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Hauptburgenname Pillichsdorf
ID 973
Objekt Ansitz|Turmhof|Dorfturm
Adresse A-2211 Pillichsdorf, Hauptplatz 1
KG Pillichsdorf
OG/MG/SG Pillichsdorf
VB Mistelbach
BMN34 rechts 765569
BMN34 hoch 358423
UTM 33N rechts 0
UTM 33N hoch 0
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Geschichte Der Ortsname wird mit der im 11. Jh. urk. belegten Gfn. Pilichild aus dem Geschlecht der Tengling-Peilstein in Verbindung gebracht. Im 12. Jh. sind die Bistümer St. Pölten und Passau begütert. Ab 1209 erscheinen die Ministerialen von Pillichsdorf, die bis ca. 1350 nachweisbar, aber zuletzt nicht mehr hier seßhaft sind. Nach Weltin könnte die Gründung des Sitzes bereits in der 2. H. d. 12. Jhs. durch Markward v. Himberg erfolgt sein, erst sein Sohn Ulrich v. Himberg nennt sich ab 1234 auch nach Pillichsdorf. Die enge verwandschaftliche Beziehung der Pillichsdorfer zu den Himberg-Ebersdorfer wird durch zahlreiche gegenseitige Urkundenbezeugungen und Rechtsgeschäfte sowie Besitzverflechtungen deutlich. So versetzt 1309 Kalhoch v. Ebersdorf den Zehent von Pillichsdorf als passauisches Lehen dem Juden Lebmann. Zu den Leitnamen Konrad und Ulrich tritt auch Dietrich, wobei der seit dem späten 13. Jh. genannte Dietrich als Hof- und Landmarschall ab 1303 der bedeutendste Vertreter seines Geschlechts wird. Neben ihm ist Konrad I. v. Pillichsdorf hervorzuheben, der E. d. 13. Jhs. Bf. v. Chiemsee war. Seit dieser Zeit sind auch enge genealogische Beziehungen zu Watenstein im Pielachtal belegt. Nachfolger der Pillichsdorfer werden im Laufe des 14. Jhs. die Dachsberg, später die Pottendorfer. 1458 erobert Kg. Podiebrad v. Böhmen den Ort. 1470 verkauft Georg v. Pottendorf die 1/2 "Feste Pillichsdorf" an Sigmund Maroltinger. 1513 wird Pillichsdorf vom Landesfürsten an Jakob v. Landau verpfändet. Die Burg wird wahrscheinlich 1529 zerstört, da sie 1544 als "ödes Schloss" genannt wird. 1534 gelangt sie von Wenzel Hanauer an die Stubenberg, 1570 an die Herberstein. 1747 erwirbt Philipp Ferdinand Gf. Sonnau den Besitz, der den Schlossneubau durchführt. 1766 gelangt es an Franz Anton Haydler, 1779 zur kaisl. Hft. Wolkersdorf. Das kleine Schloss ist heute als Rathaus im Eigentum der MG Pillichsdorf.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Lage/Baubeschreibung Der heutige, schlossartige Ansitz, Hauptplatz Nr. 1, liegt im nördl. Ortsbereich von Pillichsdorf, unmittelbar im Verlauf der nördl. Verbauung des Hauptplatzes bzw. der nach Groß-Engersdorf führenden Ortsdurchfahrt. Nach Dehio wurde der überkommene Bau anstelle der ehem. Burg um 1747 durch Philipp Ferdinand Gf. Sonnau errichtet. Der regelmäßige, schlichte Barockbau präsentiert sich gegenwärtig in restauriertem Zustand und beherbergt heute das Gemeindeamt und das Gemeindegasthaus. Der 2-gesch. Kastenbau ist durch einen 3-achsigen, giebelgekrönten und mit sparsamen Barockschmuck versehenen Dachausbau markant akzentuiert. Die Stirnseiten des Satteldaches werden durch Volutengiebel geschlossen. Die rundbogige Toreinfahrt zeigt die Jahreszahl "1725". Im Inneren ist der Bau heute nutzungsgerecht adaptiert und verändert. Ob der abgekommene mittelalterliche Sitz tatsächlich ortsgleich mit dem barocken Sitz zu rekonstruieren ist, bleibt unklar. Nach einer mündlichen Mitteilung von H. Schwammenhöfer vermuten Heimatforscher die ehem. Burg im S der Siedlung. Eine gesicherte Lokalisierung konnte bislang jedoch nicht erfolgen. Das volkstümlich als "Kalvarienberg" bezeichnete Erdwerk ca. 1 km südwestl. des Ortskernes, das auf der ÖK 50/Blatt 41 durch die Höhenkote 173 ausgewiesen ist und eine Kreuzigungsgruppe trägt, ist nicht als mittelalterlicher Hausberg zu sehen, sondern ist nachweislich ein Grabhügel der Hallstattzeit, der – wie Keramikfunde aus oberen Schüttungen belegen – im Mittelalter für nicht näher eingrenzbare Zwecke adaptiert wurde. Die Verwendung als "Turmhügel", wie Schad´n vermutete, wird heute allgemein abgelehnt.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Gut erhaltener Barockbau im Ortsgebiet, Rathaus und Gasthof.
Literatur
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 130
  • Gerhard Reichhalter, Karin Kühtreiber, Thomas Kühtreiber (mit Beiträgen von Günter Marian, Roman Zehetmayer), Burgen Weinviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2005, 315
  • Rudolf Büttner, Renate Madritsch, Burgen und Schlösser vom Bisamberg bis Laa/Thaya. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 14 (Birken-Reihe), St. Pölten–Wien 1987, 107 f.
  • Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 170
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 880
  • Karl Lechner (Hg.), Handbuch der Historischen Stätten Österreich 1, Donauländer und Burgenland. Stuttgart ²1985, 466 f.
  • Rudolf Hösch, Heimatbuch der Marktgemeinde Pillichsdorf. Pillichsdorf 1987, 55–57
  • Manfred Jasser et al, Schlösser und Burgen im Weinviertel. Schriftenreihe Das Weinviertel 3 (hg. v. Kulturbund Weinviertel), Mistelbach 1979, 106
  • Johannes-Wolfgang Neugebauer, Wehranlagen, Wallburgen, Herrensitze sowie sonstige Befestigungen und Grabhügel der Urzeit, des Mittelalters und der beginnenden Neuzeit im pol. Bezirk Mistelbach. Veröffentlichungen der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Ur- und Frühgeschichte XI–XII, Wien 1979, Nr. 45a, b
  • Maximilian Weltin (unter Mitarbeit von Dagmar Weltin, Günter Marian, Christina Mochty-Weltin), Urkunde und Geschichte. Niederösterreichs Landesgeschichte im Spiegel der Urkunden seines Landesarchivs. Die Urkunden des Niederösterreichischen Landesarchivs 1109–1314. Niederösterreichisches Urkundenbuch Vorausband. St. Pölten 2004, 47, 59, 100 ff., 224, 235 ff., 248 ff., 278 ff., 319 ff., 354 ff., 375 ff., 409, 429, 438
  • Hans P. Schad'n, Die Hausberge und verwandten Wehranlagen in Niederösterreich. Ein Beitrag zur Geschichte des mittelalterlichen Befestigungswesens und seiner Entwicklung vom Ringwall bis zur Mauerburg und Stadtumwehrung, Teil 1: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft 80/3, 1950, 245–352; Teil 2: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft 81/2–3, 1953, 25–185; – Hans P. Schad'n, Die Hausberge und verwandten Wehranlagen in Niederösterreich. Ein Beitrag zur Geschichte des Befestigungswesens und seiner Entwicklung vom Ringwall bis zur Mauerburg und Stadtumwehrung. Prähistorische Forschungen 3, Horn–Wien 1953, 200
  • Hermann Schwammenhöfer, Archäologische Denkmale III, Viertel unter dem Manhartsberg. Wien o. J. (1988), Nr. 83