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Hauptburgenname Palterndorf II
ID 940
Objekt Ansitz|Turmhof|Dorfturm
Adresse A-2182 Palterndorf (Hauptstraße 25)
KG Palterndorf
OG/MG/SG Palterndorf-Dobermannsdorf
VB Gänserndorf
BMN34 rechts 785915
BMN34 hoch 383536
UTM 33N rechts 0
UTM 33N hoch 0
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Geschichte Im Liechtensteiner Urbar von 1414 ist der Hof, "... der eine do der türn inne leit, ..." genannt. Weitere urk. Nachrichten bezieht Büttner nicht auf diesen Sitz. Für die "verschollene Burg" von Palterndorf nennt er jedoch die ab 1314 nachweisbaren Palterndorfer, eine Kleinadelsfamilie, die bis A. d. 16. Jhs. quellenmäßig belegt ist und regional begütert erscheint. Mglw. ist diese Familie, die 1355 nach den Kuenringern die örtlichen Vogteirechte erhält und wohl der Klientel der in Palterndorf begüterten Grundherren, der Kuenringer und später der Liechtensteiner angehören, mit dem Sitz in Verbindung zu bringen. Entsprechend ist die 1504 genannte "Feste Palterndorf" wohl mit dem "Dorfturm" zu identifizieren. Die neuerlich ab etwa 1414 mit grundherrlichen Rechten auftretenden Liechtensteiner begegnen auch 1590 mit entsprechendem Besitz. Heutiger Grundeigentümer ist die Fam. Schwarzmann.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Lage/Baubeschreibung Der allgemein als "Wehrturm" oder "Dorfturm" titulierte Bau liegt im Zentrum des heutigen Siedlungsgebietes im Hof des Grundstückes Hauptstraße Nr. 25. Der Turm liegt im Garten des jüngst aufgegebenen Gasthofes Schwarzmann, seine NW-Front schließt an die ehem. Bauten des Gastbetriebes an. Die östl. den Turm und den Garten umgebenden Gebäude beherbergen Bank und Gemeindeamt. Letzteres liegt an der das Areal im SO begrenzenden "Burggasse". Der heute leider stark ruinöse, quadratische Turm besitzt nach den Angaben Büttners eine Seitenlänge von 7,90 m. Die Mauerstärke gibt er mit "über 1 m" an, doch erreicht diese, wie an der NO-Seite ersichtlich, eine Stärke von etwa 1,50 m. Die genannte Höhe von 25 m dürfte zu hoch bemessen sein, doch überragt der 4-gesch. Bau die 1–2-gesch. Verbauung des ehem. Gasthofes beträchtlich. Das tonnengewölbte und durch eine einzige Lichtscharte erhellte Erdgeschoß ist über einen rezenten Durchbruch in der NO-Mauer zugänglich. Der urspr. Zugang ist in Form eines Hocheinstieges im 1. Obergeschoß der SW-Seite erhalten. Die Pforte, deren quadergerahmtes Gewände leicht beschädigt ist, zeigt die Aufnahmenische und den einseitigen Rollenschlitz einer ehem. kleinen Zugbrücke. Die Bausubstanz ist bis zum 2. Obergeschoß primär, bis hier besitzt der Turm mit Ausnahme eines Rechteckfensters an der SO-Seite nur schmale Lichtscharten. Der Eckverband besteht aus sorgfältig hergestellten Quadern. Das 3. Obergeschoß ist durch reines Ziegelmauerwerk bereits einer neuzeitlichen Aufhöhung zuzuweisen, die nur durch kleine Luken belichtet wurde. Die mit "gotischem Dorfturm" umschriebene Zeitstellung ist wohl zu revidieren, da das vor allem in den Basisbereichen anhand von Putzfehlstellen sichtbare Mauerwerk – es sind durchwegs lagig verlegte, blockige und nur gering ausgezwickelte Strukturen zu beobachten – eine Errichtung im 13. Jh. nahelegt. Höhere Zonen lassen bereits ein Zusammenfassen zu niedrigen Paketen erkennen, wodurch eher die 2. H. d. 13. Jhs. vorzuschlagen wäre. Die Detailformen der Primäröffnungen, vor allem der charakteristischen, stark abgefasten Lichtscharten lassen ebenfalls diesen Zeitrahmen vermuten. Eine nähere Untersuchung der Obergeschoße war durch fehlende Decken- und Stiegenkonstruktionen nicht möglich. Die Sitzfunktion des Turmes steht – nicht zuletzt wegen der repräsentativen Zugangssituation – außer Zweifel. Für das Mittelalter wären jedoch noch zusätzliche, heute abgekommene Gebäude zu rekonstruieren. Nach Auskunft der Besitzer wurden früher im Bereich des Hofes Zonen aus losem, bis 2 m in die Tiefe reichenden Schüttmaterial angegraben, mglw. Hinweise auf einen verfüllten Graben. Eine Besichtigung des Turmes ist nicht möglich.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Turm ruinös. Privatbesitz, nicht öffentlich zugänglich.
Literatur
  • Gerhard Reichhalter, Karin Kühtreiber, Thomas Kühtreiber (mit Beiträgen von Günter Marian, Roman Zehetmayer), Burgen Weinviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2005, 311 f.
  • Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser vom Marchfeld bis Falkenstein. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 13 (Birken-Reihe), Wien 1982, 99 f.
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 856
  • Karl Kafka, Wehrkirchen Niederösterreichs II. Wien (Birkenverlag) 1970, 18
  • Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon. Würzburg 1994, 460
  • Hans P. Schad´n, Wehrbauten, Erdställe und andere Schutzvorrichtungen. In: Der politische Bezirk Gänserndorf in Wort und Bild. Ein Heimatbuch für Schule und Haus. Gänserndorf 1970, 437–443, 438