Hauptburgenname
Pöchlarn
ID
982
Objekt
Schloss
Adresse
A-3380 Pöchlarn, Nibelungenstraße 4
KG
Pöchlarn
OG/MG/SG
Pöchlarn
VB
Melk
BMN34 rechts
666825
BMN34 hoch
342089
UTM 33N rechts
515838.6
UTM 33N hoch
5339858.11
Link auf NÖ-Atlas
Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt
PKW: Von der Westautobahn, Abfahrt Pöchlarn, der Beschilderung zum Stadtzentrum von Pöchlarn folgen. Das Schloss liegt am östl. Stadtrand. RAD: Pöchlarn ist der nördl. Endpunkt des "Ötscherlandwegs", der am westl. Stadtrand auf die lokale Radroute am S-Ufer der Donau trifft.
Geschichte
Auf den Ruinen des römischen Kastells Arelape entwickelte sich mglw. die "Herilungoburg", an deren Stelle das Bistum Regensburg 832 eine kgl. Landschenkung erhält, die Basis der späteren Regensburger Hft. Pöchlarn. Ab ca. 965 ist Pöchlarn mglw. Residenz der neuen Markgrafschaft Österreich, die 984 nach Melk verlegt wird. 1043 nimmt Kg. Heinrich III. während der Rückkehr vom Ungarnfeldzug in Pöchlarn Quartier. 1267 findet sich erstmals die urk. Bezeichnung als Stadt. 1334 wird der "Bischofshof" erstmals genannt, er wird von Pflegern bewohnt, die seit 1130 mit Chuno v. Perkham bzw. 1156 Christian v. Harlungen fassbar sind. Aufgrund finanzieller Probleme wird Pöchlarn oftmals verpfändet, 1391 sogar an die Wallseer verkauft. Bereits 1413 wird der Besitz jedoch zurückgekauft. 1447 lagert man hier den Regensburger Domschatz. 1810 wird Pöchlarn von der kaisl. Hofkammer eingezogen und 1823 an Friedrich Ritter v. Bors, den Erbauer des Neuschlosses, verkauft. 1900–1985 folgen die Frhn. v. Tinti, danach Maria Amberger. Seit 2002 im Eigentum der Schloss Pöchlarn Pflegeheim Betriebs- und Verwaltungs GmbH.
Text
P.S., G.R.
Lage/Baubeschreibung
Das Schloss Pöchlarn liegt östl. außerhalb des hochmittelalterlichen Siedlungskerns an der ehem. Grabenkante einer ebenfalls befestigten Erweiterung, die noch auf römischen Mauern fußt. In den Jahren 2002/03 fanden anlässlich des Umbaus zum Seniorenheim umfangreiche archäologische Grabungen und Bauuntersuchungen des BDA statt, deren Ergebnisse bisherige Bauphasenanalysen, nicht aber deren Datierungen bestätigten. Demnach zeichnet sich als ältester erhaltener Kern ein ca. 10 x 25 m großer Baukörper ab, der Mauerstärken bis 1,40 m zeigt. Im Keller haben sich hohe Scharten erhalten, Keramik und Mauern datieren den Bau laut Ausgräber Nikolaus Hofer in die 2. H. d. 13. Jhs. Damit sind wohl sämtliche bisherigen Datierungen von Standort und Saalbau ins 11. Jh. widerlegt, wenngleich Funde aus dem 11./12. Jh. eine ältere Besiedlung des Standorts indizieren. Die auffällige Lage des Bischofshofes außerhalb der Stadtmauern deutet entsprechend der frühen Urkunden auf eine ldfl. Siedlung, der die Hofmark nur angegliedert war. Auch die bischöfliche Pfarrkirche lag außerhalb der Befestigung. Der große Kernbau des Schlosses ist wohl als Saalbau mit repräsentativem Hauptgeschoß zu interpretieren, wie er in bemerkenswert ähnlichen Maßen im nahen Ybbs noch erhalten ist. Mglw. folgte er im Konzept den standardisierten Lese- und Stiftshöfen entlang der Donau, demnach wären neben dem Saalbau noch ein Turm und eine Kapelle denkbar, die jedoch nicht mehr nachweisbar sind. Im Baugefüge zeichnen sich nach N mehrere Ausbauphasen ab, die aufgrund der Mauerstärken wohl noch dem Mittelalter zuzuordnen sind. Hinweise auf eine Zugbrücke über den 1823 zugeschütteten Graben erlauben keine Datierung. Um 1576 entstanden ein großer N-Trakt sowie ein Schüttkasten. Um 1823 wurde der Nordtrakt weitgehend abgerissen und durch einen neomittelalterlichen Neubau ersetzt. 2003/04 wurde das Schloss durch intensive Eingriffe und Neubauten stark verändert. Die im späten Mittelalter im heutigen Umfang hergestellte und schließlich auch das Schloss in der SO-Ecke aufnehmende Stadtbefestigung besaß eine durchschnittlich 6 m hohe Mauer, die mit Zinnen und Scharten ausgestattet war. Die 2 massiven Rundtürme an der Donaufront, im W der "Welser Turm", im O der "Urfahrturm", wurden angeblich 1484 errichtet. Zur Erweiterung der Stadtbefestigung gehörten 2 Tortürme, einer lag im W, ein weiterer nördl. des Schlosses an der O-Seite.
Text
P.S., G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit
Derzeit Baustelle, bis auf weiteres nicht öffentlich zugänglich.
Touristische Infrastruktur
Vor dem Schloss sind Parkplätze vorhanden. Das modern adaptierte Schloss ist heute als Seniorenresidenz bzw. Pflegeheim in Verwendung, eine Innenbesichtigung ist deshalb nicht möglich.
Gasthäuser
GH Scheichelbauer in Pöchlarn, GH Kamptner in Pöchlarn, GH Lackner in Pöchlarn.
Literatur
- Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 I, 22
- Marina Kaltenegger, Thomas Kühtreiber, Gerhard Reichhalter, Patrick Schicht, Herwig Weigl, Burgen Mostviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2007, 203 f.
- Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser Dunkelsteinerwald. Niederösterreichs Burgen und Schlösser II/2 (Birken-Reihe), Wien 1973, 157 ff.
- Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser an der Donau. Wien (Birkenverlag) ²1977, 59 ff.
- Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 171
- Anton Dachler, Befestigung mittelalterlicher Städte und Märkte in Niederösterreich mit Ausnahme der Stadt Wien. Berichte und Mitteilungen des Altertums-Vereines zu Wien 49, Wien 1916, 21–54, 46
- Dehio Niederösterreich, südlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt), 2 Bde. Horn–Wien 2003, 1694 f., 1700 f.
- Franz Eppel, Die Wachau. Österreichische Kunstmonographie II. Salzburg ³1975, 171 ff.
- Gerhard Floßmann, Der Bezirk Melk – Herzstück Niederösterreichs. Band II einer Bezirkskunde. Melk 1994, 222 ff.
- Fundberichte aus Österreich (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1930 ff. 42/2003, 26
- Fundberichte aus Österreich (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1930 ff. 9/1966–70, 95
- Fundberichte aus Österreich (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1930 ff. 35/1996, 271
- Karl Lechner (Hg.), Handbuch der Historischen Stätten Österreich 1, Donauländer und Burgenland. Stuttgart ²1985, 471
- Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 I, III und VIII, B 324, H 267
- Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon. Würzburg 1994, 471
- Erwin Kupfer, Das Königsgut im mittelalterlichen Niederösterreich vom 9. bis zum 12. Jahrhundert. Studien und Forschungen aus dem Niederösterreichischen Institut für Landeskunde 28, St. Pölten 2000, 59 ff., 178
- Hans Tietze, Die Denkmale des politischen Bezirkes Melk. Österreichische Kunsttopographie III, Wien 1909, 390, 397 f.
- Herbert Pöchhacker, Burgen im Bezirk Melk. Ungedrucktes Manuskript. Scheibbs o. J. (1990)
- Wüstungsarchiv der Österreichischen Gesellschaft für Mittelalterarchäologie. URL http://www.univie.ac.at/wuestungsforschung/archiv.htm (Kurt Bors, Stand: 2008), Nr. 715,10