute im Eigentum der Fam. Leczek.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Lage/Baubeschreibung Oberschoderlee liegt 2,5 km östl. von Stronsdorf am Lauf des nach N entwässernden Griesbaches. Die Siedlung gruppiert sich um die nördl. aufragende Höhe des "Hausberges", die auf der ÖK 50/Blatt 24 namentlich erscheint. Als Rest des abgekommenen Sitzes – bzw. als Lokalisierungshilfe – ist das von Neugebauer als "Herrenhaus" angesprochene Gebäude im Zentrum des Ortes, unmittelbar südl. der kleinen Antonikapelle zu sehen. Die heutigen Bauteile, ein 2-gesch. Kastenbau, erweitert durch einen zentral gegen O vorspringenden Trakt, sind einwandfrei als Altbauten erkennbar. Der privat bewohnte Bau steht gegenwärtig in schrittweiser Restaurierung bzw. Adaptierung für Wohnzwecke, die heute erhaltenen Fensteröffnungen dürften daher auf rezenten Veränderungen basieren. Im südl. Teil ist jedoch eine konische Lichtöffnung erhalten und vor allem das profilierte Traufgesims weist auf den aus dem 17. Jh. stammenden Baukern. Über dem heute als Stalleinfahrt angelegten, straßenseitigen Tor ist ein Wappen der Sinzendorfer eingemauert. Partiell freiliegendes Mauerwerk zeigt die Errichtung aus Mischmauerwerk. Westl. ist ein mauerumschlossener Hofbereich angegliedert. Vermutlich ist der um 1690 genannte "Freihof" mit dem ehem. Sitz bzw. dem späteren "Herrenhaus" gleichzusetzen. Der heutige Baubestand ist durchaus mit dem Vischer-Stich "Schotterleh" von 1672 in Verbindung zu bringen, darauf ist andeutungsweise ein hausbergartiger, heute nicht mehr nachweisbarer Hügel im Hintergrund des Baues zu sehen, der mglw. Standort des mittelalterlichen Sitzes war. Der unmittelbar nördl. des Ortes aufragende "Hausberg" ist keinesfalls als Standort eines mittelalterlichen Wehrbaues zu sehen, hier konnte jedoch eine Höhensiedlung der frühen Bronzezeit nachgewiesen werden. Auch der 360 m hohe Haslerberg, 2 km südöstl. des Ortes, wurde als Standort eines Sitzes in Erwägung gezogen. Die hier situierte Ringwallanlage lieferte Funde vom Neolithikum bis zur Hallstattzeit. Die Meinung von Schad´n, Teile dieser Anlage dem Mittelalter zuzuweisen, ist wohl nicht berechtigt. Nach Neugebauer könnte der Name "Hausberg" von einem abgekommenen, auf dem Vischer-Stich "Schotterleh" hinter dem Ansitz sichtbaren Hügel, auf die frühbronzezeitliche Anlage auf der nämlichen Höhe übertragen worden sein. Auch ein östl. von Unterschoderlee ansteigender Hang führt die Flurbezeichnung "Hausberg".
Text G.R., T.K., K.Kü.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Stark umgebaute, restaurierte Restbauten. Bewohnter Privatbesitz.
Literatur
  • Gerhard Reichhalter, Karin Kühtreiber, Thomas Kühtreiber (mit Beiträgen von Günter Marian, Roman Zehetmayer), Burgen Weinviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2005, 376
  • Rudolf Büttner, Renate Madritsch, Burgen und Schlösser vom Bisamberg bis Laa/Thaya. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 14 (Birken-Reihe), St. Pölten–Wien 1987, 190 f.
  • Elisabeth Schuster, Die Etymologie der niederösterreichischen Ortsnamen. Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe B), Band 1–3, Wien 1989–1994 III, S 196
  • Johannes-Wolfgang Neugebauer, Wehranlagen, Wallburgen, Herrensitze sowie sonstige Befestigungen und Grabhügel der Urzeit, des Mittelalters und der beginnenden Neuzeit im pol. Bezirk Mistelbach. Veröffentlichungen der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Ur- und Frühgeschichte XI–XII, Wien 1979, Nr. 41a, b
  • Hans P. Schad'n, Die Hausberge und verwandten Wehranlagen in Niederösterreich. Ein Beitrag zur Geschichte des mittelalterlichen Befestigungswesens und seiner Entwicklung vom Ringwall bis zur Mauerburg und Stadtumwehrung, Teil 1: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft 80/3, 1950, 245–352; Teil 2: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft 81/2–3, 1953, 25–185; – Hans P. Schad'n, Die Hausberge und verwandten Wehranlagen in Niederösterreich. Ein Beitrag zur Geschichte des Befestigungswesens und seiner Entwicklung vom Ringwall bis zur Mauerburg und Stadtumwehrung. Prähistorische Forschungen 3, Horn–Wien 1953, 194
  • Hermann Schwammenhöfer, Archäologische Denkmale III, Viertel unter dem Manhartsberg. Wien o. J. (1988), Nr. 76
  • Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.U.M.B., Nr. 77