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Hauptburgenname Petzenkirchen
ID 965
Objekt Schloss
Adresse A-3252 Petzenkirchen, Pollnbergstraße 1
KG Petzenkirchen
OG/MG/SG Petzenkirchen
VB Melk
BMN34 rechts 662370
BMN34 hoch 334999
UTM 33N rechts 511509.36
UTM 33N hoch 5332695.44
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: Von der A 1 bei Ybbs zunächst südl. Richtung Wieselburg fahren, bereits nach 2 km östl. nach Petzenkirchen, zum Ortszentrum mit dem Schloss abzweigen. RAD: Über den östl. Ast des "Ötscherlandwegs" erreicht man knapp nördl. von Wieselburg Petzenkirchen.
Geschichte Durch den Ortsnamen (Koseform Petzo für Berengar) wird auf Bf. Berengar v. Passau (1013–45) als Kirchen- und Pfarrgründer geschlossen (HONB I, B189). 1285 erscheint Daniel v. Petzenkirchen als Bürge in einer Urkunde (FRA II/31, Nr. 389), 1364 wird Franz Hager als Inhaber der Grundherrschaft genannt, verm. ist hier aber der Ritter Hans Hager zu Petzenkirchen gemeint, der 1367 im "Gesäß und Vesten datz Petzenkirchen" eine Urkunde ausstellt. Im 15. Jh. ist Petzenkirchen Teil der Hft. Purgstall. 1471 nennt sich Hans Glas nach Petzenkirchen. Um 1510 wird der Sitz als "gebrochenes Schloss" bezeichnet. 1538 folgen als Besitzer die Hager, von denen das Schloss 1628 an die Gabelkoven kommt. Nachfolger sind 1717 die Frhn. v. Risenfels, 1804 die Familien Hauer und Heindl und 1823 der kaisl. Patrimonialfonds. Heute ist das Schloss im Eigentum der Republik Österreich, es dient als Versuchsanstalt für Kulturtechnik und Bodenwasserhaushalt.
Text M.K., G.R.
Lage/Baubeschreibung Die Anlage liegt am Rand der Kernsiedlung, die auf einem Hochplateau von Kirche und Schloss gerahmt wird, direkt über einem seitlichen Bachgraben. Der kompakte 2-gesch. 4-Flügel-Bau um einen zentralen Hof wurde in den Jahren 1998–2002 umfassend erneuert und bedeutend erweitert. Dennoch lassen sich vor allem die Talseiten noch gut mit dem Stich Vischers aus 1672 vergleichen. Damals lag das Schloss inmitten eines breiten Teiches und war nur über eine Zugbrücke erreichbar. Heute ist das Vorfeld weitgehend eingeebnet, lediglich im O hat sich der Graben erhalten. Der verzogene bzw. leicht polygonale Grundriss des allseits verputzten Schlossgevierts deutet auf unterschiedliche Bauphasen. Als ältester Teil kann der W-Trakt identifiziert werden. Er zeigt im Keller spätgot. Bruchsteinstrukturen mit steilen Fensterschächten, am Abstieg vom Hof finden sich stark erneuert got. Malfriese. Im Streiflicht der S-Fassade sowie in Keller und Dachboden deutet sich an, dass zunächst nur der W-Trakt als langer Hauptbau bestand und ihm nach O eine rechteckige ebenerdige Hofmauer angeschlossen war. M. d. 16. Jhs. (wohl nach der Neuübernahme des „gebrochenen Schlosses“ 1538) wurde offenbar der heutige 4-Flügel-Bau samt Torturm und spätgot. Stiegenhaus errichtet. Der Keller wurde tonnengewölbt, das Erdgeschoß erhielt Kreuzgrat- bzw. Netzgratgewölbe, das Obergeschoß Holzbalkendecken, tlw. mit Kerbschnittdekor. Im S ist ein 3-gesch. Torturm zentral vor die Flucht gerückt. Am barock überformten, gefasten Rundbogenportal weist eine eckige Nische noch auf die ehem. Zugbrücke, deren Rollenlöcher erst jüngst vermauert wurden. In der Durchfahrt finden sich Kreuzgratgewölbe mit aufgesetzten kleinen Wappen. Aus dem späten 17. bzw. frühen 18. Jh. datiert die heutige Fassadengestaltung mit großen Rechteckfenstern und aufgesetzten Putzbändern, im Hof haben sich 3 Prunkwappen der Familie Gabelkover, bezeichnet 1690, erhalten. An der Rückseite führt eine weit gespannte Ausfahrt zum ehem. Wirtschaftsbereich, vom dem ein Speicherbau mit erneuerten Schlüssellochscharten noch in die Barockzeit zurückgehen dürfte. Aus 1953 datiert im Schloss ein Großteil des N-Traktes. Vom letzten Umbau durch das Bundesamt für Wasserwirtschaft, das hier das Institut für Kulturtechnik und Bodenwasserhaushalt betreibt, stammen die Hofüberglasung sowie mehrflügelige Anbauten im W.
Text P.S.
Touristische Infrastruktur Parken vor dem Schloss möglich. Während der Amtsöffungszeiten sind die öffentlichen Bereiche des Schlosses zugänglich, eine nähere Innenbesichtigung ist nicht möglich.
Gasthäuser GH "Zur Traube" in Petzenkirchen, GH "Bärenwirt" in Petzenkirchen, Rest. "Altes Schiffsmeisterhaus" in Petzenkirchen.
Literatur
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 I, 144
  • Marina Kaltenegger, Thomas Kühtreiber, Gerhard Reichhalter, Patrick Schicht, Herwig Weigl, Burgen Mostviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2007, 201 f.
  • Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser zwischen Ybbs und Enns. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 8 (Birken-Reihe), Wien 1979, 23 f.
  • Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 169
  • Dehio Niederösterreich, südlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt), 2 Bde. Horn–Wien 2003, 1676
  • Gerhard Floßmann, Der Bezirk Melk – Herzstück Niederösterreichs. Band II einer Bezirkskunde. Melk 1994, 167 f.
  • Karl Lechner (Hg.), Handbuch der Historischen Stätten Österreich 1, Donauländer und Burgenland. Stuttgart ²1985, 464 f.
  • Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 I und VIII, B 189
  • Hans Tietze, Die Denkmale des politischen Bezirkes Melk. Österreichische Kunsttopographie III, Wien 1909, 386
  • Herbert Pöchhacker, Burgen im Bezirk Melk. Ungedrucktes Manuskript. Scheibbs o. J. (1990)
  • Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.O.W.W., Nr. 79
Luftbild von S (2006) - © Gabriele Scharrer-Liška
Luftbild von S (2006)
© Gabriele Scharrer-Liška
Stich von G. M. Vischer (1672) - © Georg Matthäus Vischer
Stich von G. M. Vischer (1672)
© Georg Matthäus Vischer