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Hauptburgenname Pielach
ID 970
Objekt Burgstall
Adresse 3390 Pielach 3
KG Pielach
OG/MG/SG Melk
VB Melk
BMN34 rechts 678706
BMN34 hoch 343383
UTM 33N rechts 527689.76
UTM 33N hoch 5341357.38
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Geschichte Patriarch Sighard v. Aquileja (1068–1077) nennt sich auch Gf. v. Pielach. Er gehörte der aus Franken stammenden Familie der Sieghardinger an, aus der die Gfn. v. Peilstein, Schala und Burghausen hervorgingen. In Pielach waren die Gfn. v. Schala begütert, denen die Gfn. v. Plain folgten. 1147 erscheint anlässlich der Kirchweihe in Werde ein "Rokke de Pila" mit seinem Sohn Albero (MB 29/2, 215). 1180/90 wird „Marquardus de Piela“ als Bürge in einer Raitenhaslacher Tradition genannt, 1233 „Albero de Piela“ in einer Lilienfelder Urkunde (FRA II/81, Nr. 25). 1248 ist mit "capella in castro Pielach" erstmals die Burg mit der Kapelle genannt (UB St. Pölt. I, S. 62, Nr. 39). Die Burgherren des 14. Jhs. sind nur mehr niederadelige Personen, der Besitz ist dennoch freies Eigen. Um 1334 verloren die „Pielacher“ ihren Stammsitz erst an die Häusler v. Sasendorf, die ihn 1338 an die Toppler verkauften. Vorübergehend kamen Anteile der nun Ober-Pielach genannten Burg auch an die Zinzendorf. Die schwierige Differenzierung zwischen Oberpielach, Niederpielach und Pielachhaag ist mitunter aus den Quellen und Berichten ersichtlich. Ab 1488 sitzt Wolfgang Greisenecker auf Oberpielach, später sind die Enenkel v. Albrechtsberg nachweisbar. 1605 ist Ludwig v. Starhemberg Besitzer, dem das Schloss vor 1622 entzogen wird. Es gelangt 1624 an das Kloster Melk, dem in der Folge der weitere Ausbau zuzuschreiben ist. Heutiger Eigentümer des Schlosses ist Alfons Maderna.
Text M.K., G.R.
Lage/Baubeschreibung Schloss Pielach liegt 3,1 km östl. des Stadtzentrums von Melk in völliger Niederungslage unweit vom rechten Pielachufer am südl. Ortsausgang der gleichnamigen Siedlung. Der Burgstall des ma. Sitzes liegt unmittelbar nordwestl. des Schlosses, wo er Teil von dessen Gartenanlagen ist. Die fast kreisrunde, baumbestandene Fläche des Burgstalls ist auf der ÖK 50/Blatt 55 erkennbar. Da in der Pielachniederung östl. von Melk mehrere Orte bestehen bzw. bestanden, die den Namen des Flusses aufnehmen, ist es mitunter schwierig, die – zudem oft widersprüchlichen – urk. Belege auf eine bestimmte Lokalität zu beziehen. Rund 9 km ostsüdöstl. liegt Pielachhaag (KG Pielachhaag, OG Hafnerbach, VB St. Pölten), wo ebenfalls die Reste eines Sitzes erhalten sind. Bei Mitterau lokalisiert das HONB die abgekommenen Orte Ober- und Niederpielach, das Wüstungsarchiv zieht einen etwas gröseren Kreis und lokalisiert Oberpielach zwischen Hafnerbach und Haunoldstein, Niederpielach dagegen im Raum Markersdorf-Haindorf-Mitterau. Damit würde sich das relevante Gebiet auf die OG Hafnerbach, Haunoldstein und Markersdorf-Haindorf (alle VB St. Pölten) erstrecken. Nach Büttner wäre Niederpielach mit dem heutigen Pielachhaag ident, Oberpielach mit dem hier beschriebenen Pielach. Verschiedene Forscher versuchen zudem, den abgekommenen Sitz Werde (s. d.), der auch bei Schollach und Loosdorf gesucht wird, mit Pielach gleichzusetzen. Die Basis dieser Vermutung ist die bereits 1147 geweihte Ägidiuskirche von Werde, die man anstelle einer in der Neuzeit abgetragenen Kirche mit diesem Patrozinium in Pielach lokalisiert. Zusätzliche Verwirrung stiftete Vischer 1672, dessen Stich "BIELACH" das heutige Niederpielach ist, während er "BIELAHAAG" mit Pielach verwechselte. Der hier behandelte Sitz von Pielach ist aufgrund der Niederungslage als Wasserburg rekonstruierbar. Die Anlage besteht aus einem gegenüber dem Umland nicht erhöhten Kernwerk und einem umlaufenden, sehr breiten Wassergraben. Das Plateau des Kernwerks ist von einer durchschnittlich 2–3 m hohen Futtermauer umgeben, deren weitgehend geradlinig verlaufende Fronten mehrfach polygonal abgewinkelt sind. Mehrere Stützpfeiler sichern das Mauerwerk, das jedoch nicht der mittelalterlichen Burg, sondern einer Gartengestaltung der Neuzeit zuzuweisen ist. Das Plateau selbst, das nach Büttner eine Größe von 25 x 30 m erreicht, ist mit großen Bäumen bestanden, als Zugang ist im SO eine ziegelgemauerte Brücke angelegt. Der rund 3 m tiefe Wassergraben ist heute trockengelegt und zeigt sich in Form eines breiten Wiesengürtels. Die Breite des Grabens von 20–30 m ist bemerkenswert. Die äußeren Böschungen sind tlw. mit Büschen und Bäumen bewachsen. Reste weiterer Annäherungshindernisse sind heute nicht mehr vorhanden. Der ehem. Mühlbach, der mglw. früher zur Speisung des Grabens herangezogen werden konnte, wurde erst um 1980 zugeschüttet. Das Schloss, Pielach Nr. 3, eine 2-gesch., 2-flügelige Anlage, ist ein neuzeitlicher Nachfolgebau, der wohl auf peripheren Strukturen des mittelalterlichen Sitzes gründet. Der auf Pielach beziehbare Stich von Vischer von 1672 zeigt noch einen stark gegliederten, heterogenen Bau mit hohem Turm, umgeben von Gartenanlagen und Wirtschaftsgebäuden. Eine Übereinstimmung mit der heutigen Situation ist nicht mehr gegeben. Umbauten um 1692, vorwiegend aber 1766 gestalteten den überkommenen Bau. Ein Aquarell einer zwischen 1750 und 1767 entstandenen Bilderserie zeigt die Anlage zu jener Zeit. Der als Obstgarten genutzte, den parkartig gestalteten Burgstall aufnehmende Schlosshof wird noch von einem Bachlauf umgeben, nördl. und östl. liegen ausgedehnte Wirtschaftseinheiten und weitere Gartenanlagen. An der nördl. vorbei führenden Straße liegt zudem eine kleine ruinöse Kirche, wohl die ehem. Ägidiuskirche, die nach einigen Details spätmittelalterliche bzw. renaissancezeitliche Umbauten erfahren hat. Das seinerzeitige Kernschloss bestimmt die heutige Situation. S- und O-Trakt treffen stumpfwinkelig aufeinander, die in diesem Bereich angelegte Toranlage wird von einem mehrgeschoßigen, in den oberen Geschoßen 8-eckigen Turm überragt, der bereits auf dem Vischer-Stich vorhanden ist und der auch den Standort der oberhalb der Einfahrt situierten Schlosskapelle anzeigt. Der Schmuck der Fassaden ist relativ nüchtern, neben einer hell gemalten Bänderung des Untergeschoßes akzentuieren die Profilierungen der steingerahmten Fenster den hellgelb gefärbelten Bau. Der Bau ist heute als privater Wohnsitz adaptiert und befindet sich in einem gepflegten Zustand. Im Inneren sind die um 1766 von Johann Bergl geschaffenen Fresken des Saales hervorzuheben.
Text G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Gut erhaltener Burgstall, parkartig gestaltet. Auf Privatgrundstück.
Literatur
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 I, 133 f.
  • Marina Kaltenegger, Thomas Kühtreiber, Gerhard Reichhalter, Patrick Schicht, Herwig Weigl, Burgen Mostviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2007, 167 ff.
  • Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser Dunkelsteinerwald. Niederösterreichs Burgen und Schlösser II/2 (Birken-Reihe), Wien 1973, 154 ff.
  • Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 170
  • Dehio Niederösterreich (hg. v. Bundesdenkmalamt sowie Institut für Österreichische Geschichtsforschung). Wien–München 1953, 254
  • Dehio Niederösterreich, südlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt), 2 Bde. Horn–Wien 2003, 1681 f.
  • Gerhard Floßmann, Der Bezirk Melk – Herzstück Niederösterreichs. Band II einer Bezirkskunde. Melk 1994, 16 ff.
  • Gerhard Floßmann, Die Landgemeinden. In: Gerhard Floßmann, Anton Harrer, Wilfried Kowarik, Harald Ofner, Stadtbuch Melk (hg. v. Kultur- und Museumsverein Melk), Melk 1999, 639–694, 672 ff.
  • Karl Lechner (Hg.), Handbuch der Historischen Stätten Österreich 1, Donauländer und Burgenland. Stuttgart ²1985, 465
  • Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 I und VIII, B 227, B 228
  • Erwin Kupfer, Das Königsgut im mittelalterlichen Niederösterreich vom 9. bis zum 12. Jahrhundert. Studien und Forschungen aus dem Niederösterreichischen Institut für Landeskunde 28, St. Pölten 2000, 39, 54 f., 57, 88
  • Hans Tietze, Die Denkmale des politischen Bezirkes Melk. Österreichische Kunsttopographie III, Wien 1909, 431 ff.
  • Herbert Pöchhacker, Burgen im Bezirk Melk. Ungedrucktes Manuskript. Scheibbs o. J. (1990)
  • Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.O.W.W., Nr. 13
  • Wüstungsarchiv der Österreichischen Gesellschaft für Mittelalterarchäologie. URL http://www.univie.ac.at/wuestungsforschung/archiv.htm (Kurt Bors, Stand: 2008), Nr. 1274,10
  • Wilhelm Zotti, Abgekommene Kirchen im Viertel ober dem Wienerwald (Mostviertel). Beiträge zur Kirchengeschichte Niederösterreichs 12 (= Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesanblatt 29), St. Pölten 2004, 52 f.
Luftbild von O (2006) - © Gabriele Scharrer-Liška
Luftbild von O (2006)
© Gabriele Scharrer-Liška