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Hauptburgenname Peilstein
ID 952
Objekt Hausberg|Burgstall|Erdwerk
KG Ritzengrub
OG/MG/SG St. Leonhard am Forst
VB Melk
BMN34 rechts 673032
BMN34 hoch 335961
UTM 33N rechts 522147.92
UTM 33N hoch 5333841.57
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: Bei Loosdorf (Abfahrt der A 1) von der B 1 Richtung St. Leonhard am Forst, vor Erreichen des Ortskerns nördl. Richtung Großweichselbach abzweigen. In Gassen, vor der Überquerung der Mank, biegt nach 1,7 km eine Nebenstraße östl. ab, die nach 500 m die Thalmühle erreicht, wo am Fuß des Burgbergs der nicht verfehlbare Zustieg beginnt. RAD: In Diesendorf zweigt vom "Melker Alpenvorland-Weg" eine lokale Radroute ab, die über Ruprechtshofen und St. Leonhard am Forst führt, von wo, der PKW-Zufahrt folgend, der Beginn des Zustiegs zu erreichen ist.
Geschichte Um 1120 sind erstmals die Gfn. v. Peilstein ("de Pilsteine") mit Konrad I., Sohn Gf. Friedrichs II. v. Tengling, nachweisbar (FRA II/69, Nr.183). Die den Sieghardingern angehörenden Peilsteiner gründen 1160 in der Nähe der gleichnamigen Stammburg die Pfarre St. Leonhard, deren Vogtei sie auch übernehmen. Friedrich V. stirbt 1218 als letzter männlicher Nachkomme. Gfn. Euphemia v. Peilstein stellt noch 1236 "in castro Pilstein" eine Urkunde aus (FRA II/81, Nr. 27), nach ihrem Tod kommt die Burg an die Babenberger, die sie erst den Gfn. v. Plain, nach 1260 den Gfn. v. Hardegg zu Lehen geben. Ab 1290 setzen die Landesfürsten nur mehr Pfleger auf der Burg ein. Diese erscheint 1368 als "vest Peylenstain" (UB St. Pölt. II, Nr. 585), 1380 als "haus dacz Peilnstain". 1356 führte Hzg. Rudolf IV. der Stifter auch die Benennung "Graf von Peilstein" im Titel. Auch im 15. Jh. sind Pfleger zu Peilstein und die „Feste ze Peilstein“ (1439) genannt, später nur noch der Hof.
Text T.K., M.K., G.R.
Lage/Baubeschreibung Der Burgstall der Burg Peilstein liegt 2 km nordnordöstl. von St. Leonhard am Forst auf einem Umlaufberg der Mank, die hier eine kurze Felsschlucht, das "Thal", durchbricht. Die Lagestelle ist ein felsdurchsetzter Sporn, der sich aus dem südl. Hochplateau löst und zunehmend schmäler und steiler werdend gegen N läuft. Hier, am N-Fuß, liegt in der Schleife der Mank die "Thalmühle" oder "Lohmühle". Die Geländeaufbereitungen der ehem. Burg sind über eine Länge von rund 200 m zu verfolgen. Gegen das mäßig überhöhende Vorgelände wurden ausgedehnte Annäherungshindernisse angelegt, die sich über eine Breite von rund 100 m erstrecken. Einem starken Wallbogen, der zentral ein breites Plateau ausbildet, ist ein nur noch 2 m tiefer äußerer Graben vorgelegt, der bis zu den beiderseits abfallenden Flanken führt. Hinter dem Wall läuft der eigentliche Abschnittsgraben, der westl. am Abfall endet, im O jedoch zu einer tieferen Hang- bzw. Wallstufe absinkt und erst danach an der O-Flanke, rund 10 m unter dem Kernwerk endet. Gegenüber dem zentralen Grabenabschnitt ist das Kernwerk rund 7 m erhöht. Es nimmt eine polygonale, sich nach N verschmälernde Fläche von 70 m Länge und max. 40 m Breite in Anspruch. Im SO der Fläche ist ein deutlich erhöhtes, etwa 30 x 22 m großes Plateau vorhanden, das südl. und östl. zum Graben abfällt, im N hingegen mit einer Felsstufe endet. Der heutige Zugang, der leider Teile des Walls durchschneidet und über die S-Flanke des Kernwerks emporführt, mündet in die westl. anschließende tiefere Terrasse des Kernwerks, die sich auch gegen N zieht und die mglw. auch urspr. mit der Zugangssituation in Verbindung stand. Am S-Rand des höher gelegenen Plateaus, unmittelbar über dem Graben, sind Reste eines Gebäudes aus massiven Steinmauern erhalten. Es darf wohl als ehem. Turm interpretiert werden, der sich gegen die Hauptstoßrichtung wendete. Da keinerlei Reste der Mauerschale erhalten sind, müssen Aussagen zur Form des Bauwerks – der mitunter vermutete Rundturm ist nicht nachweisbar – unterbleiben. Denkbar erscheint, dass auf dem Plateau nördl. des "Turms", dem höchsten Bereich der Anlage, weitere wesentliche Bauteile konzentriert waren. Nördl. schließt nach einer erkennbaren Zäsur im Gelände ein relativ horizontal verlaufender, 70 m langer und durchschnittlich 25 m breiter Geländesporn an, der schließlich an der N-Spitze in einen felsigen, unersteigbaren Grat übergeht, der zur "Thalmühle" abfällt. Innerhalb dieser Fläche tritt mehrfach der natürliche Felsboden zutage, der z. T. künstlich bearbeitet sein dürfte und wohl als Fundament für Gebäude diente. Mehrfach zu beobachtende Schutthügel weisen auf eine ehem. Massivbebauung, konkrete Mauerreste sind jedoch nicht zu beobachten. Nähere Aussagen zu dieser Bebauung, Schwammenhöfer rekonstruiert sie als Wirtschaftsgebäude, sind nicht möglich. Die Flanken des gesamten Burgbereichs sind steil und kaum ersteigbar, dennoch finden sich Reste einer wohl die gesamte W-Flanke begleitenden Hang- bzw. Wallstufe. Entlang dieser Flanke führt der heutige Zugang bergwärts, der aber als jüngerer Erschließungsweg anzusprechen ist, da er die Annäherungshindernisse im Bereich des Abschnittgrabens stört. Die ungewöhnliche Größe der Anlage dokumentiert den sozialen Stand der Bauherrn, einer Nebenlinie der Gfn. v. Burghausen-Schala, die den Namen des Sitzes annahm. Nach Schwammenhöfer war die Burgstelle bereits während der Bronzezeit als Befestigungsanlage genutzt. Der älteste mittelalterliche Fund ist ein Pferdegeschirranhänger, der in die 2. H. d. 10. Jhs. datiert werden kann. Die Anlage lässt sich hinsichtlich ihrer Größe und Form in gewissem Maß auch mit den Großburgen jener Zeit vergleichen. Das Burgareal war nach den Keramikfunden bis in die Neuzeit besiedelt, da der Sitz der Hft. Peilstein in dieser Zeit schon nach St. Leonhard am Forst verlagert war, dürfte hier eine wie immer geartete Nachnutzung zu vermuten sein. Angeblich wurden noch M. d. 20. Jhs. letzte Mauern abgetragen.
Text G.R., T.K.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Gut erhaltener Burgstall, frei zugänglich.
Touristische Infrastruktur Parkmöglichkeiten sind bei der Thalmühle (Zufahrt freihalten!) vorhanden. Der kurze, jedoch nicht beschilderte Zustieg führt in 5 Min. zum Burgstall. Die ausgedehnten Erdsubstruktionen der einst bedeutenden Burg bieten für den Interessierten ein durchaus eindrucksvolles Erlebnis. Die Anlage ist ganzjährig frei zugänglich, das naturbelassene Gelände erfordert aber ein Mindestmaß an Trittsicherheit.
Gasthäuser GH Gruber in St. Leonhard, GH Kastner in St. Leonhard, GH Kochberger in St. Leonhard, GH Temper in Maria Steinparz.
Literatur
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 I, 137
  • Marina Kaltenegger, Thomas Kühtreiber, Gerhard Reichhalter, Patrick Schicht, Herwig Weigl, Burgen Mostviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2007, 298 ff.
  • Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser zwischen Araburg und Gresten. Niederösterreichs Burgen und Schlösser II/3 (Birken-Reihe), Wien 1975, 88 f.
  • Dehio Niederösterreich, südlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt), 2 Bde. Horn–Wien 2003, 1935
  • Gerhard Floßmann, Der Bezirk Melk – Herzstück Niederösterreichs. Band II einer Bezirkskunde. Melk 1994, 147 f.
  • Karl Lechner (Hg.), Handbuch der Historischen Stätten Österreich 1, Donauländer und Burgenland. Stuttgart ²1985, 456 f.
  • Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 I und VIII, B 85
  • Erwin Kupfer, Die Machtstellung der Sieghardinger im babenbergischen Österreich und die Anfänge von Waidhofen an der Ybbs. In: Willibald Rosner, Reinelde Motz-Linhart (Hg.), Waidhofen an der Ybbs und die Eisenwurzen. Studien und Forschungen aus dem Niederösterreichischen Institut für Landeskunde 32, St. Pölten 2004, 32–54, 39 f.
  • Herbert Pöchhacker, Burgen im Bezirk Melk. Ungedrucktes Manuskript. Scheibbs o. J. (1990)
  • Hermann Schwammenhöfer, Archäologische Denkmale II. Viertel ober dem Wienerwald. Wien o. J. (1988), Nr. 105
Wallgraben von W (2006) - © Gerhard Reichhalter
Wallgraben von W (2006)
© Gerhard Reichhalter
Lageplan (1988) - © Herbert Pöchhacker, K. Wolfram
Lageplan (1988)
© Herbert Pöchhacker, K. Wolfram