Glossar
- 2-, 3-, 4-Flügelbau
- Gebäudekomplex aus einer entsprechenden Anzahl von Trakten, zumeist um einen Hof angeordnet.
- Achse, achsig
- Durch senkrecht übereinander liegende Fenster definiertes Gliederungssystem von Gebäudefassaden.
- Ädikula
- Rahmender architektonischer Aufbau um Fenster, Portale, Nischen, Figuren oder Gemälde.
- Allianzwappen
- Gemeinsame Darstellung von zwei Wappen miteinander durch Vertrag, Heirat etc. verbündeter Adelsgeschlechter oder territorialer Institutionen.
- Altane
- Mit eigenem Unterbau gestützter und mit Brüstung versehener Austritt an oberen Geschoßen.
- Ankerbalken
- Meist in Längsrichtung einer Mauer eingemauerter starker Holzbalken zur Versteifung bzw. Verankerung des Mauerwerks.
- Annex
- Anbau oder Erweiterung eines Gebäudes.
- Apsidensaal
- Einfacher Kirchenraum bzw. –bau mit halbrundem bzw. halbkreisförmigem Altarraum.
- Apsis
- In der Regel gegen O halbrund bzw. halbkreisförmig vortretender Altarraum von Kirchenräumen oder –schiffen.
- Architrav
- Waagrecht auf Säulen aufliegender Balken.
- Arkadenhof
- Hof, der mit säulen- oder pfeilergestützten offenen Bogenstellungen versehen oder umgeben ist.
- Attika
- Brüstungsartige Aufmauerung über dem Abschlussgesims eines Bauwerks.
- Balustrade
- Zumeist steinmetzmäßig hergestellte, aus aneinander gereihten Säulchenstellungen (Balustern) und Deckplatte bestehende Absicherung von offenen Gängen, Brücken, Balkonen, etc.
- Bandlwerk, -stuck
- Symmetrischer Ornamentdekor der Barockzeit, in Stuck- oder Schnitztechnik ausgeführt.
- Barbakane
- Meist kreisförmiges Vorwerk einer Burganlage, in spezialisierter Form ab der frühen Neuzeit zum Schutz an besonders gefährdeten Stellen, z. B. vor Burgtoren, entstanden.
- Basis
- Fuß einer Säule oder eines Pfeilers. In diesem Sinn auch für den Fuß einer Mauer anwendbar.
- Bastion
- In der mittelalterlichen Befestigungstechnik ein aus der Umfassungsmauer vorspringender, runder oder mehrseitiger Bauteil, ab dem späten 15. Jh. zur Flankierung und Verwendung von Feuerwaffen eingesetzt. Im Festungsbau der Neuzeit ein vor den Wall (Kurtine) gelegter, polygonaler Bauteil, dessen Form von den Feuerlinien der Artillerie bestimmt war.
- Batterieturm
- Runder, eckiger oder polygonaler Bauteil, der in mehreren Ebenen zum Einsatz leichter Artillerie oder Handfeuerwaffen eingerichtet ist.
- Baunaht, -fuge
- Zumeist deutlich sichtbare Stelle, an der zwei unterschiedliche, meist zeitlich zu trennende Mauern unverzahnt aufeinandertreffen.
- Bergfried
- Hauptturm der Burg, zu Repräsentations- und Verteidigungszwecken errichtet, mitunter auch bewohnbar.
- Bering
- Die Umfassungsmauer einer Burg, die mitunter zu komplexen Anlagen heranwächst und auch Vorburg- und Zwingersituationen einschließt.
- betonte Eckausbildung
- Sorgfältiger hergestellte Eckausbildung aus größeren, quaderartigen oder steinmetzmäßig bearbeiteten Blöcken.
- Biforen
- Fensterform mit säulengestützter doppelter Bogenstellung.
- Blende
- Das einem Baukörper eingefügte, der Dekoration und Glierung dienende „blinde“ architektonische Motiv, welches nicht räumlich vorhanden ist (d.h. nicht die Mauer durchbricht), vgl. Blendbogenfries, Blendmaßwerk.
- Blendnische
- Im Sinn der Blende (s. d.) eingesetztes Dekorationselement, das eine Öffnung oder die Weiterführung einer Befensterung vortäuscht.
- Blide
- Mittelalterliches Wurfgeschütz für schwere Wurfgeschoße (zumeist Steinkugeln), bestehend aus einem um eine Drehachse rotierenden Wurmarm mit Schlinge und einem Gegengewicht.
- Blockwerkkammer, -stube
- Innen in Blockwerktechnik – aus waagrecht liegenden Holzstämmen oder -balken mit Eckverbindung – verkleideter Raum, zumeist mit Wohnfunktion.
- Bohlenstube
- Innen in Ständerbauweise – mit hölzernen Eckständern in Schwellrahmen und Wandfüllung aus waagrecht oder senkrecht eingesetzten massiven Brettern (Bohlen) – verkleideter Raum, zumeist mit Wohnfunktion.
- Bruchsteinmauerwerk
- Mauerstruktur aus roh gebrochenem, kaum bearbeitetem Steinmaterial.
- Brustwehr
- Mauerteil eines Wehrganges, der den Verteidiger bis zur Brust schützt.
- Buckelquader
- Quaderförmiger Werkstein mit erhaben gestalteter Schaufläche (Spiegel).
- Burg
- Dem Hoch- und Spätmittelalter verbundene, „klassische“ Form des Adelssitzes, der als Mehrzweckbau Wohn-, Schutz-, Wirtschafts- und Repräsentativfunktionen ausübt.
- Chor, -schluss
- In der Regel gegen O situierter, zumeist auch baulich abgegrenzter, polygonal oder rechteckig geschlossener Teil eines Kirchenraumes oder –schiffes zur Aufnahme des Altars.
- Dachgaupe, -gaube
- Kleiner, befensterter und von der Gebäudefront zurückversetzter Dachausbau.
- Dendrochronologie
- Datierung von Hölzern über charakteristische Abfolgen von Jahresringbreiten.
- Diamantiert
- Pyramidenkopfförmige Oberflächengestaltung (vgl. Diamantrustika: Putz-Scheinquader aus pyramidenförmigen Schauflächen).
- Dienst
- Einem tragenden Element vorgesetztes Säulensegment, das die Last der sich daraus entwickelnden Rippen eines Gewölbes trägt.
- Domkapitel
- Bezeichnung für alle an der Kathedrale des Bischofs beteiligten Geistlichen; Teil der Bistumsverfassung.
- Domäne, Dominikalgrund
- Im weiteren Sinn in grundherrschaftlicher Eigenregie bewirtschaftete Besitzungen, im engeren Sinn Gutshof.
- Dublierung
- Verstärkung von Bauteilen durch eine innen oder außen angebaute weitere Mauer.
- Edelfreier
- Im Hochmittelalter Angehöriger des alten, nicht-ministerialischen Adels, der den gräflichen Rang nicht erreichte.
- Ehrenhof(artig)
- Von 3 Gebäudeflügeln umschlossener, repräsentativ gestalteter Hofbereich neuzeitlicher Schlösser.
- Epitaph
- Eine Grabinschrift oder ein Denkmal zum Gedenken an einen Verstorbenen.
- Erdstall
- Unterirdischer, aus dem Boden herausgearbeiteter Fluchtort mit erweiterten Kammern, Belüftungsrohren und Lichtnischen, die auch längeren Aufenthalt ermöglichten; vorwiegend bei Bauernhöfen, aber auch bei Hausbergen und Kirchen.
- Erker
- Sammelbegriff für geschlossene, vorspringende, auch mehrgeschossige, jedoch nicht auf dem Boden gestützte Bauteile an Fassaden oder Gebäudeecken.
- Falz
- Schmaler, um die Gewände von Fenstern und Türen laufender Absatz zur Aufnahme des Rahmens oder Stocks bzw. für den Anschlag des Fenster- oder Türflügels.
- Fase (Abfasung, gefast)
- Abschrägung einer Kante eines Werksteins (z. B. Fenster-, Türgewände).
- Feldseite
- Die zum Feld/Angreifer gewandte Seite eines Burg- oder Schlossbauteiles.
- Fensterfaschen
- s. Putzfasche
- Feste
- Aus dem Tschechischen übersetzter Fachbegriff für Sitze des niederen Adels (tvrz).
- Festes Haus
- Typologischer Begriff für ein entwicklungsmäßig zwischen (Wohn-)Turm und Palas stehendes Hauptgebäude einer Burg, das einerseits als Bestandteil früher Burgbauten gesehen wird, andererseits in modifizierter Form bis in das Spätmittelalter verwendet wird.
- Festes Schloss
- Frühneuzeitlicher Schlosstyp, welcher Elemente des Festungsbaus – v. a. Bastionstürme – zur architektonischen Akzentuierung integriert.
- Früh-, Hoch-, Spätmittelalter
- Historische oder kunstgeschichtliche Zeiträume. Aus kunsthistorischer Sicht wie folgt ablaufend: Frühmittelalter vor/um 500–1020/40, Hochmittelalter 1020/40–1235/50, Spätmittelalter 1235/50–1520.
- Gaupe
- Siehe Dachgaupe.
- Geböscht
- Schräger Sockel einer Mauer (auch Anzug).
- Gegratet
- Künstlicher Auftrag eines Grates mittels Stuck auf Putz (v. a. bei Gewölbelösungen, wie Stichkappen und Kreuzgratgewölben).
- Gerhab
- Historischer Ausdruck; Vormund unmündiger („unvogtbarer“) Kinder.
- Gerichtsumstand
- Meist niederadelige Gefolgschaft (s. auch Klientel) eines hochadeligen Lehens- und Grundherren, die in allgemeinen rechtlichen Fragen bzw. besonders als Urteiler in lehensrechtlichen Fragen ihren Herren berät.
- Geschrämt, Abschrämung
- Bergbaubegriff für die Abarbeitung von Fels (meist mittels Hammer und Eisen).
- Gesims
- Waagrecht aus der Mauer hervortretender Streifen zur Horizontalgliederung.
- Gestäbt
- Stabförmiger Dekor an Werksteinen, besonders Fenster- und Türgewänden (s. auch Verstäbung).
- Gewände
- Hier die äußere, gegenüber der Laibung (s. d.) verengte und zumeist in Werksteintechnik gearbeitete Rahmung von Fenstern und Türen, z. T. mit Anschlag oder Falz für den Flügel versehen.
- Groteskmalerei
- Gemalter ornamentaler Schmuck mit Rankenwerk und phantasievollen Menschen-, Tier- und Fabelwesen.
- Gülte
- Hier Oberbegriff für grundherrschaftliches Renteneinkommen, bestehend aus Zins- und Pachterträgen.
- Gurtbogen
- Verstärkender Bogen quer zur Längsachse eines Gewölbes, der zuweilen auch die Jochteilung markiert.
- Hakenbüchse
- Im Spätmittelalter entwickelte und bis in die frühe Neuzeit verwendete Handfeuerwaffe, deren Name von einem an der Unterseite des Laufes angeschmiedeten Haken zur Verhinderung des Rückstoßes herrührt.
- Hallenkrypta
- Mehrschiffiger bzw. mehrjochiger, aber gleichhoher Kryptenraum.
- Halsgraben
- Grabensicherung an der zumeist engsten, zugangsseitigen Stelle einer Burg.
- Hammerrecht
- Grobe, nur die Sichtfläche einbeziehende Bearbeitungsweise von Bruchsteinen zur Herstellung regelmäßiger, quaderartiger Mauerstrukturen.
- Handlauf
- Steinmetzmäßig hergestellter Ersatz für ein Geländer, z. B. am Treppenschacht von Wendeltreppen.
- Hartschier
- Angehöriger einer unter diesem Namen im 16. und frühen 17. Jh. bekannten kaiserlichen Gardeeinheit mit meist niederadeligen Angehörigen.
- Hausteinrahmung
- Betont qualitätvolle und steinmetzmäßig hergestellte Ausbildung von Tür-, Fenster- oder Bogenrahmungen.
- Heimsteuerwiderlegung, auch Heimsteuerwiderlage(r)
- Die vom Bräutigam der Braut in der Heiratsabrede (Ehevertrag) vertraglich neben einer Morgengabe zuzusichernde Zahlung.
- Historismus
- Auf vorangegangene Stile zurückgreifende Kunstepoche des 19. Jhs. zwischen Klassizismus und Jugendstil.
- Hüttenlehm
- Reste des Lehmverstrichs von Holzgebäuden, der durch Schadfeuer verziegelte und so archäologisch überliefert ist.
- Joch
- Ein durch Wände, Pfeiler oder die Gewölbekonstruktion begrenzter oder artikulierter Abschnitt eines Gewölbes und des zugehörigen Raumes.
- Kämpfergesims
- Zumindest betonte, oft steinmetzmäßig gestaltete und dekorierte Zone zwischen Stütze (Mauer, Pfeiler) und Bogen oder Gewölbe.
- Kapitell
- Kopf einer Säule, eines Pilasters oder eines Pfeilers.
- Karner
- Beinhaus, in der Regel 2-gesch. Friedhofskapelle, die im Untergeschoß die Lagerstätte für ausgegrabene Gebeine, im Obergeschoß einen Altarraum enthält.
- Kartusche
- Zierrahmen für Wappen, Inschriften etc.
- Kasematte
- Begriff aus dem Festungsbau: Vor dem Artilleriebeschuss geschütztes, unterirdisches Gewölbe.
- Kassettendecke
- In zahlreiche kastenförmig vertiefte Felder geteilte, hölzerne Deckenkonstruktion ab der Renaissancezeit. Zumeist in Schnitz- oder Maltechniken dekoriert.
- Kastell, kastellartig
- Begriff für eine rechteckige und regelmäßige Burganlage mit bis zu vier (Eck-)Türmen.
- Kegeldach
- Dach in Form eines Kegels, z. B. bei Rundtürmen.
- Kehle, gekehlt
- Rinnenförmige bzw. konkave Aushöhlung als Dekorelement von Werksteinen.
- Kellenstrich
- In den noch frischen, ausgestrichenen Fugenmörtel mit der Kelle oder einem entsprechenden Werkzeug geritzte, der Steinstruktur folgende Zeichnung.
- Kernwerk
- Der zentrale Bereich einer Burg mit Erdsubstruktionen. Zumeist für Hausberganlagen verwendet.
- Kissen (Mauerwerk)
- Hochwertige Form des Buckelquaders mit gleichmäßigem, geglättetem Buckel.
- Klient, Klientel
- Niederadeliger Gefolgsmann/Gefolgschaft eines hochadeligen Lehens- und Grundherren.
- Knospenkapitell
- Kapitellblock mit an den Ecken ausgeformten Blättern, die in Knospen auslaufen.
- Kompartimentmauerwerk
- Bruchsteinmauerwerk, bei welchem das Steinmaterial mittels horizontaler Fugen (mitunter durchlaufender Mörtelbänder) abgeglichen und somit zu definierten Arbeitshöhen (Kompartimenten) zusammengefasst wird.
- Konsole
- Oft steinmetzmäßig bearbeitetes oder in anderer Form dekoriertes, tragendes Element, etwa von Gewölben.
- Konterescarpe
- Aus dem neuzeitlichen Festungsbau stammender Begriff zur Bezeichnung der äußeren, der Schlossanlage gegenüberliegenden Grabenbewehrung.
- Kordon(gesims)
- Meist in Form eines halben Rundstabes vortretendes, waagrecht verlaufendes Gesims; Bestandteil neuzeitlicher Festungsarchitektur, der den Übergang zwischen geböschter Mauerbasis und senkrechter Mauer bzw. Brustwehr anzeigt.
- Kote
- In einer Karte ausgewiesener Vermessungspunkt mit Höhenangabe.
- Kragstein
- Aus der Mauerflucht ragender, oft steinmetzmäßig bearbeiteter Steinquader zum Auflagern vorspringender Bauteile, Erker, Abtritte, etc.
- Kranzgesimse
- Neuzeitliches Schmuckelement zur Betonung der Traufzone.
- Kreidfeuer(stelle)
- Signalfeuer zur Alarmierung bei militärischer Bedrohung.
- Kreuzstockfenster
- Gotische Fensterform mit überkreuztem, steinernem Fensterstock.
- Kreuzgratgewölbe
- Rippenlose Gewölbeform, die allgemein durch die Überschneidung zweier gleich weiter Tonnengewölbe entsteht.
- Kuppelgewölbe
- Gewölbeform runder, eckiger oder polygonaler Räume mit regelmäßigen Krümmungen.
- Kurtine
- Im neuzeitlichen Festungsbau der zwischen den Bastionen verlaufende, gerade Abschnitt der Umfassunsgmauer.
- Lagerhaft, lagerhafte Mauerstruktur
- Mauerstruktur, bei der die Steine, zuweilen ausgezwickelt, in horizontalen Lagen versetzt sind und zu zwei oder mehreren Steinlagen zusammengefasst werden.
- Laibung
- Durch die Mauer gerade oder schräg laufende Einschnittfläche von Fenstern und Türen.
- Läufer-Binder-Technik
- Wechselweiser Versatz von Mauersteinen mit der Längs- bzw. Querseite (Kopf), insbesondere aus statischen Gründen für Ortsteine als Mauereckverband üblich.
- Lehen
- Von einem Grundherren (Lehensherren) an einen Vasallen (Lehensträger) verliehener Besitz.
- Leibgedinge
- Verpflichtung, Naturalleistungen wie Wohnung, Nahrung und Pflege einer Person gegenüber zu erbringen, die meist bei Hofübergaben in der Landwirtschaft zwischen Übergeber und Übernehmer vereinbart wurde/wird.
- Lisene
- Vertikal angebrachte, schwach vortretende, bandförmige Wandvorlage als Zier- bzw. Gliederungselement.
- Lünette
- Halbkreisförmig gerahmtes Wandfeld, zumeist über Fenster oder Tür.
- Manieriert
- Gekünstelt; hier für Wehrelemente einer Burg oder eines Schlosses verwendet, die nur noch dekorative Funktionen besitzen.
- Mannslehen
- Ursprünglich gegen Mannschaftsleistung vergebenes Lehen; in weiterer Folge (und hier) nur über männliche Familienmitglieder vererbbare Lehen.
- Mansarddach
- Dachform mit abgewinkelter Schrägung zur Errichtung schräger Dachräume mit Dachausbauten.
- Mantelmauer
- Verstärkt und/oder erhöht ausgebildeter Abschnitt der Ringmauer, oft auch mehrseitig zum Schutz besonders gefährdeter Bereiche einer Burg angewandt.
- Maschikuli
- Aneinandergereihte, über Konsolen vorgekragte Guss- oder Wurferker.
- Maßwerk
- Geometrisches, vor allem aus dem Kreis konstruiertes Bauornament des späten Mittelalters.
- Meierhof
- Der zumeist angeschlossene oder nahgelegene Wirtschaftshof zur unmittelbaren Versorgung des Sitzes.
- Miles
- Mittellateinische Bezeichnung für Angehörige des rittermäßigen Standes.
- Ministeriale
- Zunächst unfreier, abhängiger Dienst- oder Gefolgsmann einer höherrangigen Person. Aus diesem Stand rekrutiert sich in Nachfolge des Hochadels die politische Führungsschichte der Landherren im Spätmittelalter.
- Mischmauerwerk
- Mauerstruktur aus Stein- und Ziegelmaterial.
- Mittelflurgebäude
- (Wohn-)Gebäude mit meist 3-teiliger Raumaufteilung, welches mittig durch einen Eingangskorridor (Flur) erschlossen ist.
- Neogotik, neogotisch
- Der Gotik des Mittelalters nachempfundene Architekturform. Hierzulande im Zuge des Historismus auftretend (analog dazu auch neobarock).
- Netzmauerwerk
- Oft noch lagerhafte Mauerwerksstruktur, die durch große Steinblöcke inmitten kleinteiligen Zwickelmaterials geprägt ist.
- Nonne (Mauerwerk)
- s. Orthostaten
- Notariatsinstrument
- Spezifische Form der Privaturkunde, die in ganz bestimmten verbindlichen Formen durch einen öffentlichen Notar aufgesetzt und ausgefertigt wird.
- Nutung, genutet
- Dekorationsform an neuzeitlichen Schlossbauten in Form horizontal verlaufender Vertiefungen.
- Obergaden
- Hölzernes, zumeist vorkragendes oberstes Geschoss eines Steingebäudes (Wohnturm).
- Oktogon
- Gebäude mit achteckigem Grundriss.
- Opus spicatum
- Mauerstruktur aus ähren- bzw. fischgrätartig gelegten, plattigen Steinen.
- Oratorium
- Hier als Bezeichnung für eine Loge mit Blick zum Altar für höherrangige Personen verwendet.
- Orthostaten
- Senkrecht stehende Steinblöcke.
- Ortsteindekor
- In verschiedenen Techniken mögliche, eine Eckquaderung imitierende Dekorationsform an Gebäudekanten neuzeitlicher Schlossbauten.
- Ortsteinrahmung
- Betonte, aus Werksteinen hergestellte „Rahmung“ an Gebäudekanten.
- Pagodendach
- Dachform des Barockstils, die an fernöstliche Dachsilhouetten erinnert.
- Palas
- Das für Wohn- und Repräsentationsaufgaben vorgesehene Hauptgebäude einer mittelalterlichen Burg.
- Parterre
- Hier ebene Blumenbeete in Parkanlagen, deren Form durch die Wegführung bestimmt wird (bis in das 16. Jh. auch Parkett genannt).
- Pass (Drei-, Vierpass
- Bauornament der Gotik aus Kreissegmenten, nach Anzahl der Kreisbogen benannt (siehe Maßwerk).
- Perlstab
- Dekoratives Stuckelement in Form aneinandergereihter Perlen.
- Pfeiler
- Eckige, aus der Wand hervortretende oder isoliert stehende Konstruktionen zum Stützen von Brücken, Gewölben, Bögen, etc.
- Pietra rasa
- Steinsichtiger Verputz, bei dem der Verputz so verstrichen wird, dass die Kuppen der Steine sichtbar bleiben.
- Pilaster
- Gering aus der Wand hervortretender, flacher Pfeiler mit Basis und Kapitell.
- Point, Peunt
- Eine zu besonderen Nutzungen (etwa Viehwirtschaft) abgezäunte Wiesen- bzw. meist Weidefläche innerhalb einer geschlossenen Dorfsiedlung.
- Poterne
- Eine meist von der Zugangsseite abgewandte Nebenpforte im Bering; im engeren Sinne eine versteckte Flucht- oder Ausfallspforte einer Burg.
- Polygonal
- Mehreckig
- Pultdach
- Dachform mit einseitiger Dachschräge.
- Putzfasche
- Aufgeputzte, andersfarbige Umrahmung zur Betonung von Türen, Fenstern und Scharten.
- Quadermauerwerk
- Mauerwerksstruktur aus allseitig glatt behauenen Steinblöcken.
- Querhaus, Querschiff
- Ein quer zum Langhaus/Längsschiff verlaufender, gleich hoher Bauteil von Kirchen.
- Randschlag
- Steinmetztechnisch hervorgehobene Randzone eines Quadersteins. Dient zur Definition des Quaderformats sowie als Dekorzone (z. B. beim Buckelquader).
- Randständig
- An den Bering angebautes Gebäude einer Burg.
- Remisentrakt
- Neuzeitlicher Zweckbau für die Unterbringung von Geräten und Fuhrpark.
- Rezent
- Gegenwärtig bestehend; hier im Sinne einer Altersangabe für Gebäude(teile).
- Riegelbalken
- Verschlusseinrichtung an der Innenseite eines Tores oder (seltener) eines Fensters in Form eines in Mauerkanälen verschiebbaren Holzbalkens.
- Rippengewölbe
- Gewölbelösung mit zumeist steinmetzmäßig hergestellter, profiliert durchgestalteter und urspr. auch tragend-konstruktiver Gliederung.
- Risalit
- In der ganzen Höhe aus der Bauflucht vortretender und zumeist verstärkt dekorierter bzw. hervorgehobener Bauteil.
- Rondell
- Niedriger, gerundeter Geschützturm, meist bastionsartig vor dem Bering situiert.
- Rosetten(dekor)
- Dekorationsform mit stilisierten Blütenmotiven.
- Rotte
- Siedlungsform mit locker angeordneten Gebäuden ohne Rücksicht auf deren Zahl.
- Rückfallkuppe
- Eine vom Hangfuß eines Berges spornartig vorragende Anhöhe, die vom Bergrücken durch einen Sattel getrennt ist.
- Rundbogenfries
- Zumeist unterhalb der Traufe angebrachtes Dekorationselement der Romanik aus gereihten, schwach vortretenden Miniatur-Bogenstellungen.
- Rustika, rustiziert
- Ausdruck für eine Schmuckform der späten Renaissance, welche sich der dekorativen Verwendung großer Quader bedient. Diese können auch als Scheinquader in Putz ausgeführt sein. Rustika kommt häufig an Toranlagen vor.
- Saalbau
- Typologischer Begriff für ein saal- bzw. hallenförmiges Wohn- und Repräsentationsgebäude des hohen Mittelalters, aus dem sich spätere Palasbauten entwickeln, das in adaptierter Form aber auch wirtschaftlichen Zwecken dient.
- Saalkirche
- Aus einem einzigen Hauptraum bestehender, einfacher Kirchenbau.
- Sala Terrena
- Zumeist offener Gartensaal eines neuzeitlichen Schlosses.
- Sammelindulgenz
- Im Spätmittelalter beliebte Urkundenform, in der mehrere Bischöfe oder Kardinäle zusammen einer Kirche oder einem Altar die Summe der von jedem einzelnen von ihnen zu verleihenden Ablässe gewähren.
- Satteldach
- Eine Dachform, bestehen aus zwei entgegengesetzt geneigten Dachflächen, die gemeinsam den Dachfirst bilden.
- Schalenturm
- Ein zumeist aus dem Bering vortretender, (halb)runder oder eckiger Bauteil zur Flankierung oder Verstärkung der gegen die Hofseite offen bzw. nur durch Holzkonstruktionen verschlossen war.
- Scharte
- Sammelbegriff für außen schmale, innen konisch verbreiterte Wandöffnungen, wobei im Weiteren zwischen Licht- und Schießscharten zu unterscheiden ist.
- Scharwachtturm
- Auf Mauerkronen oder Gebäudeecken sitzendes, dekorativ-funktionelles und zumeist mit Scharten versehenes Rund- oder Polygonal-Türmchen (siehe auch Pfefferbüchse).
- Schildbogen
- Der Bogen an einer Wandzone, der sich durch das Aufeinandertreffen von Gewölbe- und Wandfläche bildet.
- Schildmauer
- Eine herausragend hohe und starke Mauer an einer besonders gefährdeten Seite.
- Schloss
- Ab dem Spätmittelalter auftretende, in der Neuzeit zur charakteristischen Ausprägung gebrachte, anfangs noch leicht befestigte, im Weiteren nur noch wohnlich-repräsentative Form des Adelssitzes.
- Schlüssellochscharte
- Spezialisierte Schartenform für leichte Feuerwaffen in Form eines Schlüsselloches, wobei die runde Öffnung zum Durchstecken des Büchsenlaufes, der Schlitz zum Hindurchblicken dient.
- Schlussstein
- Der zentrale, die Rippen eines Gewölbes „schließende“ Werkstein, der in hochwertiger Form auch dekorativ bis figural gestaltet sein kann.
- Schneckenstiege
- Gewendelte Treppenanlage ohne zentrale Spindel.
- Schulterbogenportal
- Portal mit steinmetzmäßig gestaltetem Türsturz in Schulterform.
- Schüttkasten
- Rechteckiger, mehrgeschossiger Wirtschaftsbau, der in urspr. Verwendung zur Lagerung von Getreide diente.
- Schwalbenschwanzzinne
- Dekorative Zinnenform der Renaissancezeit, wobei die Zinnenwände mit einer starken, schwalbenschwanzförmigen Einkerbung versehen sind.
- Schwellbalken
- Waagrechter Holzbalken in Fundamentlage, in dem die vertikalen Trag- und Stützelemente eines Holzgebäudes verankert werden.
- Schwellgräbchen
- Schmale und seichte grabenartige Vertiefung als Negativ eines Schwellbalkenfundaments.
- Sedilien
- Durch Bogenstellungen betonte bzw. gekuppelte Sitznischen, etwa in Torhallen oder im Chorbereich von Kirchen.
- Seelgerät
- Güterübertragung an eine kirchliche Institution gegen das Versprechen ständiger Fürbitte im Gebet, insbesondere einer alljährlichen Seelenmesse am Sterbetag.
- Segmentbogen
- Bogenlösung in Form eines Kreissegments.
- Sgraffito
- Aus verschiedenfarbigen und übereinander aufgetragenen Putzschichten bestehende Fassadendekoration, bei der die ornamentalen oder figuralen Darstellung durch das Herauskratzen der oberen Putzschichten entsteht.
- Sohlbank
- Waagrechte untere Begrenzung einer Fensteröffnung, die deren Gewände trägt.
- Spiegel (Mauerwerk)
- Flache, steinmetzmäßig geglättete Innenfläche eines Quadersteins, oft durch Randschlag (s. d.) begrenzt.
- Spiegelgewölbe, -decke
- Gewölbe (Decke) mit zentraler, ebener und zur Dekoration geeigneter horizontaler Fläche.
- Spolie, spoliert
- Wieder- bzw. zweitverwendete Werk- oder Mauersteine.
- Sporn
- 3-seitig vorspringende und nur an der 4. Seite mit dem Vorgelände verbundene Geländeform als Bauplatz einer Burg.
- Sprenggiebel
- Dekorative Giebelform der Neuzeit an Portalen oder Fenstern, wobei der 3-eckige oder halbrunde Giebel bewusst durchbrochen wird.
- Steckgitter
- Vergitterung eines Fensters, welches im Gewände verankert wird und durch Aussparungen in den Gitterstäben ineinander gesteckt werden kann.
- Stichkappengewölbe
- Gewölbeform mit quer zur Achse des Hauptgewölbes einschneidenden Wölbungen.
- Strahlgewölbe
- Mit mehreren Kappen über mehreckigem Grundriss aufgespanntes Rippengewölbe (meist Dreistrahlgewölbe).
- Streusiedlung
- Durch Einzelgehöfte bzw. Gehöftgruppen und Weiler geprägte Siedlungsform.
- Stückscharte
- Spezialisierte Schartenform, die zur Verwendung von leichter Artillerie konstruiert ist.
- Stuck, Stuckatur
- Mischung aus Gips, Kalk und Sand, die gut formbar ist und für Plastiken und Wanddekorationen verwendet wird.
- Talus, -artig
- Stark geböschte, zuweilen auch sekundär angebrachte, äußere Mauerverstärkung an der Sockelzone von Mauern oder Gebäuden.
- Taustab
- Dekoratives Werkstein- oder Stuckelement in Form eines gedrehten Seiles oder Taues.
- Teillibell
- Umfangreiche schriftliche Erbteilung, häufig unter Geschwistern vertraglich ausverhandelt.
- Tingiert
- Heraldischer Fachbegriff für ein farbig ausgeführtes Wappen.
- Tonnengewölbe
- Gewölbeform mit halbkreisförmigem, rund- oder spitzbogigem Querschnitt.
- Toskanische Säulen
- Variante der dorischen Säulenform; meist unkannelierte Schäfte mit Basis; das Kapitell besitzt häufig einen Halsring.
- Traufständig
- Orientierung des Hauses zur Straße oder Ortsmitte über die Traufseite des Daches (zumeist Längsseite des Hauses).
- Überländ
- Nicht an einen Hof gebundene Grundstücke, die von der Grundherrschaft frei vergeben werden konnten, meist außerhalb der Kernbewirtschaftsfläche gelegen.
- Umstand
- s. Gerichtsumstand
- Unvogtbar
- Wegen noch nicht erreichter Volljährigkeit („mannbare Jahre“) eingeschränkt bzw. nicht geschäftsfähig.
- Urbar
- Handschriftliches Verzeichnis über die an eine Grundherrschaft zu leistenden Abgaben.
- Urfahr
- Historischer Ausdruck (vgl. Überfuhr) für die Einnahmen aus dem Fährbetrieb zwischen zwei Flussufern.
- Verdachung
- Dachartig vorspringendes Dekorationselement über Fenstern, Türen oder Bögen.
- Verstäbung
- Dekorationsform mit plastischen, stabförmigen, z. T. sich überkreuzenden Elementen an Fenster- und Türgewänden (des späten 15. und frühen 16. Jhs.)
- Vierung (Mauerwerk)
- Einpassung eines kleinen Quaders an der Stelle einer beschädigten Quaderecke bzw. bei Lagensprung von Quadermauerwerk.
- Vierung (Architektur)
- Raumzone einer Kirche im Schnittpunkt von Längs- und Querschiff.
- Voluten
- Schneckenartig eingerolltes Bau- bzw. Dekorationselement des Renaissance- und Barockstiles zur Harmonisierung senkrechter und waagrechter Bauteile.
- Vorwerk
- Der eigentlichen Burganlage vorgelagerte Verteidigungseinrichtungen oder Bauteile.
- Walmdach
- Dachform, die auch an den Schmal- oder Giebelseiten geschrägte Dachflächen besitzt.
- Wappenkartusche
- Oft oberhalb des Tores angebrachter und in dessen Gestaltung einbezogener Zierrahmen mit dem Wappen des Besitzers, oft durch Bauinschriften ergänzt.
- Weiberlehen
- Nur über weibliche Familienmitglieder vererbbare Lehen.
- Weiler
- Siedlungsform mit unregelmäßigem Bebauungsmuster, bestehend aus maximal 6 (Klein-) bzw. 12 Gehöften (Großweiler).
- Zellengewölbe
- Rippenlose Gewölbeform des frühen 16. Jhs. mit stark strukturierter Oberfläche, die ein reizvolles Licht- Schattenspiel ergibt.
- Zelthaube, geschweifte
- Stark konkav geschwungene (Zier-)Form des Zeltdaches.
- Zwickelmauerwerk
- Mauerstruktur des späten Mittelalters, bei der größere Steine in kleinteiliges Stein- bzw. Zwickelmaterial eingebettet sind.
- Zwiebelhelm, -dach
- Geschwungen profiliert gestaltetes, in einer Spitze mündendes Dach mit rundem, quadratischem oder polygonalem Grundriss.
- Zwiesel
- Spornartiges Gelände, das in den Zusammenfluss zweier Fließgewässer ragt.
- Zwinger
- Ein von Mauern umschlossener, enger Bereich zwischen zwei Burgtoren oder inneren und äußeren Mauerzügen, der Eindringlinge kontrollieren bzw. in eine bestimmte Richtung "zwingen" sollte.